Viele Kollegen, vor allem Vermittler mit einem Anspruch auf Unabhängigkeit, klatschten laut Beifall. „Ein Traum“, reagierte einer. „Endlich setzt ein Kollege einen feinen Kontrapunkt zu den unsäglichen “Urteilen”, die die selbsternannten “Richter” von Finanztest über Finanzdienstleistungen und ihre Protagonisten fällen.“
Ein anderer schrieb Helberg: „Mit den Kommentaren zum Finanztest-”Vergleich” sprechen Sie mir aus der Seele.“ Der Test lasse augenscheinlich wirklich jegliche Professionalität vermissen, und es werde endlich Zeit, gegen Pseudospezialisten vorzugehen. Die gute Idee, den Verbrauchern eine Entscheidungshilfe zu geben, werde durch die Oberflächlichkeit ad absurdum geführt.
Auf Facebook gründeten die Makler sogar eine Gruppe, um nur über diesen Test zu diskutieren: „Friends of Finanztest Baldrian Rabatt“, heißt dieses Forum. Der Name entstammt einem Wortspiel, das Helberg und einige Kollegen zunächst auf Twitter verbreiteten: „Man gebe mir Baldrian: @Finanztest hat wieder Berufsunfähigkeitsversicherungen getestet“, zwitscherte Helberg. Darauf reagierte Finanztest mit dem Satz: „Bitte Gruppe gründen Friends of Finanztest Baldrian Rabatt .RT @ms_DEVK_bo @VersRechtAngela @MatthiasHelberg.“
Die nahezu einhellige Entrüstung der Versicherungsmakler motivierte auch andere Akteure in der Versicherungsbranche, den Test genauer unter die Lupe zu nehmen. Unter allen diesen Reaktionen sticht die Abhandlung des anerkannten Hannoveraner Analysehauses Franke & Bornberg hervor. Deren Ergebnis: Sowohl die fachliche Sorgfalt als auch die notwendige Tiefe fehle in der Untersuchung.
Es sei zwar richtig, dass in dieser Sparte bereits ein Markt mit einem großen Angebot an Top-Leistungen und niedrigen Beiträgen existiere. Doch dieser sei nur noch für wenige Verbraucher offen. Das seien zudem Leute, die diesen Schutz am wenigsten benötigten. „Die Stiftung Warentest sollte sich daher nicht nur um die „Elite der noch Versicherbaren“ wenden, sondern stärker um die große Mehrheit der Nichtversicherten kümmern, statt weitere Anreize in die gegenteilige Richtung zu setzen“, stellt das Analysehaus fest.
Die Öffentlichkeitswirkung dieses Tests sei überdies deutlich größer als das Testdesign rechtfertige. Für einige der fachlichen Mängel beziehungsweise problematische Ratschläge der Tester stünden Versicherungsmakler wahrscheinlich in der Haftung. Genau das befürchtet Helberg auch, etwa mit Blick auf Vorschläge, die Prämie durch Verzicht auf Schutz kurz vor der Rente zu senken.
Die Makler fordern nun Konsequenten vom Gesetzgeber: „Was über allgemeine Informationen und Meinungsäußerungen hinaus geht, also individuelle Beratungen, oder die Anfertigung von Tests, Ratings und Rankings muss zur Haftung desjenigen führen, der sie erstellt“, fordert Helberg. Kollegen unterstützen dies: „Es wird Zeit, dass Politik und Gesetzgeber verstehen, dass Tests und Ratings in Finanz- und Versicherungsangelegenheiten und die Institutionen, die diese erstellen, den gleichen Voraussetzungen und Haftungsregeln unterworfen werden müssen, wie sie für Berater und Vermittler gelten.“