Berufsunfähigkeitsversicherungen Versicherungsmakler blamiert Finanztest

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Wie urteilt eine neutrale Versicherungsberaterin

In zehn Schritten zur günstigen Versicherung
Wie sich 75 Prozent der Prämie sparen lassen  Solider Schutz muss nicht teuer sein. Auch in diesem Jahr können Autofahrer ihre Prämie deutlich senken, wenn sie den Anbieter wechseln und nur die individuell notwendigen Leistungen vereinbaren. Ein Rechenbeispiel zeigt, wie Versicherte in zehn Schritten ihre Prämie um mehr als 75 Prozent senken können. Das Sparpotenzial liegt im vierstelligen Eurobereich. Quelle: dpa
Angebote vergleichenJe nach Anbieter betragen die Prämienunterschiede mehr als das dreifache. Die Unternehmensberatung Nafi berechnete die Tarife für eine verheiratete, 45 Jahre alte Krankenpflegerin aus Berlin, die sich einen VW Passat Variant 2.0 TDI (136 Ps) als Jahreswagen anschaffen möchte. Für den Tarif „Optimal“ der WGV zahlt die Familie rund 4040 Euro im Jahr. Der teuerste Anbieter würde 11.986 Euro verlangen. Das Sparpotenzial liegt also bei 7946 Euro.Das hohe Prämienniveau liegt vor allem daran, dass es sich um einen Zweitwagen handelt, für den keine Vorversicherung besteht. Außer den beiden Eltern fährt auch der 19 Jahre alte Sohn, insgesamt liegt die Fahrleistung bei 25.000 Kilometer im Jahr. Das Auto steht am Straßenrand und die Familie hat ein Einfamilienhaus Der Versicherungsschutz: Haftpflicht und Vollkasko (300 Euro/150 Euro Selbstbehalt), freie Werkstattwahl und Leistungsumfang "Standard" (Marderbiss, Mallorcapolice, erweiterte Wildschadenklausel, Verzicht auf Abzug neu für alt bei Lackierung) Die Zahlung soll vierteljährlich per Rechnung erfolgen.  Quelle: ap
Typklasse auswählenNatürlich ist das Prämienniveau mit mehr als 4.000 Euro pro Jahr inakzeptabel hoch. Die Familie setzt daher zunächst beim Fahrzeug an. Mit sinkenden PS-Zahlen reduziert sich auch die Prämie. Und: Benziner sind meist günstiger als Diesel-Fahrzeuge. Die Familie entscheidet sich daher für einen Passat Variant 1.4 TSI mit 125 PS und rutscht in eine günstigere Typklasse.  Die Prämie des gleichen Tarifs sinkt auf 3.180 Euro. Das Sparpotenzial beträgt 860 Euro. Quelle: dpa
Fahrzeugalter senkenDer Versicherungsschutz für jüngere Fahrzeuge ist häufig günstiger als für ältere. Wenn der VW Passat nur elf statt 14 Monate alt ist, sinkt die Prämie bei der WGV auf 3.102 Euro. Das Sparpotenzial beträgt weitere 78 Euro. Quelle: dpa
Zahlungsmodus anpassenWer seine Prämie einmal in Jahr statt quartalsweise überweist und noch einen automatischen Bankeinzug vereinbart, kann mit einem Rabatt zwischen drei und acht Prozent rechnen. Im konkreten Fall kostet die Prämie dann 2.954 Euro. Das Sparpotenzial beträgt 148 Euro. Quelle: dpa
Mögliche Fahrer einschränkenDas Sparpotenzial ist besonders groß, wenn junge Fahrer beim Versicherungsschutz ausgeschlossen werden. Im konkreten Fall darf der 19-Jahre alte Sohn nicht mehr das Fahrzeug lenken. Zudem profitiert die Familie von einem Rabatt für Zweitwagen beim Versicherer Direct Line. Die Prämie sinkt auf 871 Euro. Das Sparpotenzial liegt 2.083 Euro. Quelle: picture alliance / dpa
Kilometerzahl realistisch einschätzenAls Zweitwagen sind 25.000 Kilometer pro Jahr sehr hoch angesetzt. Die Prämie für Vollkasko und Haftpflicht sinkt auf 784 Euro, wenn die Eltern nur 15.000 Kilometer unterwegs sind. Das Sparpotenzial beträgt 87 Euro.  Quelle: picture-alliance/ dpa

Finanztest hat nur wenige Unterstützer unter Vermittlern und Beratern. Eine der wenigen, die Finanztest zumindest teilweise verteidigte, ist Angela Baumeister. Sie genießt als Versicherungsberaterin einen vergleichsweise neutralen Status. Denn sie hilft ihren Kunden gegen ein Honorar und vermittelt keine Versicherungsverträge – im Gegensatz zu Maklern. Letztere legen zwar auch Wert auf ihre Unabhängigkeit, verdienen aber über Provisionen an der Vermittlung von Policen.

„Man kann so einen Test nicht vernünftig gestalten, wenn eben nur X von Y Kriterien in den Test einbezogen werden und es in der Berufsunfähigkeitsversicherung eigentlich keine Musterkunden mit Musterberuf und Musteralter gibt“, reagierte Baumeister auf die Kritik von Helberg. Ähnlich argumentierte Finanztest ja auch. Die Zeitschrift will für die Allgemeinheit testen.

Um so einen Test vernünftig und brauchbar zu gestalten, müsse man so viele verschiedene Tests machen, dass dies dann auf ein Fachbuch hinauslaufen würde. Denn: Es gebe viel zu viele individuelle Besonderheiten. Der eine sei noch Schüler oder Student, der andere Berufsanfänger, der nächste stehe mitten im Beruf, wieder einer sei Beamter oder wollen noch einen zweiten Bildungsweg einschlagen. Zudem gebe es eine Vielzahl von Berufen.

Aus ihrer Sicht sind die Unterschiede bei den besten Anbietern zudem nicht sehr groß. Bei den guten und sehr guten Tarifen gehe es nur um Nuancen. Wenn man auf der Basis des Grundschutzes teste, sei der Test so falsch nicht. Das Problem des Kunden dabei: „Die Kunst ist nicht den besten/billigsten Tarif zu finden, sondern den passendsten!“

Baumeister glaubt, ein wirklich gutes Ergebnis der ganzen Diskussion könne eigentlich nur sein, dass Finanztest seine Tests in dieser Sparte komplett einstellt. Sie weiß jedoch, dass dies völlig unrealistisch ist. Finanztest wäre auch schön blöd, dies zu tun, glaubt sie. „Verbraucher wollen diese Tests. Und irgendwie müssen sie eben auch einen ersten Anhaltspunkt bekommen können.“

Ihr Fazit: Der Test wäre wohl nicht so skandalös, wenn Finanztest deutlich auf folgende Punkte hinweisen würde:

  • Er ersetzt keine Beratung.

  • Er liefert einen ersten Anhaltspunkt liefert, welche Tarife man sich näher angucken kann.

  • Er gibt Hinweise, welche Tarife zumindest einen "gängigen" Grundschutz bieten.

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