Auch andere Marktbeobachter sind skeptisch. „Als Basisanlage für die Altersvorsorge ist eine vermietete Eigentumswohnung eher nicht geeignet“, warnt Jörg Sahr. Da so viel Kapital eingesetzt werden müsse, sei eine Streuung des Anlagebetrags für Kleinanleger kaum möglich. Der Stiftung Warentest-Experte empfiehlt diese Vorsorgeform nur Anlegern, die bereits über andere Ersparnisse verfügen.
Wer vermieten möchte, muss sich über alle denkbaren Konsequenzen im Klaren sein. „Auch Mietausfälle bei Leerstand müssen überbrückt werden“, sagt Verbraucherschützer Scobel. „Eine Zwei-Zimmerwohnung in Hamburg wird man immer los, in anderen Lagen kann kurzfristiges Vermieten allerdings problematisch werden“. Auch der zeitliche Aufwand wird oft unterschätzt, nicht jeder hat das Geld für einen Dienstleister, der sich um den oder die Mieter kümmert.
„Wenn möglich sollten Anleger in eine Immobilie nahe ihres eigenen Wohnorts investieren“, sagt Braun. Nun wohnt aber nicht jeder im Speckgürtel von Renditebringern wie Hamburg, Berlin, München oder Frankfurt. „Viele wählen zwar die richtige Immobilie, müssen aber im Zweifel Abstriche bei der Lage machen“, so Braun. Er rät nur denen zur Vorsorge mit vermieteten Wohnungen, die Ahnung vom Immobilienmarkt haben. „Im Vergleich zu Lebensversicherungen mit einer garantierten Auszahlung sind Immobilien riskanter“, sagt Braun. Man könne eben auch Verluste einfahren. Wer allerdings Angst um das Überleben des Euro habe, der sei mit Betongold eher auf der sicheren Seite. „Was den Kapitalerhalt angeht sind Immobilienbesitzer im Vorteil“, sagt Braun. Bei der Rendite sehe das schon wieder ganz anders aus.
Alternativen skizzieren
Grundsätzlich sollten vor dem Kauf der Vorsorge-Immobilie alternative Szenarien durchgespielt werden. Etwa wenn das vorhandene Eigenkapital nicht in die Finanzierung der Immobilie, sondern in ein Mischdepot aus Aktien, Gold, Tagesgeld und Anleihen investiert wird. „Egal wie vorgesorgt wird, es ist immer eine Wette auf die Zukunft“, sagt Scole. Wer mit langfristig niedrigen Anlagezinsen rechnet, fährt mit einer Immobilie möglicherweise besser. Wer meint, es könne am Zinsmarkt angesichts des Tiefs eigentlich nur noch nach oben gehen, nimmt das Mischdepot und versucht, ein kleines Stück von der derzeitigen Börseneuphorie mitzunehmen.
Aktuell spricht ein weiterer Faktor gegen Immobilien – allerdings auch gegen die meisten anderen Arten der Altersvorsorge. „Bei Immobilien ist das angelegte Kapital sehr langfristig gebunden“, sagt Scole. Die aktuellen Kapriolen am Zinsmarkt sind für derartige Langzeitbeziehungen aber ungeeignet. Keiner weiß, ob das Umfeld in ein oder zwei Jahren nicht schon ganz anders aussieht. „Wer Immobilien kurzfristig verkaufen muss, macht in vielen Fällen große Verluste“, sagt der Verbraucherschützer.
Sparer wie Ehepaar G. stehen also nicht zwingend schlechter da als ihre Freunde in der Doppelhaushälfte. Einiges hängt von der Entwicklung der Zinsen ab. Viele Mieter machen allerdings den Fehler, dass sie das Geld, was sie gegenüber dem Häuslebauer sparen, nicht anlegen. Gleichzeitig wohnen viele Hausbesitzer am Ende zwar mietfrei, haben aber sonst keinerlei private Rente angespart.