Betriebliche Altersvorsorge Die Vorzüge einer Betriebsrente

Die Deutschen sind mit Blick auf ihre Altersrente frustriert. Dabei schätzen sie ihre Möglichkeiten zur Vorsorge schlechter ein, als sie sind und vernachlässigen die betriebliche Altersversorgung – zu Unrecht.

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2018 könnten die Renten deutlich steigen, und trotzdem die Rentenbeiträge leicht sinken. Das ist aber nicht weitsichtig. Quelle: dpa

Das Thema Altersarmut sorgt für lebhafte Debatten in der Politik und für Resignation bei den Betroffenen. Das geht zumindest aus einer Umfrage des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hervor, die im Sommer 2013 unter knapp 6000 Beschäftigten durchgeführt und Mitte Oktober veröffentlicht wurde. Demnach rechnen 42 Prozent damit, dass ihre gesetzliche Rente nicht ausreichen wird, um im Alter davon zu leben. Weitere 40 Prozent glauben, dass die Rente gerade so genügen wird.

Das Ergebnis ist wenig überraschen. Bei den Rentenreformen der vergangenen Dekade (zum Beispiel Rente mit 67) lernte auch die breite Öffentlichkeit, dass es eine „Rentenlücke“ im Verhältnis zum Arbeitseinkommen gibt, die nur durch mehr betriebliche und private Altersvorsorge gemindert werden kann – sonst droht Altersarmut. Umso erstaunlicher ist aber das Ergebnis derselben Umfrage, demzufolge mehr als zwei Drittel der Befragten behaupten, keine oder nur geringfügige Angebote zur betrieblichen Altersversorgung (bAV) von ihrem Arbeitgeber zu erhalten. Erstaunlich deshalb, weil sie laut Gesetz einen Anspruch auf ein betriebliches Vorsorgeangebot haben. Noch schlimmer: Bei denen, deren gesetzliche Rente nicht zum Leben reichen wird, steigt dieser Anteil sogar auf 77 Prozent. Annelie Buntenbach vom DGB-Vorstand wertet das im Vorwort der Studie so: „Ausgerechnet diejenigen, die eine Betriebsrente am dringendsten brauchen, sind am schlechtesten damit versorgt.“ Sie fordert von der neuen Regierung nach vier Jahren Stillstand deshalb deutlich mehr Engagement zur Sicherung der Altersbezüge.

So viel Betriebsrente zahlen die Dax-Konzerne
Zuletzt ist die Lufthansa angesichts historisch niedriger Zinsen bei der Altersversorgung auf die Bremse getreten: Die Fluggesellschaft will ihren Inlands-Mitarbeitern keine feste Zinsen bei der Betriebsrente mehr garantieren. Andernfalls müsste das Unternehmen im Jahr 2014 gut eine halbe Milliarde Euro zuschießen. Quelle: dpa
Die Commerzbank hat diesen Schritt bereits vor gut zehn Jahren vollzogen: 2004 kündigte Deutschlands zweitgrößte Bank ihren Angestellten zum 31.12. die Betriebsrente. Seit Januar 2005 zahlt die Commerzbank statt eines leistungsbezogenen, festen Beitrages nur noch 2,5 Prozent des Jahresentgeltes für jeden Mitarbeiter. Quelle: REUTERS
Die Deutsche Bank verzinst den Versorgungsbeitrag neu eingestellter Mitarbeiter seit 2005 marktabhängig. Quelle: AP
Auch beim Technologiekonzern Siemens gibt es für die Mitarbeiter keinen festen Betrag. Das Münchner Unternehmen orientiert sich bei der Verzinsung der vollständig vom Unternehmen finanzierten Altersversorgung seit 2003 am Garantiezins für Lebensversicherungen - dieser ist mittlerweile auf 1,75 Prozent gesunken. Quelle: dpa
Der Autobauer Daimler hingegen überlässt die Betriebsrente den Launen des Kapitalmarktes: Seit 2012 bekommen alle neuen Mitarbeiter bei Daimler eine kapitalmarktorientierte Betriebsrente. Das heißt: Feste Beiträge gibt es nicht mehr, die Höhe der Bezüge orientiert sich am marktüblichen Zins. Quelle: dpa
Bei Konkurrent BMW bekommen die Mitarbeiter ein Altersruhegeld von neun Euro pro Dienstjahr plus Zinsen. Quelle: dpa
Wer stattdessen bei Thyssenkrupp beschäftigt ist, bekommt eine Direktzusage mit Einmalzahlung. Der Konzern überprüft allerdings regelmäßig die Angemessenheit der bestehenden Betriebsrentenzusagen und passt gegebenenfalls den Garantiezins an. Quelle: dpa

Zunehmend unpopulär

Die Rente vom Chef hat sich offenbar noch nicht ausreichend verbreitet. „Die betriebliche Altersversorgung befindet sich nicht in einer Krise, sie steht aber vor deutlichen Herausforderungen“, glaubt Richard Herrmann, Vorstandsvorsitzender des Beratungsunternehmens Heubeck, das sowohl Pensions- und Versorgungskassen als auch internationale Konzerne, Verbände und staatliche Institutionen im Bereich der betrieblichen Altersversorgung unabhängig berät. „Vor allem vor dem Hintergrund niedriger Zinsen und im Bereich der Flexibilisierung beim Übergang in den Ruhestand muss die bAV für Arbeitnehmer und Arbeitgeber besser werden – denn sie ist notwendiger denn je.“

Dabei haben tatsächlich ausnahmslos alle Arbeitnehmer einen gesetzlichen Anspruch auf Entgeltumwandlung für die betriebliche Altersversorgung. Das Prinzip der Entgeltumwandlung ist für Arbeitnehmer wie Arbeitgeber grundsätzlich von Vorteil. Nicht der Arbeitnehmer selbst, sondern sein Arbeitgeber zahlt in eine Versorgungslösung ein. Das Geld wird dem Arbeitnehmer vom Bruttolohn abgezogen. Dadurch zahlt er für den angesparten Betrag keine Einkommensteuer, die Einkommensteuer auf den übrigen Lohn fällt entsprechend kleiner aus. Der Arbeitgeber hingegen kann die Kosten für die Versorgungslösung als Betriebsausgaben von der Steuer absetzen. In vielen Fällen - wenn auch nicht allen - ist die Einzahlung in die bAV auch von den Sozialabgaben befreit – wovon Arbeitgeber und Arbeitnehmer zunächst profitieren. Steuern und Sozialabgaben werden erst in der Rentenbezugsphase fällig – und fallen zumindest beim zu zahlenden Steuersatz regelmäßig deutlich niedriger aus als in Einzahlungsphase. Hinzu kommt, dass der Arbeitgeber die Konditionen mit einer Versorgungseinrichtung aushandelt. Die bAV-Verträge sind daher oftmals kostengünstiger und renditestärker, als vergleichbare Lösungen der privaten Vorsorge.

Sicherheit geht vor Rendite

So viel Rente bekommen Sie
DurchschnittsrentenLaut den aktuellen Zahlen der Deutschen Rentenversicherung bezogen Männer Ende 2014 eine Durchschnittsrente von 1013 Euro. Frauen müssen inklusive Hinterbliebenenrente mit durchschnittlich 762 Euro pro Monat auskommen. Quellen: Deutsche Rentenversicherung; dbb, Stand: April 2016 Quelle: dpa
Ost-Berlin mit den höchsten, West-Berlin mit den niedrigsten RentenDie Höhe der Rente schwankt zwischen den Bundesländern. Männer in Ostberlin können sich mit 1147 Euro Euro über die höchste Durchschnittsrente freuen. In Westberlin liegt sie dagegen mit 980 Euro am niedrigsten. Aktuell bekommen männliche Rentner: in Baden-Württemberg durchschnittlich 1107 Euro pro Monat in Bayern durchschnittlich 1031 Euro pro Monat in Berlin (West) durchschnittlich 980 Euro pro Monat in Berlin (Ost) durchschnittlich 1147 Euro pro Monat in Brandenburg durchschnittlich 1078 Euro pro Monat in Bremen durchschnittlich 1040 Euro pro Monat in Hamburg durchschnittlich 1071 Euro pro Monat in Hessen durchschnittlich 1084 Euro pro Monat in Mecklenburg-Vorpommern durchschnittlich 1027 Euro pro Monat in Niedersachsen durchschnittlich 1051 Euro pro Monat in Nordrhein-Westfalen durchschnittlich 1127 Euro pro Monat im Saarland durchschnittlich 1115 Euro pro Monat in Sachsen-Anhalt durchschnittlich 1069 Euro pro Monat in Sachsen durchschnittlich 1098 Euro pro Monat in Schleswig-Holstein durchschnittlich 1061 Euro pro Monat in Thüringen durchschnittlich 1064 Euro pro Monat Quelle: AP
Frauen mit deutlich weniger RenteFrauen im Ruhestand bekommen gut ein Drittel weniger als Männer. Auch sie bekommen in Ostberlin mit durchschnittlich 1051 Euro die höchsten Bezüge. Am wenigsten bekommen sie mit 696 Euro in Rheinland-Pfalz. Laut Deutscher Rentenversicherungen beziehen Frauen inklusive Hinterbliebenenrente: in Baden-Württemberg durchschnittlich 772 Euro pro Monat in Bayern durchschnittlich 736 Euro pro Monat in Berlin (West) durchschnittlich 861 Euro pro Monat in Berlin (Ost) durchschnittlich 1051 Euro pro Monat in Brandenburg durchschnittlich 975 Euro pro Monat in Bremen durchschnittlich 771 Euro pro Monat in Hamburg durchschnittlich 848 Euro pro Monat in Hessen durchschnittlich 760 Euro pro Monat in Mecklenburg-Vorpommern durchschnittlich 950 Euro pro Monat in Niedersachsen durchschnittlich 727 Euro pro Monat in Nordrhein-Westfalen durchschnittlich 749 Euro pro Monat im Saarland durchschnittlich 699 Euro pro Monat in Sachsen-Anhalt durchschnittlich 964 Euro pro Monat in Sachsen durchschnittlich 983 Euro pro Monat in Schleswig-Holstein durchschnittlich 744 Euro pro Monat in Thüringen durchschnittlich 968 Euro pro Monat Quelle: dpa
Beamtenpensionen deutlich höherStaatsdienern geht es im Alter deutlich besser. Sie erhalten in Deutschland aktuell eine Pension von durchschnittlich 2730 Euro brutto. Im Vergleich zum Jahr 2000 ist das ein Zuwachs von knapp 27 Prozent. Zwischen den Bundesländern schwankt die Pensionshöhe allerdings. Während 2015 ein hessischer Staatsdiener im Ruhestand im Durchschnitt 3150 Euro ausgezahlt bekam, waren es in Sachsen-Anhalt lediglich 1940 Euro. Im Vergleich zu Bundesbeamten geht es den Landesdienern dennoch gut. Im Durchschnitt kommen sie aktuell auf eine Pension von 2970 Euro. Im Bund sind es nur 2340 Euro. Quelle: dpa
RentenerhöhungIm Vergleich zu den Pensionen stiegen die normalen Renten zwischen 2000 und 2014 deutlich geringer an. Sie wuchsen lediglich um 15,3 Prozent. Quelle: dpa
Reserven der RentenkasseDabei verfügt die deutsche Rentenversicherung über ein sattes Finanzpolster. Nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung betrug die sogenannte Nachhaltigkeitsrücklage Ende 2014 genau 35 Milliarden Euro. Das sind rund drei Milliarden Euro mehr als ein Jahr zuvor. Rechnerisch reicht das Finanzpolster aus, um fast zwei Monatsausgaben zu bezahlen. Nachfolgend ein Überblick, mit welcher Rente die Deutschen im aktuell im Durchschnitt rechnen können: Quelle: dpa
Abweichungen vom StandardrentnerWer 45 Jahre in den alten Bundesländern gearbeitet hat und dabei den Durchschnittslohn verdiente, bekommt pro Monat 1314 Euro ausgezahlt. Bei 40 Arbeitsjahren verringert sich die monatliche Auszahlung auf 1168 Euro. Wer nur 35 Jahre im Job war, bekommt 1022 Euro. Quelle: Fotolia

Dass die betriebliche Altersvorsorge einen Teil ihrer Attraktivität eingebüßt hat, liegt an verschiedenen Gründen. Zum einen leiden auch deren Versorgungseinrichtungen unter den niedrigen Zinsen, die mit festverzinslichen Anlagen erzielbar sind. Die Zinseszinswirkung, ist Herrmann vom bAV-Berater Heubeck überzeugt, werde weithin unterschätzt. „Erhält der Mitarbeiter auf sein angespartes Guthaben bis zur Rente in rund dreißig Jahren nur eine um ein Prozent niedrigere Durchschnittsrendite, müsste er, um das auszugleichen, bereits 35 Prozent mehr in den Sparvertrag einzahlen“, sagt Herrmann.

Bislang können Angestellte nur bis zu vier Prozent des Bruttogehalts sparen, maximal aber bis Beitragsbemessungsgrenze in der Rentenversicherung, also 2784 Euro im Jahr. „Die steuerlich begünstigte Obergrenze für Sparer muss angesichts der niedrigen Renditen angehoben werden“, sagt Experte Herrmann. „Für gut verdienende Mitarbeiter reicht es so nicht mehr für eine attraktive Betriebsrente. Angestellte sollten daher mehr steuerbegünstigt sparen dürfen. Auch eine generelle Befreiung von Sozialabgaben auf den Sparbetrag würde die bAV wieder attraktiver machen.“

Höhere Renditen können die bAV-Einrichtungen nicht ohne weiteres erzielen, weil sie auch immer mit höheren Anlagerisiken verbunden sind. „Die gesetzlich erlaubte Aktienquote von 30 Prozent schöpft kein bAV-Anbieter aus. Die Schwankungen in der Bewertung der Kapitalrücklage würden höhe Risikopuffer erfordern. Um die vereinbarten Rentenzahlungen weiterhin garantieren zu können, müssen die Versicherer ihre Risiken entsprechend ihrer Tragfähigkeit jedoch im Zaum halten“, sagt Heubeck-Chef Herrmann.

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Kaum seriös kalkulierbar

Ob sich am Ende eines Lebens die bAV besser bezahlt gemacht haben wird, als eine private Vorsorge per Rentenversicherung oder Riester-Rente, lässt sich heute kaum seriös kalkulieren. Denn es gibt allein fünf unterschiedliche Durchführungswege für die bAV. Beliebt ist aber derzeit vor allem die Direktversicherung, eine Versicherungslösung, die wie eine Rentenversicherung dem gesetzlichen Garantiezins von 1,75 Prozent unterliegt. Hinzu kommt für den Sparer noch die Beteiligung an erzielten Überschüssen. Noch liegt die Gesamtrendite in vielen Verträgen bei vier Prozent, bei neuen Verträgen dürfen Mitarbeiter nur noch mit einer drei vor dem Komma rechnen. Je länger die Niedrigzinsphase dauert, umso weniger wird es am Ende sein.

Leider gibt es derzeit eine Tendenz bei den Arbeitgebern, die Risiken der Geldanlage zunehmend allein den Arbeitnehmern zu überlassen. Gab es früher vor allem klare Leistungsversprechen der Arbeitgeber, die ihren Mitarbeitern eine bestimmte Rente im Alter zusagten, sind es heute zunehmend reine Beitragsversprechen. Die Arbeitgeber garantieren nur, die Abzüge vom Lohn in eine Versorgungslösung einzuzahlen. Eine konkrete Rentenhöhe oder Verzinsung meiden sie, weil die notwendigen Renditen immer schwerer erreichbar sind und im Zweifel das Unternehmenskapital belasten. Jüngstes Beispiel für so einen Fall war Lufthansa.

Baustein im Vorsorgemix

Deutsche Anleger bangen um ihr Geld
Wie sehen die deutschen Anleger die Euro-Krise? Worauf setzen sie bei der Altersvorsorge? Zum dritten Mal führte das Gothaer Asset Management in Zusammenarbeit mit der GfK Marktforschung eine repräsentativen Studie durch, die das Anlageverhalten der Deutschen beleuchten sollte. Die Ergebnisse sind zum Teil widersprüchlich. Was wollen die Anleger? Quelle: dpa
Wovor fürchten sich die Anleger am meisten? Die Studie zeigt: Fast die Hälfte (47,3 Prozent) der Bundesbürger sieht die steigende Inflation als größtes Problem an. 34,5 Prozent haben Sorge, dass sie ihren Lebensstandard nicht halten können. Ein Auseinanderbrechen der Währungsunion befürchten lediglich 18 Prozent. Quelle: dpa
Die Sicherheit ihrer Geldanlage hat für die Deutschen nach wie vor höchste Priorität. Für 60,3 Prozent der Befragten ist dieser Aspekt entscheidend, das sind ungefähr genauso viele wie im Vorjahr. Eine möglichst hohe Rendite spielt dagegen nur für 11,4 Prozent der Bürger eine vorrangige Rolle. Quelle: dpa
Laut Umfrage war die Risikobereitschaft der Deutschen noch nie so gering wie heute. Auf die Frage, ob sie bereit seien, bei der Geldanlage ein höheres Risiko einzugehen als früher, antworteten 93,4 Prozent der Befragten mit Nein. Quelle: dpa
Trotz minimaler Zinsen bleibt das Sparbuch mit einem Anteil von 42,4 Prozent die liebste Anlageform der Deutschen. Rund 30 Prozent legen ihr Vermögen überhaupt nicht an. Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
Ein Risiko will kaum jemand eingehen. Fonds (8,8 Prozent) und Einzelaktien (4,8 Prozent) liegen abgeschlagen auf den hinteren Rängen. Das ist angesichts der wachsenden Furcht vor der Geldentwertung umso überraschender. Quelle: dpa
Auch eine Geldanlage außerhalb Europas ist für die meisten (88,9 Prozent) kein Thema, daran ändert auch die Krise offenbar nichts. Dabei raten Experten stets dazu, das Geld bei der Anlage möglichst breit zu streuen. Quelle: dpa

Die bAV hat dennoch ihren Platz im Vorsorgemix verdient. Zum einen ist sie sicher, weil die bAV- Rente über den Pensionssicherungsverein gegen einen Konkurs des Unternehmens abgesichert ist, der Arbeitgeber für die bAV einstehen muss und die einmal erreichten Anwartschaften inzwischen schon nach drei Jahren Betriebszugehörigkeit unverfallbar sind, das heißt sie bleiben dem Arbeitnehmer in jedem Fall erhalten und sind garantiert.

Zum anderen aber schießen viele Arbeitgeber ihrerseits Geld zu. Vor allem in Tarifverträgen ist das häufig geregelt, etwa im Fall der 2001 eingeführten Metallrente für Mitarbeiter der Metall- und Elektroindustrie. Aber auch dort, wo kein Arbeitgeberzuschuss vereinbart ist, lassen sich solche Lösungen aushandeln. Schließlich spart der Arbeitgeber in der Regel ebenfalls Steuern und Sozialabgaben. Zahlt er seinerseits nur die Hälfte der Ersparnis in den Vertrag für seinen Mitarbeiter ein, hebelt das die Rendite aus Arbeitnehmersicht gleich nach oben. Viele Arbeitgeber lassen sich auf solche Lösungen ein.

Ein Punkt, der lange als großer Nachteil der betrieblichen Altersversorgung galt, hat sich inzwischen gebessert, nämlich die Portabilität. Gemeint ist damit die Mitnahme erzielter Anwartschaften auf eine Betriebsrente zu einem anderen Arbeitgeber. Angesichts zunehmend wechselhafter Erwerbsbiografien ein wichtiger Punkt. Inzwischen muss der alte Arbeitgeber der Übertragung der Rentenansprüche des Arbeitnehmers nicht mehr zustimmen, lediglich der neue Arbeitgeber muss einverstanden sein und die Vorsorgelösung übernehmen oder auf seine eigene Versorgungseinrichtung übertragen. Angesichts des wachsenden Fachkräftemangels ist das zunehmend möglich.

Weil aber immer noch nur jeder zweite sozialversicherungspflichtig Beschäftigte bereits Ansprüche auf eine bAV erworben hat, plädieren sowohl der Deutsche Gewerkschaftsbund als auch der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) für das sogenannten Opting-out per Gesetz. Dann würde jeder Arbeitnehmer zwingend mit Unterzeichnung eines Arbeitsvertrages eine betriebliche Altersversorgung abschließen, es sei denn, er widerspricht explizit. Während die Gewerkschaften dafür plädieren, im Zuge dieser Lösung auch die Arbeitgeber zu Einzahlungen – etwa in Höhe der Einsparungen – zu verpflichten, geht es dem GDV um etwa mehr staatliche Unterstützung. Kommt es zum Opting-out, so sollte es eine durchgängig Befreiung von Steuern und Sozialabgaben geben. Außerdem sollte der maximal einzahlbare Betrag von vier auf acht Prozent der Beitragsbemessungsgrenze steigen. Das entspräche für das kommende Jahr einem Betrag von 5712 Euro.

Den Vorschlag des GDV sieht Berater Herrmann höchst skeptisch. Zwar würde zunächst deutlich mehr betriebliche Altersvorsorge betrieben und vermutlich viel Geld der Angestellten an bAV-Anbieter fließen. „Sicher wäre Opting-Out ein Instrument zur Förderung der Altersvorsorge und würde dem ordnungspolitischen Ziel der Bekämpfung von Altersarmut dienen. Aber es ist ein massiver Eingriff in die Entscheidungsfreiheit.“ Weit marktwirtschaftlicher wäre es hingegen, über Information, Transparenz und gezielte Anreize die betriebliche Altersversorgung für Arbeitgeber und Arbeitnehmer wieder interessanter zu machen – und dann den Arbeitnehmer frei entscheiden zu lassen.

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