




Optimisten ignorieren Krankheit und Alter so lange es geht. Pessimisten dagegen überlegen sich schon heute sicherheitshalber, welche Sorgen morgen anstehen könnten.
Welche Geisteshaltung die berechtigtere ist, bleibt ungeklärt. Mit Zahlen und Fakten aber lässt sich untermauern, welche Zukunftssorgen der Deutschen zu Alter, Krankheit und Rente eigentlich wie berechtigt sind. Und welche tatsächlichen Gefahren – wie Berufsunfähigkeit – ihnen zwar bewusst sind, aber gründlich ignoriert werden.

Die Gothaer-Versicherung gab dazu eine Forsa-Umfrage unter 1000 Menschen ab 18 Jahren in Auftrag. Das Ergebnis: Erst Gefahren, die den Deutschen immer und immer wieder eingebläut werden, führen auch zu Vorsorgemaßnahmen. Ansonsten sollen es die gesetzlichen Sozialversicherungen oder die Familie schon richten. Kein gutes Zeugnis
Beispiel Berufsunfähigkeit
Glücklich, wer bis 1960 geboren wurde, denn diese Jahrgänge beziehen im Fall einer Berufsunfähigkeit noch eine staatliche Rente. Für alle ab 1961 wurde das massiv zusammengestrichen. Eine Lücke, die die Betroffenen großzügig ignorieren.
Dabei gilt Berufsunfähigkeit auch unabhängigen Verbraucherschützern als eine der wenigen Gefahrenquellen im Leben, die es tatsächlich privat abzusichern gilt, über Rücklagen oder eine private Versicherung.
Doch im Notfall verlassen sich 74 Prozent der Bürger auf die mickrigen Leistungen der gesetzlichen Sozialversicherung. Hausfrauen hängen bei der Absicherung des eigenen Invaliditätsrisikos finanziell noch immer stark von ihrem Lebenspartner ab. Sie sehen in der Umfrage folglich weitaus skeptischer in die Zukunft als Männer. Und sorgen mehrheitlich trotzdem nicht vor.
Laut Forsa-Umfrage schätzen 48 Prozent der Berufstätigen ihr Risiko, im aktuellen Job berufsunfähig zu werden, als relativ gering ein. Sollte es sie doch erwischen, rechnen sie am ehesten mit Erkrankungen des Bewegungsapparats oder einem Krebsleiden, die eigene Psyche halten sie für ausreichend stabil. Dabei ist es gerade andersherum: 42,1 Prozent der Betroffenen können wegen psychischer Erkrankungen ihren Lebensunterhalt nicht mehr verdienen. 12,5 Prozent überleben eine Krebserkrankung, aber finden nicht mehr zu alter Kraft zurück.

Beispiel Pflege
Kognitive Dissonanz herrscht auch bei der Angst vor, im Alter zu einem Pflegefall zu werden.
So kommt die Studie zu dem Schluss: Jeder dritte Bundesbürger ignoriert das Risiko, vor allem Jüngere unter 30 Jahren. Zwar steigt im Allgemeinen die Einsicht je näher die Einschläge kommen, doch auch viele Ältere verlassen sich im Ernstfall allein auf die gesetzliche Pflegeversicherung. Dass deren monatliche Auszahlungen die tatsächlichen Kosten eines Pflegefalls nicht abdecken, ist bekannt, wird aber ignoriert. Stattdessen erwarten die Unterstützung ihres Lebenspartners und ihrer Kinder. Doch es gibt immer weniger Kinder und die ziehen aus beruflichen Gründen immer weiter fort.
Eine Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach kam zu dem Schluss: 27 Millionen Bundesbürger werden in zehn Jahren mindestens einen Pflegefall in der Familie haben, fast dreimal so viele wie heute.
Vorsorge
Beispiel Rente
Nein, die Rente ist nicht sicher, auch wenn der einstige Arbeitsminister Norbert Blüm sein Mantra noch immer unverdrossen in Talkshows predigt. Längst trauen die Bürger, auch wegen der medialen Dauerpräsenz des Rentenproblems, solchen Beruhigungsrufen nicht mehr, sondern sorgen selbst vor.
Schon die unter 30-Jährigen wollen ihre sichere Rentenlücke mit kapitalgedeckten Produkten und anderen Geldanlagen zu schließen. Zudem erwarten sie, auch im Alter noch nebenher jobben zu müssen. Ihre klare Einsicht: ansonsten droht Altersarmut.