Börsenguru Marc Faber "Auf jeden Fall einen Teil in Aktien packen"

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Dann wären 100 Prozent Plus beim Gold noch locker drin?

Faber: Es gibt Leute, die meinen gar, gemessen an der Relation von Geldbasis und Goldreserven der USA, sollte der Goldpreis bei über 10 000 Dollar stehen. Ich streite mich nicht darüber.

Es wird viel geredet über Gold, aber sehr verbreitet ist es bei Anlegern noch nicht.

Faber: Ja, das ist tatsächlich so. Ich war kürzlich auf einer Konferenz von Hedgefondsmanagern in Singapur, alles intelligente Leute, dürfte man annehmen. Ich habe die mal gefragt, wie viele von ihnen Gold besitzen. Da war nicht einer dabei. Auf einer anderen Konferenz habe ich das wieder gefragt. Da waren es auch nur drei Leute – von 500. Das hat mich trotzdem noch mehr erstaunt, denn es war auf einer Rohstoffkonferenz der Standard Bank, also bei Leuten, bei denen man eigentlich eine gewisse Nähe zu Gold vermuten könnte. Auch die Staatsfonds haben kein Gold, keine Unze. Die werden aber irgendwann Bedenken bekommen, bezüglich des Dollar und des Euro, der ja nicht wesentlich besser ist. Und dann kommen sie vielleicht auf die Idee, fünf Prozent ihres Vermögens in Gold zu investieren.

Was soll der Anleger machen?

Faber: Auf keinen Fall sein ganzes Vermögen in Gold packen und dafür vielleicht noch Geld aufnehmen. Dann hat er keine regelmäßigen Erträge aus seinen Anlagen, sondern wettet nur darauf, dass der Goldpreis steigt. Aber vielleicht steigt der ja mal ein Jahr nicht.

Und sonst? Soll man jetzt Aktien kaufen?

Faber: Wie die Welt in zehn Jahren ausschauen wird, wissen wir nicht. Am besten ist deshalb eine gewisse Diversifikation, also in etwa gleichgewichtet in Gold, Immobilien, Aktien und Unternehmensanleihen anzulegen. Man braucht ja einen gewissen Cash-Flow, also regelmäßige Zuflüsse. Angenommen, die Börse fällt noch um 20 bis 30 Prozent, dann sind Aktien wahrscheinlich wieder relativ günstig, also müsste man nachkaufen, um die Aktienquote zu halten. Wenn der Goldpreis etwas fällt, kann man entsprechend Gold zukaufen.

Wichtig für die Börsen wird die weitere Entwicklung in China sein. Sie leben in Asien und reisen häufig nach China. Wird Chinas Wirtschaft einbrechen?

Faber: Ich nehme an, dass es nicht so extrem kommen wird, wie manche Superpessimisten sagen. Chinas Bevölkerung ist ungefähr zweimal so groß wie die von Europa und Amerika zusammen. Man kann China eigentlich nicht als ein Land betrachten, sondern als verschiedene Länder, die jeweils ihre eigene Wirtschaft haben. Die Industrien sind an der Küste, also in Guangdong, um Shanghai herum oder in Tianjin. Dagegen gibt es im Binnenland Gebiete, die praktisch nicht entwickelt sind. Vergleichen Sie China mit den USA im 19. Jahrhundert. Dort entwickelte sich die Wirtschaft zuerst an der Ostküste, dann im Gebiet der Großen Seen und schließlich an der Westküste. Da gab es in einigen Gebieten wirklich starke Rezessionen und Depressionen, in anderen Teilen aber nicht. Es könnte zum Beispiel in Shanghai zu einem Immobiliencrash kommen, aber in anderen Städten nicht. Und die Chinesen haben natürlich gewisse Mittel, mit deren Hilfe sie die Wirtschaft noch beleben können.

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