Ceinex Warum China-Aktien sich in Deutschland so schwer tun

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Deutscher Argwohn gegen chinesische Börsenkandidaten

Schließlich endete der erste Versuch, China-Aktien nach Frankfurt zu bringen, in einem Desaster. Aus dieser Zeit rührt der deutsche Argwohn gegenüber chinesischen Börsenkandidaten. Damals wagten vor allem kleine und selbst in ihrem Heimatmarkt China recht unbekannte Unternehmen aus der Provinz den Sprung nach Frankfurt. Einige wurden später als Betrüger entlarvt. So tauchten 2014 die Chefs des chinesischen Schuhherstellers Ultrasonic mit Teilen des Aktionärsvermögens ab.

Negativerfahrungen dieser Art will Ceinex dieses Mal um jeden Preis verhindern. Deshalb sollen nur renommierte Großunternehmen zugelassen werden, die in China bereits an der Börse sind. Besonders willkommen sind Kandidaten mit einem großen internationalen Geschäft. Der Hausgerätehersteller Haier verfügt da über das passende Profil.

Im November vergangenen Jahres hatte Ceinex gesagt, dass auch an Projekten der neuen Seidenstraße beteiligte Unternehmen für ein Frankfurter Listing in Frage kämen. Mit der Seidenstraßen-Initiative will Peking seine weltweiten Handelswege ausbauen und in den kommenden Jahren bis zu eine Billion Dollar in Asien, Osteuropa und Afrika investieren. Die Initiative wird gerne als Schlagwort herumgereicht, um damit um Pekings Gunst zu buhlen. Im Winter hieß es noch, dass man bereits konkrete Gespräche mit Firmen aus der Energie- und Baubranche sowie der Bahnindustrie führe.

Noch hat kein Unternehmen aus diesen Branchen öffentlich Interesse für ein Listing in Frankfurt bekundet. Und dass, obwohl die Unternehmen hier Rückendeckung von höchster Stelle genießen. „Man darf vermuten, dass Chinas Regierung die großen börsennotierten Unternehmen durchaus deutlich darauf hinweisen wird, dass sie ein Listing von D-Aktien in Deutschland als wichtige Unterstützung für die chinesische Volkswirtschaft sieht“, sagt KPMG-Experte Schilmar.
Unklar ist, ob sich Listings von an der Seidenstraße beteiligten Unternehmens mit den Vorstellungen privater Aktionäre vertragen würden. Chinesische Staatsunternehmen unterliegen formell oder effektiv der Kontrolle des Staates. Peking versteht die Infrastruktur als hoheitliche Aufgabe, viele wichtige Player aus dem Sektor sind Staatsunternehmen. Die Branche ist ein zentraler Bestandteil der chinesischen Wirtschaftspolitik. Ein Einfluss auf diese Unternehmen durch externe Investoren ist dort kaum vorstellbar. Möglich wäre ein Listing eines Tochterunternehmens, das in den Ländern entlang der Seidenstraßen-Initiative aktiv ist.

Vielleicht hat sich aber seit der Einrichtung der Ceinex der wirtschaftspolitische Wind in China gedreht. Jedenfalls will die Regierung an ausländischen Börsen notierende chinesischen Unternehmen zurück in die Heimat holen.

Um seine Top-Performer nicht mehr ans Ausland zu verlieren, versucht Peking heute, diese durch attraktivere Angebote und verschlankte Regularien zurück nach China zu locken. „Das System ist gewachsen und kann heute besser einschätzen, wie es mit komplizierteren Fällen umzugehen hat“, sagt M&A-Berater Berners. Für die heimischen Firmen hat ein Listing in Shenzhen oder Shanghai viele Vorteile. Zuhause profitieren sie von einem hohen Bekanntheitsgrat. Aber im Ausland kennt kaum jemand die im chinesischen Heimatmarkt so erfolgreichen Start-ups wie den Autobauer Xpeng, den Essenslieferanten Ele.me oder das KI-Start-up Megvii, die teilweise millionenschwere Bewertungen haben.

Wer nicht an Chinas Börsen gelistet ist, verliert Zugang zum chinesischen Kapitalmarkt. Und dieser ist für Unternehmen besonders attraktiv. Sie können dank höherer Bewertungen mehr Geld einsammeln. „Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist allgemein sehr hoch“, sagt M&A-Berater Berners. „Häufig auch sehr viel höher als in Deutschland.“ Wer bereits im Ausland gelistet ist, sucht heute sogar Wege zurückzukommen. So plant der Internetgigant Alibaba neben seinem Hauptlisting an der Wall Street einen weiteren Börsengang, allerdings nicht in Frankfurt oder an einer anderen westlichen Börse, sondern in der Heimat China. Der könnte bereits im Sommer dieses Jahres folgen. Bisher war ein Börsengang in China auch deshalb nicht möglich, weil die Alibaba-Gruppe auf den Cayman Islands registriert ist und lediglich ihren Firmensitz in Hangzhou hat. Firmen, die außerhalb des Landes registriert sind, dürfen in China nicht an die Börse gehen. Nun plant Peking eine Gesetzesänderung.

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