Millionen Versicherte müssen von Januar an mehr für ihre Krankenkasse bezahlen. Unter den großen Versicherungen steigt der Beitragssatz bei der DAK-Gesundheit am stärksten. Die drittgrößte Kasse verlangt ab Januar 16,1 Prozent vom Bruttoeinkommen - 0,6 Prozentpunkte mehr als 2015. Damit wachsen die Preisunterschiede zwischen den Kassen, die Wahrscheinlichkeit steigt, dass Versicherte ihre teure Kasse wechseln.
Die Grünen warfen Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) vor, seine Reformen müssten allein aus den Zusatzbeiträgen der Versicherten getragen werden. Zugleich wird der Ruf nach einer gerechteren Verteilung der Gesundheitskosten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern lauter. Die Bundesregierung lehnte Schritte zur Kostensenkung ab.
So bewerten Versicherte ihre Krankenkasse im Netz
In einem langfristig angelegten Social Media-Monitoring analysierte S.W.I. FINANCE im Auftrag der WirtschaftsWoche Meinungsäußerungen im World Wide Web zu den 20 größten gesetzlichen Krankenkassen Deutschlands. Gegenstand der Untersuchung waren Beiträge, die zwischen dem 1. Juni 2014 und 30. Juni 2015 veröffentlicht wurden.
Um die Beliebtheit der Anbieter zu messen, wird die Vielzahl der im Internet verfügbaren Einzelmeinungen zu den Unternehmen kategorisiert, klassifiziert und ausgewertet. Der Anteil positiver und negativer Nennungen erlaubt Rückschlüsse über die Beliebtheit der Produkte, der Mitarbeiter sowie der Marke insgesamt.
Quelle: S.W.I. FINANCE
Gesamtergebnis: 54,54 Indexpunkte
Markenimage: Rang 1
Serviceerlebnis: Rang 1
Produkterfahrung: Rang 1
Gesamtergebnis: 53,08 Indexpunkte
Markenimage: Rang 2
Serviceerlebnis: Rang 3
Produkterfahrung: Rang 2
Gesamtergebnis: 51,75 Indexpunkte
Markenimage: Rang 3
Serviceerlebnis: Rang 2
Produkterfahrung: Rang 3
Gesamtergebnis: 49,40 Indexpunkte
Markenimage: Rang 4
Serviceerlebnis: Rang 6
Produkterfahrung: Rang 5
Gesamtergebnis: 48,37 Indexpunkte
Markenimage: Rang 5
Serviceerlebnis: Rang 5
Produkterfahrung: Rang 6
Gesamtergebnis: 48,01 Indexpunkte
Markenimage: Rang 9
Serviceerlebnis: Rang 4
Produkterfahrung: Rang 4
Gesamtergebnis: 47,91 Indexpunkte
Markenimage: Rang 6
Serviceerlebnis: Rang 7
Produkterfahrung: Rang 8
Gesamtergebnis: 47,60 Indexpunkte
Markenimage: Rang 7
Serviceerlebnis: Rang 9
Produkterfahrung: Rang 7
Gesamtergebnis: 46,33 Indexpunkte
Markenimage: Rang 8
Serviceerlebnis: Rang 8
Produkterfahrung: Rang 9
Auf die Unternehmen entfielen nicht genügend einschlägige Meinungsäußerungen, um eine belastbare Datengrundlage zu gewährleisten.
Die Erhöhungen müssen die Versicherten allein über den Zusatzbeitrag schultern. Bei der DAK-Gesundheit steigt er von 0,9 auf 1,5 Prozent, wie der Verwaltungsrat am Freitag in Berlin beschloss. Der Anteil des Beitragssatzes, den Arbeitgeber und Arbeitnehmer jeweils zur Hälfte bezahlen, ist gesetzlich festgeschrieben und liegt bei 14,6 Prozent. Die Beiträge werden bis zur Beitragsbemessungsgrenze fällig, die im kommenden Jahr bei 4237,50 Euro liegt.
Der Beitragssatz der größten Versicherung, der Techniker Krankenkasse (TK), steigt um 0,2 Punkte auf 15,6 Prozent. Auch bei der Nummer zwei, der Barmer GEK, geht der Beitrag um 0,2 Punkte nach oben und liegt dann bei 15,7 Prozent. Die hkk (Handelskrankenkasse) ist nach eigenen Angaben 2016 erneut die günstigste Krankenkasse, die man bundesweit wählen kann. Ihr Beitrag liegt bei 15,2 Prozent. Beispiele für andere, zumeist regionale Kassen: AOK Bayern 15,7 Prozent (plus 0,2 Punkte), AOK Baden-Württemberg 15,6 Prozent (plus 0,1), AOK Plus 14,9 Prozent (plus/minus 0).
Bei der DAK-Gesundheit schlägt der Beitragsanstieg bei einem Verdienst von 2500 Euro mit 15 Euro pro Monat zu Buche, bei der Barmer GEK und der TK sind es 5 Euro. Für einen Beschäftigten an der Beitragsbemessungsgrenze sind es bei der DAK sogar 25 Euro. Allerdings ist der Zusatzbeitrag von der Steuer absetzbar.
Den Versicherten drohen in Zukunft noch höhere Beitragssprünge. Wenn der Gesetzgeber nicht reagiere, würden die Zusatzbeiträge bis 2020 auf zwei Prozent zulegen, sagte die Chefin des Verbands der Ersatzkassen (vdek), Ulrike Elsner, der Deutschen Presse-Agentur. Damit lägen die Gesamtbeiträge bei 16,6 Prozent. Die Chefin des Spitzenverbands der gesetzlichen Kassen, Doris Pfeiffer, sagte der Funke Mediengruppe, Gröhe müsse im kommenden Jahr etwas gegen die hohen Arzneimittelausgaben unternehmen.
So bewerten Kunden ihre Krankenversicherungen
Im Rahmen einer Online-Befragung analysierte S.W.I. FINANCE im Auftrag der WirtschaftsWoche die Zufriedenheit der Kunden der 20 größten gesetzlichen Krankenkassen. Im Fokus der Befragung standen das Leistungsangebot und der Service der Versicherer. Dabei gaben 4144 Kunden ihre Bewertung ab, die mindestens seit zwölf Monaten bei der Krankenkasse versichert waren. Zeitraum der Befragung war von Mai bis Juni 2015. Jede Kasse wurde mindestens 200 Mal bewertet.
Quelle: S.W.I. FINANCE
Gesamtergebnis: 82,0 von 100 Punkten
Kundenmeinung Leistungsangebot (70 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 1
Kundenmeinung Service (30 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 2
Gesamtergebnis: 80,7 von 100 Punkten
Kundenmeinung Leistungsangebot (70 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 2
Kundenmeinung Service (30 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 1
Gesamtergebnis: 79,6 von 100 Punkten
Kundenmeinung Leistungsangebot (70 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 3
Kundenmeinung Service (30 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 4
Gesamtergebnis: 79,3 von 100 Punkten
Kundenmeinung Leistungsangebot (70 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 5
Kundenmeinung Service (30 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 3
Gesamtergebnis: 78,9 von 100 Punkten
Kundenmeinung Leistungsangebot (70 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 6
Kundenmeinung Service (30 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 5
Gesamtergebnis: 78,9 von 100 Punkten
Kundenmeinung Leistungsangebot (70 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 4
Kundenmeinung Service (30 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 6
Gesamtergebnis: 74,4 von 100 Punkten
Kundenmeinung Leistungsangebot (70 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 7
Kundenmeinung Service (30 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 8
Gesamtergebnis: 72,9 von 100 Punkten
Kundenmeinung Leistungsangebot (70 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 8
Kundenmeinung Service (30 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 7
Gesamtergebnis: 71,3 von 100 Punkten
Kundenmeinung Leistungsangebot (70 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 9
Kundenmeinung Service (30 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 17
Gesamtergebnis: 70,6 von 100 Punkten
Kundenmeinung Leistungsangebot (70 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 15
Kundenmeinung Service (30 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 9
Gesamtergebnis: 70,5 von 100 Punkten
Kundenmeinung Leistungsangebot (70 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 10
Kundenmeinung Service (30 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 18
Gesamtergebnis: 70,4 von 100 Punkten
Kundenmeinung Leistungsangebot (70 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 11
Kundenmeinung Service (30 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 19
Gesamtergebnis: 70,2 von 100 Punkten
Kundenmeinung Leistungsangebot (70 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 13
Kundenmeinung Service (30 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 15
Gesamtergebnis: 69,8 von 100 Punkten
Kundenmeinung Leistungsangebot (70 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 12
Kundenmeinung Service (30 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 20
Gesamtergebnis: 69,7 von 100 Punkten
Kundenmeinung Leistungsangebot (70 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 14
Kundenmeinung Service (30 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 16
Gesamtergebnis: 69,7 von 100 Punkten
Kundenmeinung Leistungsangebot (70 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 18
Kundenmeinung Service (30 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 10
Gesamtergebnis: 69,5 von 100 Punkten
Kundenmeinung Leistungsangebot (70 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 17
Kundenmeinung Service (30 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 12
Gesamtergebnis: 69,2 von 100 Punkten
Kundenmeinung Leistungsangebot (70 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 16
Kundenmeinung Service (30 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 14
Gesamtergebnis: 69,1 von 100 Punkten
Kundenmeinung Leistungsangebot (70 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 19
Kundenmeinung Service (30 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 11
Gesamtergebnis: 68,2 von 100 Punkten
Kundenmeinung Leistungsangebot (70 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 20
Kundenmeinung Service (30 Prozent vom Gesamtergebnis): Rang 13
Gröhe wies generelle Sparforderungen zurück. „Wer jetzt anmahnt, das sei alles zu teuer, muss auch schlüssig darlegen, wo er oder sie kürzen will“, sagte seine Sprecherin. Die Regierung verwies darauf, dass eine Beitragserhöhung ein Sonderkündigungsrecht der Versicherten auslöse. Sie sollten aber nicht nur auf den Preis achten, sondern auf die Qualität und die Leistungen.
Die SPD und die Opposition forderten, die Arbeitgeber wieder stärker an den steigenden Gesundheitskosten zu beteiligen. „Wir brauchen dringend eine Entlastung der Arbeitnehmer“, sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. Der Arbeitgeberverband BDA hielt dagegen, dass die Unternehmen durch die Entgeltfortzahlung bei Krankheit schon einen größeren Teil der Krankheitskosten zahlten.
Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) forderte den Bund auf, das derzeitige Verteilungssystem unter den Kassen gerechter zu gestalten: „Einzelne Krankenkassen schwimmen im Geld und können Zusatzleistungen bei gleichzeitig unterdurchschnittlichen Beiträgen anbieten. Dagegen sind Krankenkassen mit Versicherten in Hochlohn- und Hochpreisregionen wie Bayern benachteiligt“, kritisierte sie.