„Der Pflege-Bahr“ Das taugt das neue Pflege-Tagesgeld

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Schwache Leistungen

Die großen Wohlfahrtsverbände
Mit Kerzen wurde das Wort Caritas geschrieben Quelle: obs
FSJler zeigen das Zeichen der Diakonie Quelle: dpa
Einsatzkräfte des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) während einer Katastrophenübung Quelle: dpa
Ein Altenheim Quelle: dpa
Obdachlose stehen für eine Portion Essen an Quelle: REUTERS
Angehende Rabbiner in einem jüdischen Bildungszentrum Quelle: dpa

Die Gesellschaften müssen jedem Versicherten einen Vertrag anbieten, egal welche Vorerkrankungen er hat. „Die Versicherer haben eigentlich keine Erfahrungen damit, derartige Produkte zu kalkulieren“, sagt Verbraucherschützer Kleinlein. Die staatlichen Tarife könnten schlechte Risiken anziehen, die bei den nicht geförderten Tarifen bei der Gesundheitsprüfung aussortiert werden. „Es ist damit zu rechnen, dass die vermeintlich noch annehmbaren Prämien zukünftig stark steigen werden“. Vor allem junge Versicherte sollten sich den Abschluss gut überlegen.

Der Vergleich von Morgen & Morgen zeigt auch: Keiner der staatlich geförderten Tarife erhält beim Rating die Höchstnote von fünf Sterne. Wer die staatliche Förderung von fünf Euro im Monat mitnehmen möchte, muss sich mit zwei bis drei-Sterne-Policen begnügen, also bestenfalls mit durchschnittlichen bis schwachen Tarifen.

Die Nachteile gegenüber leistungsstarken Tarifen ohne staatliche Förderung können erheblich sein. So müssen Pflege-Bahr-Versicherte auf Leistungen außerhalb der Europäischen Union verzichten. Der Schutz beginnt erst ab einer Wartezeit von fünf Jahren, wer vorher pflegebedürftig wird, geht leer aus.

Streichpotenzial der Krankenkassen
Karten von Krankenversicherungen Quelle: AP
Ein Mund Quelle: Robert Kneschke - Fotolia.com
Bonusheft Quelle: dpa
Gymnastik Quelle: Robert Kneschke - Fotolia.com
Akupunktur Quelle: gms
Eine Impfdosis des Mittels Pandemrix gegen Schweinegrippe Quelle: dpa
Geschientes Bein Quelle: Peter Atkins - Fotolia.com

Die Leistung bei Demenz (Pflegestufe 0) sind deutlich niedriger als bei guten ungeförderten Tarifen. „Nicht zuletzt müssen Versicherten beim Pflege-Bahr weiter Beiträge zahlen“, sagt Schinnenburg. Das lässt sich bei bestehenden Tarifen teilweise ausschließen. Ärgerlich: Wer bereits ein leistungsstarkes Pflegetagegeld abgeschlossen hat, kann das nicht nachträglich fördern lassen.

Das Hauptproblem bleibt aber die niedrige Höhe der Pflegegelder. Die Leistungen des neuen Pflege-Bahrt reichen bei den meisten Versicherten nicht annähernd aus, die bei einer Pflegebedürftigkeit entstandenen Kosten zu decken.

Für wen der Pflege-Bahr taugt

Der M&M-Vergleich für einen 40 Jährigen Versicherten zeigt, dass er bei einem Beitrag von 15 Euro beim besten Anbieter ein Pflegegeld von maximal 960 Euro in Pflegestufe III erzielen kann. Bei den durchschnittlichen Pflegekosten in einem Seniorenheim in Nordrhein-Westfalen würden dann noch rund 750 Euro zusätzlich anfallen. Einige Versicherer nutzen den neuen Pflege-Bahr daher, um die geförderten Tarife zusammen mit den ungeförderten zu verkaufen.

Angesichts solcher Absatzchancen steht die Branche hinter dem neuen Pflege-Bahr. „Die neue Pflegezusatzversicherung bietet nur Vorteile“, sagt Leienbach vom PKV-Verband. Die staatliche Förderung könne bis ein Drittel des Gesamtbeitrages ausmachen, außerdem seien die Kosten gering und es gäbe keine Zulassungsbeschränkunken. „Je mehr Menschen eine Pflegezusatzversicherung abschließen, desto mehr werden die nachfolgenden Generationen entlastet“, sagt Leienbach.

Ob sich das Projekt volkswirtschaftlich auszahlt, bleibt abzuwarten. „Eine vorläufige Evaluation über den Erfolg oder Misserfolg wird man aber nicht vor 2020 vornehmen können“, sagt Kleinlein. Ob die Kunden profitieren, zeigt sich frühestens in fünf Jahren, wenn die ersten Leistungen ausgezahlt werden.

Schon jetzt ist absehbar: Zu den Profiteuren dürften Personen mit Vorerkrankungen zählen. Oder selbstlose Menschen mit überschüssigem Kapital, die ein Gemeinsystem fördern möchten. „Wer altruistisch Personen mit gesundheitlicher Beeinträchtigung unterstützen will kann eine Police unterzeichnen“, sagt Peter Grieble von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Der Abschluss von Gesunden hilft, die Beiträge nicht emporsteigen zu lassen“.

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