Deutschlands größter Versicherer Allianz stellt in der Coronakrise steigende Zahl von Versicherungsbetrug fest

Die Allianz Deutschland verzeichnete eine plötzliche Zunahme von Wasserschäden bei gewerblichen Kunden im Zuge der Corona-Pandemie. Quelle: obs

Die Coronakrise bedeutet für viele Unternehmen und Bürger Einkommensverluste. Das führt offenbar dazu, dass manche sich an ihrer Versicherung bereichern wollen.

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Deutschlands größter Versicherer Allianz meldet im Zuge der Coronapandemie steigende Fallzahlen von Versicherungsbetrug. Insgesamt sei die Zahl der Betrugsversuche seit Beginn der Pandemie um rund zehn Prozent gestiegen, teilte die Allianz Deutschland am Dienstag mit.

Auffällig ist ein mutmaßlicher Zusammenhang mit den Schließungen von Einzelhandel und Gastronomie. Demnach verzeichnete die Allianz eine plötzliche Zunahme von Wasserschäden bei gewerblichen Kunden von rund einem Viertel. Als Beispiel nennt das Unternehmen durch Wasser zerstörte Saisonware, die aufgrund der Corona-Beschränkungen in den Läden nicht verkauft werden konnte.

Weniger selbsterklärend ist ein Anstieg der Betrugsversuche von rund zehn Prozent in der Kfz-Versicherung und in der allgemeinen Haftpflicht von rund 20 Prozent.

„Weltweit gehen Studien davon aus, dass zwischen 10 und 15 Prozent aller Schadenmeldungen dubios sind. Das trifft auch für Deutschland zu“, sagt Jochen Haug, Vorstand der Allianz Versicherungs-AG, der für die Sachversicherung in Deutschland zuständigen Gesellschaft des Münchner Konzerns. „Wir konnten zudem beobachten, dass in Krisenzeiten die Betrugsversuche über alle Sparten zunehmen.“

Im vergangenen Jahr meldeten die Kunden der Allianz Versicherungs-AG insgesamt 2,3 Millionen Schäden, und die Ausgaben dafür beliefen sich auf über sieben Milliarden Euro. Dabei hat die Allianz nach eigenen Angaben Betrugsversuche mit einer Summe in dreistelliger Millionen-Euro-Höhe entdeckt. Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) schätzt den bundesweiten Schaden für die Branche auf alljährlich etwa fünf Milliarden Euro.

Haug wehrt sich daher gegen die in Online-Foren häufig zu lesenden Klagen über zahlungsunwillige Versicherer: „Uns geht es um den Schutz der ehrlichen Kunden, die den Versicherungsbetrug anderer mitzahlen“, sagt der Allianz-Manager. „Jeder Betrüger, den wir nicht erwischen, belastet die Versichertengemeinschaft. Je besser unsere Betrugsabwehr ist, desto schneller und einfacher können wir auch der ganz großen Mehrheit unserer ehrlichen Kunden ihre berechtigten Ansprüche bezahlen.“

Kurioser Unfall oder frei erfunden?

Versicherungen unterscheiden zwischen zwei Arten von Betrug: Einerseits überhöhte Schadenmeldungen, andererseits frei erfundene oder absichtlich herbeigeführte Schäden. „Immer wenn eine neue iPhone-Generation von Apple angekündigt wurde, nahm die Anzahl an verunfallten iPhones mit sehr kuriosen Schadenmeldungen zu“, nennt Haug ein Beispiel. „Dieser Umstand flacht mittlerweile ab.“

Die Digitalisierung hat in Bezug auf Betrug für Versicherer Vor- und Nachteile. Beispiel fingierte Autounfälle: „Früher wurden die Fahrzeuge tatsächlich beschädigt“, sagt Haug. „Heute ist es so, dass die Schäden auch virtuell am Bildschirm durch entsprechende Bildbearbeitungsprogramme entstehen.“

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Zugleich erleichtert Technologie die Detektivarbeit. „Aber wir rüsten ebenfalls auf“, sagt Haug. „Je besser die Bildbearbeitungssoftware, desto besser auch die Software zur Erkennung von Bildbearbeitung.“

Mehr zum Thema: Allianz-Chef Bäte im Podcast – „Es hört sich immer gut an, wenn man sagt: alles ist doof.“

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