Die leistungsfähigsten Lebensversicherer Methodik: Wie das Rating funktioniert

Die leistungsstärksten Lebensversicherer: Die Methodik des Rankings. Quelle: imago images

Die künftige Leistungsfähigkeit der Lebensversicherer hängt von ihren Erträgen und Kosten ab. Entscheidend ist der Anteil des Kapitals, den sie riskanter und damit rentabler anlegen können.

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Vor 25 Jahren startete die WirtschaftsWoche ihr Lebensversicherungsrating. Seitdem liefert es die Antwort auf die entscheidende Frage: Welche Versicherer bieten ihren Kunden die besten Renditechancen? Anders als andere wertet das Rating nicht vergangene Erfolge, sondern will das künftige Potenzial für die Versicherten ausloten. Die Methode basiert auf dem Ansatz: Je mehr Kapitalpolster Versicherer haben, desto rentabler können sie anlegen. Stellen sie auch noch niedrige Kosten in Rechnung und beteiligen ihre Kunden fair an Überschüssen, dann ist die „Leistungsfähigkeit für den Kunden“ hoch.

Die Methode hat der Finanzwissenschaftler Jörg Finsinger entwickelt. Die Hamburger Ascore Analyse wertet dafür die Geschäftsberichte aus und prognostiziert die Überschüsse. Dabei wird im Modell berechnet, welche Verzinsung der Kapitalanlagen der Versicherer künftig erzielen kann. Wie viel es tatsächlich in der Vergangenheit war, hat auf das Rating keinen Einfluss. Der „historische Zins auf Kapitalanlagen“ mit und ohne außerordentliche Nettoerträge (etwa aus verkauften Kapitalanlagen) wird nur zum Vergleich ausgewiesen.

Die künftige Verzinsung („realistischer Zins auf Kapitalanlagen“) steigt mit dem frei verfügbaren Kapital eines Versicherers. Dieser Anteil am Kapital ist nicht durch feste Kundenansprüche gebunden. Er kann damit riskanter und renditestärker angelegt werden. Im Modell werfen sichere Anlagen langfristig 1,8 Prozent im Jahr ab, bei riskanteren werden 5,3 Prozent angesetzt.

Ein Beispiel: Ratingsieger Europa kommt auf rund 7,4 Prozent Anteil des verfügbaren Kapitals (freies Risikokapital) an den Kapitalanlagen. Verluste in dieser Höhe würden Kundenansprüche also nicht gefährden. Weil Versicherer bei ihrer Kapitalanlage strengen Regeln unterworfen sind, sind Totalverluste in der Kapitalanlage quasi ausgeschlossen.

Aus statistischen Verlustrisiken lässt sich daher ableiten, wie viel der Versicherer riskant anlegen kann, ohne mehr als sein freies Risikokapital zu gefährden. Im Modell wird hierfür das 1,91-Fache angesetzt. Damit könnte die Europa Lebensversicherung 14,1 Prozent des Kapitals riskanter anlegen (1,91 mal 7,4 Prozent). Diese 14,1 Prozent des Kapitals bringen annahmegemäß 5,3 Prozent Rendite, die übrigen 85,9 Prozent 1,8 Prozent. Das ergibt insgesamt 2,3 Prozent realistischen Zins.

Kapital verschafft Spielraum

Wohlgemerkt handelt es sich dabei um eine Modellannahme. In der Realität kann ein risikoscheuer Lebensversicherer die errechnete künftige Verzinsung vielleicht nicht erreichen. Ein anderer Anbieter erzielt dank geschickter Anlagemanager womöglich höhere Erträge als im Modell angenommen. Doch das lässt sich erst im Rückblick beantworten. Die Modellannahmen aber bieten Kunden schon heute Orientierung. Und erfolgreich wirtschaftende Versicherer schaffen sich finanzielle Spielräume und steigen so auch im Rating auf.

Die Verzinsung der Kapitalanlagen kommt nicht eins zu eins beim Kunden an. Ein Teil seiner Beiträge geht zudem für Beratung („Abschlusskostenquote“) und Verwaltung drauf („Verwaltungskostenquote“). Außerdem ist wichtig, wie stark der Versicherer ihn an Überschüssen beteiligt („Ausschüttungsquote“).

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Diese Werte (realistischer Zins auf die Kapitalanlagen, Kostenquoten und Ausschüttungsquote) werden für das Rating mit einem Branchendurchschnitt verglichen. Schneidet der Versicherer besser ab, ist die Leistungsfähigkeit hoch. Dann sollte er sein Zinsversprechen auch künftig halten können und Überschüsse erzielen. Eine negative Abweichung von über 100 Prozent zeigt, dass Kunden laut Modell theoretisch mit null Überschüssen rechnen dürfen. In der Realität kann dies dennoch gelingen, ist aber unwahrscheinlicher.

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