Diekmann-Nachfolger Oliver Bäte wird neuer Allianz-Vorstandschef

Der Versicherungskonzern Allianz hat einen Nachfolger für Vorstandschef Michael Diekmann gefunden: Der 49-jährige Oliver Bäte wird Diekmann im Frühsommer 2015 ablösen.

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Oliver Bäte (l.) wird Nachfolger von Allianz-Chef Michael Diekmann. Quelle: dpa

Chefwechsel bei der Allianz: Der 49-jährige Oliver Bäte löst den langjährigen Vorstandschef Michael Diekmann ab. Bäte solle das Amt ab dem 7. Mai 2015 übernehmen, teilte der größte europäische Versicherungskonzern nach einer Aufsichtsratssitzung am Donnerstag in München mit. Der studierte Betriebswirt war im Jahr 2008 von der Unternehmensberatung McKinsey zur Allianz gekommen. Innerhalb des Vorstandes ist er derzeit für das Versicherungsgeschäft in Europa verantwortlich.

Bäte galt seit langem als Kronprinz für Diekmann, der seit März 2003 an der Spitze der Allianz steht. Im Dezember wird er aber 60 Jahre alt und erreicht damit die interne Altersgrenze der Allianz für Vorstandsmitglieder. Auch Clement Booth scheidet zum Jahresende mit diesem Alter aus. Sein Nachfolger wird Axel Theis. Den Vorstand verlassen wird dann zudem Gary Bhojwani.

Diekmann stand seit 2003 an der Spitze der Allianz und hat in dieser Zeit unter anderem die Trennung von der Dresdner Bank durchgebracht. Er soll nach einigen Jahren Abstand 2017 in den Aufsichtsrat wechseln.

Größte Versicherungen weltweit im Jahr 2013

Ein Wechsel an der Vorstandsspitze hat bei der Allianz immer noch Seltenheitswert: Seit der Gründung vor fast 125 Jahren hatte die Versicherung erst neun Chefs - Bäte ist der zehnte in der Reihe der Vorstandschefs.

Die Arbeit bei einem Versicherer hat er erst spät für sich entdeckt. Nach Banklehre und Studium machte der heute 49-Jährige anderthalb Jahrzehnte lang Karriere bei der Unternehmensberatung McKinsey, bevor er 2008 direkt von außen in den Allianz-Vorstand berufen wurde. Schon ein Jahr später beerbte er Helmut Perlet als Controlling-Chef von Europas größtem Versicherer und galt schnell als möglicher Kronprinz.

Geboren in Bensberg bei Köln, studierte Bäte in der Domstadt Betriebswirtschaftslehre. 1993 startete er bei McKinsey, fünf Jahre später übernahm er bei der Beratungsgesellschaft die Leitung der deutschen Versicherungspraxis - der Grundstein für seine zweite Karriere. „Ich hab gedacht, tolles Büro, Fahrer, weniger Arbeit“, erzählte der Rheinländer einmal im Münchner Club Wirtschaftspresse. Stattdessen erlebe er „rund um die Uhr Krisenbetrieb, und das bis heute“.

In der Finanzkrise nach der Lehman-Pleite 2008/2009 hatte sich die Allianz gerade noch rechtzeitig von ihrer Tochter Dresdner Bank getrennt. Doch es folgte die Euro-Schuldenkrise, und der Schuldenschnitt für Griechenland traf auch die Allianz und ihre Lebensversicherungskunden. Bäte verwaltete als Chefbuchhalter eine Bilanz von rund 650 Milliarden Euro, war erster Ansprechpartner für Investoren und neben dem Vorstandschef derjenige, der die Quartals- und Jahresabschlüsse nach außen verkaufen musste.


Bäte ist bekannt dafür, dass er kaum ein Blatt vor den Mund nimmt. Der Schnelldenker und Schnellredner analysiert im Blitztempo komplexeste Themen aus der Finanzwelt und redet gern Tacheles - vor allem, wenn er Entwicklungen in der Branche oder gesetzliche Regelungen für Unsinn hält. Seit bald zwei Jahren führt der Manager nun unter anderem das Versicherungsgeschäft in Italien und Frankreich. Beide Länder haben in der Eurokrise mehr oder weniger schwer zu kämpfen - und im Geschäft des Allianz-Konzerns spielen sie eine große Rolle.

Der Rheinländer übernimmt die Allianz-Führung zu einem schwierigen Zeitpunkt: Seit Monaten sorgt die US-Tochter Pimco für Probleme. Der Vermögensverwalter kämpft seit Monaten mit milliardenschweren Mittelabflüssen. Vor wenigen Tagen verabschiedete sich Gründer und Starinvestor Bill Gross von der Fondsgesellschaft und heuerte bei der Konkurrenz an. Hinzu kommen Ermittlungen der US-Börsenaufsicht SEC wegen des Verdachts auf geschönte Bilanzen. Auch bei der US-Tochter Fireman's Fund, die seit Jahren nur Verluste bei den Münchnern ablieferte, wartet viel Arbeit auf Bäte: Sie soll aufgespalten und möglicherweise in Teilen verkauft werden.

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