Lebens-, Kranken-, Haftpflicht- oder Berufsunfähigkeitsversicherungen kennt jeder. Sie sichern existenzielle Risiken ab und sind daher gefragt. Es gibt allerdings auch Versicherungen gegen existenzielle Risiken, die kaum jemand kennt und die ein Nischendasein führen. Dazu gehören etwa Dread-Disease-Versicherungen. Es gibt sie seit gut zwanzig Jahren auf dem deutschen Markt. Der Name des Produktes ist Programm: die Dread-Disease-Versicherung umfasst die Absicherung gegen besonders schwere und gefürchtete Krankheiten wie Krebs, Herzinfarkt und Schlaganfall.
Selbst Menschen mit Vorerkrankungen können grundsätzlich eine Dread-Disease-Versicherung abschließen. Und es gibt keine Ausschlüsse oder Risikoaufschläge für bestimmte Berufsgruppen. Dagegen haben viele Anbieter von Berufsunfähigkeitsversicherungen ihre Annahmerichtlinien in den letzten Jahren verschärft. Die Anträge von Menschen mit Vorerkrankungen lehnen sie häufig ab und die Angehörigen verschiedener Berufsgruppen können nicht oder nur mit teils erheblichen Risikozuschlägen versichert werden, so dass Antragsteller entmutigt auf den Schutz verzichten.
Für diese Klientel kann eine Dread-Disease-Versicherung eine bezahlbare Alternative sein, die zumindest einige wesentliche Risiken abdeckt. Eine Berufsunfähigkeit ist keine Bedingung für den Leistungsfall, womit aufwendige ärztliche Untersuchungen entfallen. Allerdings sollten Kunden sehr genau darauf achten, welche Krankheiten genau versichert sind und wie die Krankheiten in den Bedingungen definiert sind. Hier gibt es unterschiedliche Definitionen bei den einzelnen Anbietern.
Die wichtigsten Fragen zur Berufsunfähigkeitsversicherung
So früh wie möglich und bei guter Gesundheit. Der Abschluss ist bereits für Schüler in Bezug auf ihren späteren Beruf möglich. Die meisten schließen eine Berufsunfähigkeitsversicherung nicht vor Beginn der Lehre oder eines Studiums ab. Je später der Einstieg, desto größer das Risiko, dass bisherige Krankheiten die Prämie verteuern.
Je höher das Risiko einer Berufsgruppe, desto teurer die BU-Prämie bei ansonsten gleichen Konditionen. Die Stufen der Versicherer:
Geringes Risiko: Ärzte, Architekten, Apotheker, Psychologen, Diplomkaufleute.
Normales Risiko: Reise- und Bürokaufleute, Sekretärinnen, Techniker, Verkäufer.
Erhöhtes Risiko: Arzthelferin, Industriemechaniker, Gastwirte, Kfz-Mechaniker.
Hohes Risiko: Betonbauer, Künstler, Krankengymnasten, Maurer, Schornsteinfeger.
Beamte können bei manchen Versicherern eine Dienstunfähigkeitsversicherung abschließen. Sie schützt umfangreicher als die Berufsunfähigkeitsversicherung.
Ja, wenn der Vertrag eine entsprechende Klausel enthält. Wer später etwa einen höher bezahlten Job hat, eine Familie versorgen muss oder als Selbständiger im Ernstfall mehr Geld braucht, kann dann ohne erneute Gesundheitsprüfung seine Prämie erhöhen und so das gewachsene Risiko abdecken.
Versicherte können die Prämien für eine private Berufsunfähigkeitsversicherung in der Einkommensteuererklärung bei den Vorsorgeaufwendungen geltend machen. Bei Bezug einer BU-Rente ist je nach Laufzeit dieser Anteil steuerpflichtig:
1 Jahr - 0 Prozent
2 Jahre - 5 Prozent
5 Jahre - 5 Prozent
10 Jahre - 12 Prozent
15 Jahre - 16 Prozent
20 Jahre - 21 Prozent
25 Jahre - 26 Prozent
Anders als bei der Berufsunfähigkeitsversicherung wird die vereinbarte Versicherungssumme nicht als Rente, sondern als Einmalbetrag ausgezahlt. Für den Versicherungsfall spielt es keine Rolle, ob die Erkrankung dauerhaft ist oder der Versicherte nach einigen Monaten wieder gesundet. Die Einmalzahlung kann durchaus von Vorteil sein, insbesondere dann, wenn aufgrund der Krankheit schnell hohe Kosten entstehen - zum Beispiel durch besondere Therapien, die nicht immer von den Krankenkassen gedeckt werden.
Der Versicherungsschutz der Dread Disease ist auf die in der Police genannten schweren Krankheiten begrenzt. Bei allen Dread Disease Angeboten in Deutschland gehören dazu Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfall, Multiple Sklerose, meist auch Nierenversagen, Herzklappenoperationen, Lähmung, Verlust von Gliedmaßen sowie fortgeschrittene Alzheimer- und Parkinson-Erkrankungen.
Einige Beispiele verdeutlichen die Unterschiede: Das Versicherungsunternehmen Canada Life bietet in seinem aktuellen Tarif einen Versicherungsschutz für 46 verschiedene Krankheiten. Anfang 2018 wurde der Schutz bei Herzinfarkt erweitert. Zudem bietet Canada Life einen lebenslangen Schutz, auf Wunsch in Verbindung mit einer Pflegeabsicherung.
Die Gothaer Versicherung deckt in ihrem Tarif „Perikon“ 50 unterschiedliche Krankheiten ab. Dabei bietet die Gothaer verschiedene Wahlmöglichkeiten. Die Zürich Versicherung hat 2017 in ihren Leistungskatalog auch Erkrankungen des motorischen Nervensystems und Muskelschwund einbezogen, womit nun insgesamt sogar 66 Krankheiten versichert sind. Bei Krankheiten mit geringerem Schweregrad gibt es jetzt einen Anspruch auf Teilleistungen von maximal 25.000 Euro.
Kein vollwertiger Ersatz für eine Berufsunfähigkeitsversicherung
Allerdings sind Dread-Disease-Versicherungen kein vollwertiger Ersatz für eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Bei allen Tarifen sind Erkrankungen des Bewegungsapparates - etwa Bandscheibenvorfälle oder Arthrose - sowie psychische Erkrankungen und Unfälle nicht vom Versicherungsschutz erfasst. Sie sind allenfalls über eine Zusatzversicherung einschließbar.
Der Versicherungsexperte Matthias Helberg schreibt in seinem Blog: „Das sind 62 Prozent der Ursachen, die zu dauerhaften Einschränkungen wie Berufsunfähigkeit führen“. Und der Versicherungsberater Rüdiger Falken warnt: "Bei der Dread Disease Versicherung bleiben oft Krankheiten, die am häufigsten zur Berufsunfähigkeit führen, außen vor: psychische Leiden, Rheuma und Abnutzungen von Gelenken und Wirbelsäule. Dann gibt es kein Geld.“
Verbraucher sollten beachten, dass nach Abschluss der Versicherung oft Karenzzeiten gelten, zum Beispiel sechs Monate bei Krebserkrankungen. Vor Ablauf der Karenzzeit kann der Versicherungsschutz nicht beansprucht werden. Außerdem ist nicht jede Art von Krebs mitversichert. Helberg weist darauf hin, dass es beispielsweise bei einigen Versicherern einen „Ausschluss von Tumorerkrankungen im Stadium 1 gibt, wenn für die Behandlung weder eine Strahlen- noch eine Chemotherapie erforderlich ist.“
Die Beiträge für die Dread Disease sind niedriger als für die Berufsunfähigkeitsversicherung. Doch insgesamt ist sie für diese kein vollwertiger Ersatz. Aber zumindest für Menschen mit Vorerkrankungen und Berufsgruppen mit hohem Risiko ist sie eine Möglichkeit, sich überhaupt gegen schwere Erkrankungen zu versichern, die auch in finanzieller Hinsicht schnell existenzbedrohend werden können.
Sogar für Arbeitgeber kann es sinnvoll sein, den Versicherungsschutz für Angestellte zu übernehmen. Für Unternehmen bietet die Dread Disease die Möglichkeit der „Keyperson Versicherung“. So kann der Ausfall von Mitarbeitern in betrieblichen Schlüsselpositionen finanziell abgesichert werden und die Kosten sind als Betriebsausgaben absetzbar.