
Was hat der Mensch im verregneten Wuppertal davon, wenn in Miami die Sonne scheint? Nichts. Genauso wenig profitiert ein Frankfurter Anleger davon, wenn in New York der Goldpreis auf Allzeithoch steigt. Eine Unze kostet rund 1060 Dollar – so viel wie nie zuvor, allerdings nur in der US-Währung: In Euro liegt der Unzenpreis zehn Prozent unter seinem Top. Der Grund: Im vergangenen halben Jahr ist der Dollar gegenüber dem Euro stärker abgesackt, als Gold in Dollar gestiegen ist.
Das Spiel läuft so: Spekulanten verschulden sich in Dollar zu maximal einem Prozent Zinsen und legen ihr Geld entweder in höherverzinsten Währungen an, oder wetten auf steigende Preise von Aktien, Rohstoffen und Edelmetallen. Häufig kaufen sie dabei nicht physisch, sondern an den Terminbörsen, wo sie mit geringem Einsatz auf künftige Preise wetten können. "Hauptursache des jüngsten Goldpreisaufschwungs ist ein starker Anstieg der Käufe an der US-Terminbörse. Investoren haben inzwischen rund 745 Tonnen mehr Gold gekauft, als sie auf Termin verkauft haben", sagt Jochen Hitzfeld, Goldspezialist bei UniCredit in München.
Gold profitiert von Dollarschwäche
Die 745 Tonnen entsprechen knapp einem Drittel der gesamten Jahresproduktion aller Goldminen – entsprechend groß ist der Einfluss auf den Unzenpreis. "Gold ist vor allem stark, weil der Dollar schwach ist. Der Anstieg erklärt sich aus spekulativen Anlagen, Gold ist zuletzt also nicht in feste Hände gegangen. Deshalb drohen Rückschläge", warnt Eugen Weinberg von der Commerzbank.
Viel weniger wichtig sind physische Käufe: Im Hauptabnehmerland Indien sind trotz beginnender Hochzeitssaison die Importe um 90 Prozent eingebrochen. "Die Inder sind preissensitiv, ihre Schmucknachfrage trägt deshalb derzeit nichts zum Goldanstieg bei", so Hitzfeld.