Euro-Crash So retten Sie Ihr Geld

Die Schulden- und Währungskrise hat mit dem Übergreifen auf Italien einen neuen Höhepunkt erreicht. Kapitalerhalt vor Rendite lautet nun die Devise für Anleger. Was jetzt noch ins Depot gehört, welche Anlagen akut gefährdet sind.

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Euro: Zum Schreien Quelle: Illustration: Wieslaw Smetek

Schuldenkrise löst Panikverkäufe aus, tickerte die Nachrichtenagentur Reuters vergangene Woche. Währenddessen machte die Düsseldorfer Bank HSBC Trinkaus & Burkhardt nahezu zeitgleich „Panikkäufe“ aus. Da passt was nicht zusammen! Oder doch?

Binnen nicht einmal zwei Stunden schlugen die Märkte Kapriolen wie seit dem Fall der Lehman-Bank im Herbst 2008 nicht mehr. Panisch verkauften Investoren Aktien, der Dax rutschte zwischenzeitlich um drei Prozent und damit unter die Marke von 7000 Punkten; der deutsche Leitindex verlor binnen zweier Handelssitzungen zwischenzeitlich sieben Prozent und verteidigte diese Woche bisher mühsam die wieder zurückeroberten 7000 Zähler. 

Die Mailänder Börse brach vergangene Woche binnen Minuten um fast fünf Prozent ein und hat nun seit dem Februarhoch mehr als 20 Prozent nachgegeben; Banktitel wie die der französischen Société Générale verloren zweistellig – Pariser Banken halten in Staatsanleihen von Spanien 140 Milliarden Euro, von Griechenland 54 Milliarden und von Portugal 26 Milliarden; und sie finanzieren italienische Schuldner mit 291 Milliarden Euro. Deutsche-Bank-Aktien sind auf ein Zweijahrestief gesackt – auch, weil Analysten den nach wie vor fehlenden Krisenpuffer des hiesigen Branchenprimus bemängeln. Massiv stießen Anleger aus Angst vor einer weiter umgreifenden Schuldenkrise italienische Staatsanleihen ab, deren Renditen für zehnjährige Papiere mit 6,2 Prozent auf den höchsten Stand im Euro-Zeitalter stiegen – sie brachten damit vergangene Woche zeitweise 2,5-mal so viel Rendite wie vergleichbare Bundespapiere. Diese wurden dennoch so stark nachgefragt wie nie zuvor: abzulesen am Terminbarometer Bund-Future, das in 100 Minuten um unfassbare 1,82 Prozentpunkte zulegte – die Bewegung eines Monats in normalen Zeiten.

Panikbarometer steigen

Investoren flüchten in Bundesanleihen, die den Euro sicher überleben. Italienische Papiere werden massiv verkauft, was die hochschnellenden Renditen zeigen. Bankaktien stehen ebenfalls enorm unter Druck.

Aber die Zeiten sind nicht gewöhnlich. Alles, was in Euro-Weichländern zu Geld gemacht werden konnte, Aktien und Anleihen, stoßen Investoren derzeit ab; um es zu einem Gutteil in Euro-Hartanlagen wie Bundesanleihen umzuschichten. Die beiden sensibelsten Angst- und Panikbarometer stiegen gegenüber dem Euro sogar auf Allzeithochs: der Schweizer Franken und der Goldpreis.

Selbst der Dollar – akut pleitegefährdet und gegenüber nahezu allen Währungen derzeit auf Rekordtalfahrt – fühlte sich für Investoren plötzlich besser an als der Euro.

Die vergangenen Tage haben gezeigt: Die Schuldenkrise bleibt das beherrschende Thema – und sie ist von der Politik nicht mehr beherrschbar. Anleger sollten sich deshalb in den kommenden Wochen auf weitere starke Marktschwankungen einstellen: Der eigentliche Sturm kommt möglicherweise erst noch.

Hauptsache sicher

Während Großanleger wie Hedgefonds munter auf einen weiteren Euro-Crash in den Mittelmeerländern und Irland wetten und damit Milliarden verdienen, benötigen Privatinvestoren ein anderes Konzept, um ihr Geld einigermaßen sicher durch die Turbulenzen zu bringen. Dabei sollte das Augenmerk der Anleger in nächster Zeit weniger auf Renditechancen als auf Kapitalerhalt liegen – am besten mit einer vernünftigen Verteilung des Vermögens auf Aktien, Unternehmensanleihen, auf Gold und Bargeld. Durch die aktuelle Staatsschuldenkrise, die neben vielen Euro-Ländern auch Japan und die USA betrifft, „kommt keiner trocken durch“, ist sich Felix Zulauf, einer der renommiertesten Vermögensverwalter weltweit, sicher.

Die vergangene Tage haben gezeigt: die Schuldenkrise ist unberechenbarer denn je; eben hatten sie die Investoren noch auf Griechenland und Portugal konzentriert, jetzt steht plötzlich Italien im Fokus. „Viele Anleger dachten, das Unheil sei vorerst abgewendet, als das griechische Parlament Anfang Juli die neuen, harschen Sparprogramme absegnete, aber die Krise ist längst viel weiter ins europäische Finanzsystem vorgedrungen als viele glaubten“, sagt Jim O'Neill, Chefvolkswirt von Goldman Sachs in London. Ein Zahlungsausfall Griechenlands und Portugals wäre zwar schlimm, wohl aber zu verkraften, Italien hat ein ganz anderes Kaliber und könnte die bisherigen Anstrengungen der EU mit ihren Rettungsschirmen schnell zunichte machen.

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