Ex-Versicherungsmakler Mehmet Göker ist wieder da

Mehmet Göker ist zurück. Vielleicht hat der Ex-Versicherungsmakler aber auch nie aufgehört. Unterlagen zeigen: Bis 2012 hat er Policen für deutsche Krankenversicherer vermittelt.

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Mehmet E. Göker war der beste Vertriebler der Krankenversicherer und wurde zum Millionär. Nach Insolvenz und Anklage floh er in die Türkei. Nun will der 35-Jährige durchstarten – und wieder mit deutschen Versicherungen Geld verdienen. Quelle: dpa

Wer heute auf die Facebook-Seite des Ex-Versicherungsmaklers Mehmet Göker geht, hat das Gefühl, es habe sich nichts verändert: „MEG – Die Chance Deines Lebens“, postet Göker dort euphorisch, und: „Ich zeige euch den Weg zu 200.000 Euro pro Jahr. Ich verändere euer Leben.“ Darüber thront Göker im Profilbild, unter Wasser, den Daumen nach oben, das Logo seiner einstigen Firma und Goldgrube „MEG AG“ unter sich, am Boden des Pools seiner Villa in der Türkei.

Mehmet Göker: So wird man Millionär

Jahre, nachdem er seine Versicherungsvermittlung MEG in die Insolvenz geritten hatte, geht es Göker gut in der Hafenstadt Izmir. Dort können die deutschen Behörden ihn nicht fassen. Dort hat er alle Zeit und Ruhe der Welt, weiter seine Geschäfte zu machen. Die Posts auf Facebook belegen, dass es für Göker wieder gut läuft. „Meine Schwester Adla ist im Moment überragend, mit 13.000 € letzte Woche die beste“, lobt er eine Vertrieblerin. Und: „Istanbul und Antalya hängen zurück“.

Mehmet Göker ist wieder da. Wie die Handelsblatt berichtete, existiert ein Büro in der Türkei. Offiziell läuft sie auf den Namen von Gökers Mutter. Doch scheint klar, das Göker selbst die Strippen zieht. „Wir sind eine Unternehmensberatung, und wir beraten Kunden im Finanzbereich im Bereich Altersvorsorge und in Finanz- und Versicherungsfragen. In Deutschland, Österreich und der Schweiz“, sagt Göker selbst.

Offiziell wollen die Deutschen Versicherer mit ihrem einstigen Vertriebsgenie Mehmet Göker nichts mehr zu tun haben. Dennoch halten sich in der Branche hartnäckige Gerüchte, wonach einzelne Manager bei Göker angerufen haben, weil sie dringend gute Verkäufer für ihre privaten Krankenversicherungspolicen bräuchten. Wonach Göker Strohmänner vorschickt, um seine Geschäft zu machen. Wonach er Verbraucher „berät“, mit privaten Krankenversicherern in Kontakt zu kommen. Wonach alle Beteiligten fast genauso weiter machen wie vor Gökers Insolvenz.

Gökers Welt: Politiker und Sportler

Dem Handelsblatt zeigte Göker Unterlagen, aus denen hervorgeht, dass der Ex-Versicherungsmakler nach der Insolvenz seines Unternehmens MEG im Herbst 2009 noch bis ins Jahr 2012 hinein Krankenpolicen für deutsche Versicherer vermittelt hat. Demnach habe Göker weiter Kunden geworben und über andere Großmakler bei den Konzernen eingereicht. Die Konzerne hätten das geduldet. „Die wussten, dass ich dahinterstecke“, erklärt Göker. „Und das, als die MEG längst insolvent gewesen ist und die Krankenversicherer mir allesamt den Rücken gekehrt haben.“ Fast alle hätten mitgemacht.


„Fast alle haben mitgemacht“

Die Versicherer dementieren die Vorwürfe. Allianz, Axa, Hallesche, Central, Inter, Continentale und Hanse Merkur betonten, seit der Insolvenz 2009 nichts mehr mit Göker zu tun gehabt zu haben. Ein Sprecher der Continentale erläuterte, dass eine vollkommene Überwachung des Makler-vertriebs jedoch nicht möglich sei. „Es ist also nicht völlig auszuschließen, dass ehe-malige MEG-Vertriebskräfte Verträge mit Maklern oder Maklerpools abgeschlossen haben und so über diesen Weg Geschäft mit uns einreichen.

Der Kasseler baute zwischen 2003 und 2009 mit der MEG AG den zweitgrößten Spezialvertrieb Deutschlands für private Krankenversicherungen auf. Während er in der Spitze bis zu 1400 Mitarbeiter bundesweit per Telefon Neukunden werben ließ, handelte er selbst Spitzenprovisionen mit Konzernen wie Allianz, Axa, Hallesche und Central aus. Nach eigenen Angaben erhielt er bis zu 20 Monatsbeiträge pro geworbenen Versicherten – also mitunter 8000 Euro pro Vertrag.

Weil er im August 2008 wegen Scheinselbstständigkeit verurteilt worden war, musste er seine Vertriebler als Angestellte führen und Steuern sowie Sozialversicherungsbeiträge für sie abführen. „Das hat mir das Genick gebrochen“, gibt er heute zu.

Im September 2009 gab er den Posten des Vorstandsvorsitzenden ab, einen Monat später wurde die Firma verkauft – und dann in die Insolvenz geschickt. Seitdem fordern die Versicherer wegen vorausbezahlter Provisionen Millionen von ihm und der insolventen MEG zurück.

Von ihren Forderungen dürften sie allerdings nur einen Bruchteil erhalten. Der Insolvenzverwalter der MEG AG, Fritz Westhelle, muss dem Insolvenzgericht regelmäßig Auskunft darüber erteilen, wie hoch die Quote ist, die er gemessen an den Forderungen vollstrecken kann. „Nach meinem letzten Bericht an das Insolvenzgericht dürfte die Quote bei circa fünf bis sechs Prozent liegen“, erzählte Westhelle dem Handelsblatt.

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