Falschberechnung der Versicherung Ergo korrigiert die Korrektur

In rund 350.000 Fällen hatte Ergo die Auszahlung von Lebens- und Rentenversicherungen falsch berechnet. Die Versicherung versprach, jeden Fehler zu lösen. Das gelang in den meisten Fällen – aber offenbar nicht immer.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Der Versicherer Ergo hatte sich bei Hunderttausenden Lebensversicherungs-Kunden bei der Ermittlung von Erträgen und Gutschriften verrechnet. Quelle: dpa

Frankfurt Für eine Versicherung ist es immer schlecht, wenn sie mit der Mathematik zu kämpfen hat. Das musste auch der Versicherer Ergo erfahren, bei dem 2015 bekannt wurde, dass Hunderttausende von Lebens- und Rentenversicherungen falsch berechnet wurden. Immerhin zeigte sich der Assekuranz-Konzern kulant – die Kunden erhielten einen Nachschlag und konnten sogar zu viel ausgezahlte Beträge behalten.

Doch jetzt droht neues Ungemach, weil man sich offensichtlich nicht immer blind darauf verlassen kann, dass die Nachzahlungen auch korrekt sind. Das Magazin „Finanztest“ berichtet von einem solchen Fall. Danach hatte Ergo einem Kunden im vergangenen Jahr mitgeteilt, dass man ihm 2009 wegen eines Berechnungsfehlers zu wenig ausgezahlt habe.

Gut 1100 Euro wurden deshalb nachgezahlt. Der Kunde beharrte darauf, dass Ergo ihm die Berechnung der Auszahlung erläutern solle. Doch so tiefen Einblick in die Geschäftspolitik wollte das Unternehmen nicht gewähren – der Kunde blieb aber hartnäckig und beschwerte sich bei der Finanzaufsicht Bafin.

Hier musste Ergo die Karten auf den Tisch legen – und siehe da: Die Nachzahlung war tatsächlich falsch berechnet worden, der Kunde bekam deshalb im Mai 2016 nochmals knapp 700 Euro nachgezahlt. Laut Finanztest hatte der Versicherer einen „Schlussüberschussanteil“ nicht berücksichtigt.

Eine Sprecherin von Ergo sagte, man gehe davon aus, dass es sich um einen Einzelfall handelt. Der geschilderte Vorgang hänge auch nicht mit IT-Problemen zusammen, sondern beruhe auf einem manuellen Eingabefehler eines Mitarbeiters.

Ergos Probleme stammen von den so genannten Rechenkernen. Das sind die Programme, die für Millionen von Lebensversicherungskunden die komplexen Berechnungen von Kostenbelastungen, Gutschriften und schließlich Auszahlungssummen vornehmen. Der Versicherer entstand 1997 aus der Fusion der Victoria und der Hamburg-Mannheimer. Mit der Komplexität aus der Zusammenführung der IT-Welten habe auch die Möglichkeit zugenommen, dass sich Fehler einschleichen, teilte Ergo mit.

Bei der Bafin wollte man sich zu Einzelfällen nicht äußern. Aus Verschwiegenheitsgründen können man leider außer der Gesamtzahl der Beschwerden zu einem Versicherer nichts Unternehmensindividuelles sagen. Für Ergo Leben habe die Gesamtzahl im vergangenen Jahr bei 126 Beschwerden gelegen. Darin enthalten seien selbstverständlich auch Beschwerden zu den Problemen bei mathematischen Berechnungen .

Beim Magazin Finanztest hieß es, bisher seien außer dem geschilderten Fall keine weiteren Beschwerden über falsche Nachzahlungen bekannt geworden. Möglicherweise werde sich das aber ändern, wenn Kunden über die Korrektur der Korrektur lesen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%