Ferienimmobilien Schnäppchen für Hauskäufer in Mittelmeerländern

Seite 2/4

Absturz der Immobilienpreise

Auch Christian Seyrer von G.I.S Immobilien rät Interessenten zum Neubau. Es gebe nur sehr wenige Bestandsangebote, die sich für ausländische Käufer eigneten: „Kaum ein Deutscher will im Ferienhaus nur ein sechs Quadratmeter großes Schlafzimmer haben.“ In der Lieblingsregion der Deutschen, der im Süden gelegenen Halbinsel Peloponnes, fänden Deutsche nur ein paar Dutzend passende Angebote. Die Preise dort wären mit bis zu 400 000 Euro entsprechend teuer. Wer baut, könne schon ab 150 000 Euro ein Ferienhaus bekommen.

Es könnte noch billiger werden. Der griechische Markt sei auch nach dem deutlichen Preisrückgang noch zu teuer, schätzt Athanassios Spyrou, der vom westfälischen Hamm aus Griechenland-Immobilien vermarktet. „Wer nicht verkaufen muss, bleibt oft stur und wartet auf einen guten Preis“, sagt Spyrou.

Interessenten, die später auch vermieten wollen, sollten nicht allzu weit vom Meer entfernt bauen. „Touristen mögen keine kleinen Unterkünfte, wichtig ist ein Garten, vor allem aber die Aussicht aufs Meer“, sagt Wolfgang Tusche, der an der Südküste von Kreta nahe dem Bergdorf Myrthios fünf Ferienhäuser vermietet.

„Sieben von zehn Kunden fragen nach Objekten mit Meerblick“, bestätigt Makler Spyrou. Er habe in den vergangenen Monaten deutlich mehr Anfragen zu Griechenland-Immobilien bekommen als im Vorjahr, „völlig unerwartet“. Einige Kunden hätten ihr Häuschen in Frankreich oder Spanien verkauft und suchten nun in Griechenland, wo die Preise niedriger sind.

Spanien: Investoren rechnen mit weiteren Preisstürzen

Wer Haus oder Wohnung in Spanien früh verkauft hat, hat womöglich Schlimmeres vermieden: Seit drei Jahren fallen die Preise, ein Ende ist nicht absehbar. Das staatliche spanische Statistikamt Instituto Nacional de Estadística (INE) hat für 2009 zwar nur einen Preisrückgang von knapp sieben Prozent vermeldet. Die spanische Wertschätzungs-Gesellschaft Tinsa hält dagegen knapp 15 Prozent minus zum Vorjahr für realistisch. „Ich gehe nach meinen eigenen Marktstudien von einem realen Preisrückgang um 30 Prozent aus“, setzt Matthias Meindel von der deutschen Immobilienservice-Gesellschaft Concept dagegen. Auch die Fachleute der Immobilien-Datenbank Idealista rechnen für 2010 mit weiteren 30 bis 35 Prozent minus.

Neben den Besitzern leiden vor allem die Banken. Ende Mai brach die spanische Sparkasse CajaSur unter der Last fauler Immobilienkredite zusammen. Europas Finanzmärkte erzitterten, obwohl die Sparkasse mit nur 13 Milliarden Euro Krediten höchstens in der Kreisklasse spielt. Die spanische Zentralbank übernahm CajaSur kurzerhand.

Insgesamt sollen Bauträger spanischen Banken geschätzt mehr als 300 Milliarden Euro für Immobilien schulden. Die Banken haben bereits 1,5 Millionen Wohneinheiten übernommen, die laut Notenbank noch 85 Milliarden Euro wert sein sollen. Die Banker wissen aber, dass viele Bauten nur ein Drittel des Angebotspreises wert sind. Zu groß ist das Angebot, zu schlecht die Qualität. Die spanische Nationalbank hat deswegen die Finanzinstitute aufgefordert, im Geschäftsjahr 2010 den Buchwert ihrer Immobilien um 20 Prozent zu senken.

Komplett am Markt vorbeigewirtschaftet

Über drei Millionen Wohnungen, darunter rund 690.000 neu gebaute, stehen leer. Zur Verunsicherung vieler Eigentümer haben auch Korruptionsskandale beigetragen. So ignorierten Regionalpolitiker jahrelang das Küstengesetz, nach dem neue Immobilien mehr als 100 Meter vom Strand entfernt gebaut werden müssen. Juristisch betrachtet fälschten sie Baugenehmigungen. „Viele Deutsche verstehen nicht, dass die Papiere, die sie vor ein paar Jahren vom Bauamt bekommen haben, plötzlich nichts mehr wert sind und ihnen jetzt Abriss oder Enteignung drohen“, sagt Tim Wirth, der als Immobilienrechtsanwalt auf Mallorca arbeitet. Auf der Insel, auf der viele Deutsche gekauft haben, hätten sich die Preise weitgehend gehalten, „aber das ändert sich in diesem Jahr“, erwartet Meindel von Concept. „Es wurde vielerorts komplett am Markt vorbei gewirtschaftet“, sagt er.

„Großes Angebot, verhaltene Nachfrage, Mallorca ist ein Käufermarkt“, sagt Dirc Kalweit vom Immobilienmagazin Bellevue, das wie die WirtschaftsWoche in der Verlagsgruppe Handelsblatt erscheint. Makler Stefan Greim von Mallorca Sotheby's Realty beobachtet bei Käufern aber Zurückhaltung, sie warteten auf noch tiefere Preise: „Es wird einfach gar nichts mehr verkauft, deswegen können wir nicht wissen, wo die Preise stehen.“

Eine Preisübersicht von Idealista zeigt, dass es an Massentourismus-Orten wie Torremolinos und Benidorm immer noch sehr teuer ist. Auf den Kanaren und in ruhigeren Küstenorten wie Estepona verlangen Verkäufer dagegen nur noch vergleichsweise günstige 2000 Euro für den Quadratmeter. „Erst wenn spanische Ferienimmobilien wieder günstiger sind als deutsche, werden Deutsche auch wieder massenweise auf den Balearen und an der Küste zugreifen. Derzeit ist es vielerorts nur voll, laut und teuer“, sagt Meindel.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%