Ferienimmobilien Schnäppchen für Hauskäufer in Mittelmeerländern

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Voll und teuer

Große Preissprünge hat es in den vergangenen zehn Jahren in Italien nicht gegeben. In den ersten Jahren nach der Euro-Einführung 1999 – als in Spanien die Preise in die Höhe schossen – mussten Immobilienkäufer Jahr für Jahr nur ein paar Prozent drauflegen. Weil Banken den Hauskäufern mit der Euro-Einführung und zurückgehenden Leitzinsen erstmals Kredite zu niedrigen Zinsen boten, zog die Nachfrage an.

Bis Mitte der Neunzigerjahre schien die Zinslast angesichts hoher Inflationsraten kaum tragbar. Gegen eine Immobilienblase spricht, dass die italienischen Haushalte nur gering verschuldet sind. Ihre Hypothekenkredite machen nur 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus, während es in Deutschland rund 45 Prozent und in Spanien sogar mehr als 60 Prozent sind. Stabilisierend wirkt auf dem italienischen Immobilienmarkt auch, dass es, anders als in Spanien, kein massives Überangebot gibt.

Preissenkend dagegen wirken die wirtschaftlichen Probleme Italiens – das BIP fiel 2009 um fünf Prozent, die Arbeitslosenrate steuert auf neun Prozent zu. Seit 2005 durften sich Immobilieneigentümer nicht mehr über Wertsteigerungen freuen. Im vergangenen Jahr zahlten Immobilienkäufer vier Prozent weniger als noch 2008. Dieses Jahr rechnen die Analysten vom internationalen Sachverständigenverband Rics aber nur noch mit leichten Rückgängen. Dann sei der Tiefpunkt erreicht. Belebend wirkten die seit Ende 2009 gefallenen Zinsen für Hypothekenkredite, die nach und nach mehr Käufer anlockten.

Italien: Stabiler Markt vor der Trendwende

Ferienhauskäufer hätten es vor allem auf die oberitalienischen Seen, die Toskana und die italienische Riviera abgesehen, berichtet Peter Schöllhorn, Vorstand der Deutschen Schutzvereinigung Auslandsimmobilien. Dort müssten sie allerdings hohe Preise zahlen. Für eine Ferienwohnung mit gehobener Ausstattung am Gardasee sind 4000 bis 5000 Euro je Quadratmeter fällig.

Christian Seyrer von G.I.S Immobilien beobachtet bei deutschen Käufern vermehrt Interesse an Lagen in Südtirol, also nördlich des Gardasees. Hier kommen sowohl Wintersportler als auch Bergwanderer auf ihre Kosten. Seit etwa zwei Jahren hielten sich einheimische Käufer zurück, die Preise fielen. Nun suchten Deutsche nach günstigen Feriendomizilen, berichtet Seyrer.

Für sie ist Südtirol gut erreichbar, etwa die Städte Bozen und Trient. Münchner brauchen mit dem Auto über den Brennerpass nur drei Stunden – falls sie von Staus verschont bleiben. Laut Maklerverband FIAIP zahlen Käufer in der Umgebung von Bozen für eine gut erhaltene Immobilie 3000 Euro für den Quadratmeter, rund um Trient sind 2000 Euro fällig. Für Ferienimmobilien in besonderer Lage, etwa mit Tal- oder Seeblick, verlangen Käufer aber oft das Doppelte.

Interessenten sollten Papiere genau prüfen und sich juristische Hilfe holen. Viele Häuser, gerade in ländlichen Gegenden, sind schwarz gebaut worden. Käufer sollten auch darauf achten, ob Umbauten genehmigt wurden. Sonst könnte das malerische Naturstein-Rustico später Ärger mit den Behörden bringen.

Portugal: Nur die Algarveküste lockt

Deutlich weiter als nach Norditalien ist die Anreise nach Portugal. Deutsche kaufen deshalb dort nur selten Ferienimmobilien. „Einzig die Algarve lockt einige“, berichtet Schöllhorn von der Schutzvereinigung Auslandsimmobilien. Dort seien die Preise schon immer relativ hoch, Preiseinbrüche wie in Spanien habe es nicht gegeben.

Die Interessenten an der Algarve sind oft besser betucht – eher der Typ golfender Manager als der Rentner auf Suche nach einem Winterquartier. Fündig werden Golfer zum Beispiel in Vilamoura im Golfresort Vila Sol, einem großen Areal von 150 Hektar. Der Algarve-Flughafen Faro liegt ganz in der Nähe. Für ein hochwertiges Apartment gleich am Golfplatz zahlen Käufer 4200 Euro pro Quadratmeter. Der Blick von der Terrasse ist inklusive – je nach persönlicher Vorliebe aufs Meer oder auf das Green.

Abgesehen von solchen Luxusangeboten, sind die Immobilienpreise in Portugal nur kurze Zeit stark gestiegen, in den Jahren 2003 bis 2005. Ähnlich wie in Italien stagniert der Markt seither. Im vergangenen Jahr sanken die Preise um rund zwei Prozent. Im landesweiten Durchschnitt zahlen Immobilienkäufer nun 1200 Euro je Quadratmeter. An der Algarve müssen Interessenten wenigstens 1500 Euro ausgeben. Günstige Ferienimmobilien gibt es an der Silberküste im Westen Portugals. 2010 dürften die Preise noch leicht sinken.

Gefragt sind portugiesische Ferienimmobilien vor allem bei Briten. Rund 30 Prozent der Ferienimmobilien an der Algarve sind in britischer Hand. „Viele Briten sehen Ferienimmobilien als Anlageobjekt“, sagt Thomas Beyerle, Chefanalyst bei der Fondsgesellschaft Aberdeen. Ende der Siebzigerjahre hätten Briten in der Toskana gekauft, Mitte der Neunzigerjahre in der Bretagne und Normandie, seit 2008 vor allem in Montenegro und Kroatien. Briten versuchten, sich Häuser zu sichern, solange die Preise noch unten seien: „Anschließend kommen dann die Deutschen und kaufen sie ihnen ab.“

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