Finanzkrise und die Folgen Was droht in einer Weltwirtschaftskrise?

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Spareinlagen und Anleihen im Krisenfall

Reich in die Rezession

Welche Vermögensanlagen aber sind am besten durch die Jahrhundertkrisen gekommen? Im folgenden eine Analyse der beliebtesten Investments der Deutschen.

Spareinlagen. Mit ihnen sind Anleger mehrfach schlecht gefahren. In der Hyperinflation 1923 und bei der Nachkriegs-Währungsreform 1948 schmolz das Ersparte der Deutschen jeweils auf einen Bruchteil zusammen.

Krisen-Fazit für Spareinlagen: In Extremsituationen droht Totalverlust. Kurzfristig dürfte die Deflation einen Werterhalt garantieren, aber nur so lange, wie die Staaten zahlungsfähig bleiben. Mittelfristig kann die Inflation jedoch die Spar-Renditen weiter schmälern – und bei galoppierender Inflation droht Total-Entwertung.

Anleihen. Um den Ersten Weltkrieg zu finanzieren, legte das Kaiserreich neun Kriegsanleihen über insgesamt etwa 100 Milliarden Reichsmark auf. Nach Kriegsende waren diese nahezu wertlos. Die Kurse der länger laufenden, konventionellen Reichsanleihen erholten sich dagegen bis 1921 auf bis zu 70 Prozent des Nennwerts. Die gute Phase für Zinspapiere war aber nur von kurzer Dauer. Nach der Hyperinflation 1923 hielten alle Anleihesparer nur noch Altpapier in den Händen.

Ausfallrisiko bei Anleihen

Wer nach dem Weltkrieg auf Unternehmensanleihen setzte, profitierte bis 1922 vom Zinsaufschlag gegenüber Reichsanleihen. Über die höheren Zinserträge konnten sich die Anleger aber auch nur kurz freuen, denn die Unternehmen nutzten die Hyperinflation 1923, um ihre Schulden vorzeitig zu tilgen. Mit dem ausgezahlten Nennwert konnten sich die Gläubiger aber nicht mehr viel leisten, weil Papiergeld rasant an Wert verloren hatte.

25 Jahre später, nach Nazi-Diktatur und Zweitem Weltkrieg, beutelte die Währungsreform 1948 Anleger abermals. Für eine Staatsanleihe über einen Nennwert von 100 Reichsmark bekamen sie nur noch 6,50 D-Mark. 93,5 Prozent waren verloren. Zum Vergleich: Forderungen aus Kaufverträgen stellte die Bank Deutscher Länder im Verhältnis 1 zu 1 um.

Krisen-Fazit für Anleihen. Die größten Gefahren sind der Ausfall des Schuldners und eine Währungsreform. Während Letztere alle Zinspapiere gleichermaßen trifft, ist das Ausfallrisiko bei einem Staatspapier in der Regel geringer als bei der Anleihe eines Unternehmens. In einem Katastrophenszenario würde viel Kapital zunächst in vermeintlich sichere Staatsanleihen fließen. Steigende Kurse wären die Folge – bis entweder die Inflation zuschlägt oder die finanzschwachen Staaten ihre Schulden nicht mehr begleichen könnten.

Schlüsselbranchen im Fokus

Noch stärker getroffen würden in einer Depression Unternehmensanleihen, weil mehr Unternehmen pleitegehen könnten. So lange Staaten noch zahlungsfähig sind, böten allenfalls Anleihen von Großunternehmen aus Schlüsselbranchen wie Auto oder Banken, die der Staat massiv unterstützt, etwas mehr Sicherheit. „Es ist daher wichtig, schon jetzt die für den Staat schützenswerten Branchen zu erkennen, um spätere Kursgewinne voll nutzen zu können“, sagt Andrew Bosomworth, Leiter Portfoliomanagement bei der Allianz-Tochter Pimco. Für relativ immun hält Uwe Burkert, Leiter Credit Research der LBBW, etwa die Versorger, unter anderem, weil hier „starker Staatseinfluss Tradition hat“.

Der 1898 gegründete Energieriese RWE etwa überlebte die schlimmsten Krisen auch dank der Beteiligung der Kommunen. Deren Einfluss sicherte die Zahlungsfähigkeit. In der galoppierenden Inflation 1923 zum Beispiel konnte RWE die Preise nicht im Gleichschritt mit den Löhnen erhöhen, im Geschäftsbericht hieß es: „Bei einer Höhersetzung der Preise wären wir des Wuchers bezichtigt worden.“ Die mit 60 Prozent an RWE beteiligten Kommunen beauftragten kurzerhand Druckereien der Reichsbank, Geld zu drucken, um damit RWE-Arbeiter zu bezahlen.

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