Finanzkrise Wohin mit dem Geld? Die besten Anlagen im Krisencheck

Die Finanzkrise lässt keine Geldanlage ungeschoren. Welche Investments sind noch sicher? Wohin mit dem Ersparten? Die WirtschaftsWoche beantwortet die 20 am häufigsten von unseren Lesern und bei Verbraucherzentralen gestellten Fragen.

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Ich habe einen hohen fünfstelligen Betrag bei einer Direktbank als Tagesgeld angelegt. Nach der Pleite von Kaupthing bin ich verunsichert: Soll ich das Geld besser auf mehrere Banken verteilen?

Fast alle Banken sind Teil desselben Sicherungssystems. Eigentlich ist es deshalb unsinnig, Geld über viele Banken zu verteilen. Wenn die eine in Schieflage gerät, müssen die anderen über den gemeinsamen Rettungsfonds einspringen und die Sparer der Pleitebank entschädigen. Weil die Gefahr besteht, dass der Fonds bei der Pleite einer größeren Bank schnell leer ist, sprach die Bundeskanzlerin die berühmte Totalgarantie für alle deutschen Spareinlagen aus. Am Ende springt also der Steuerzahler ein.

In der Praxis kann das Verteilen dennoch sinnvoll sein. Zunächst greifen Einlagensicherungsfonds und „Merkel-Garantie“ nur für Kunden der Sparkassen, Volks- und Raiffeisen- sowie von Privatbanken, die Mitglied im deutschen Einlagensicherungssystem sind. Kaupthing-Kunden mussten schmerzlich erfahren, dass ihre Bank das nicht ist, und sich an die klamme isländische Einlagensicherung wenden.

Auf jeden Fall prüfen sollten Sie daher auf der Internet-Seite Ihrer Bank, welche Einlagensicherungssysteme Sie für Ihr Fest- oder Tagesgeld im Pleitefall entschädigen würden: Gilt nur die gesetzliche Garantie von 90 Prozent der Anlagesumme, maximal aber 20.000 Euro, können Sie den Rest verteilen. Solche Banken sind aber die Ausnahme. Die meisten – auch Internet-Banken und Töchter ausländischer Banken – sind freiwillig Mitglied im Einlagensicherungsfonds der deutschen Privatbanken. Eine Liste mit den Namen der Banken im Sicherungsfonds finden Sie beim Verband der Banken.

Verloren wäre das Geld also in den meisten Fällen nicht. Trotzdem kann es ärgerlich sein, mit seinem kompletten Geldvermögen Kunde einer Pleitebank zu sein. Denn für die Dauer des von den Behörden dann verhängten Moratoriums (sechs Wochen), können Sie nicht an Ihr Geld. Auch bis nach dem Feststellen des Entschädigungsfalles Geld fließt, dauert es noch einmal Wochen, wenn nicht Monate. Schon deswegen kann es sich lohnen, Geld auf drei oder vier Banken zu verteilen.

Ich habe Festgeld und einen Kredit bei derselben Bank. Was passiert , wenn die insolvent wird? Kann ich dann beides gegeneinander aufrechnen?

In den Geschäftsbedingungen der meisten Banken ist ein gegenseitiges Verrechnen von Forderungen ausgeschlossen. Der Bundesgerichtshof (BGH) stellte aber 1984 klar, dass dieses Verrechnungsverbot bei einer Insolvenz der Bank ins Leere läuft, das gegenseitige Aufrechnen dann also zulässig ist. Allerdings nicht ohne Weiteres und schon gar nicht sofort. Miteinander verrechnet werden können nur gleichartige und zur gleichen Zeit fällige Forderungen. Läuft ein Bau-Darlehen noch 57 Monate, kann es nicht mit Termingeld verrechnet werden, das in drei Monaten fällig wird. Der Bank entgingen sonst die Hypothekenzinsen, die ihr zustehen, auch wenn sie pleite ist.

Bei drohender Insolvenz wird die Finanzaufsicht BaFin zunächst ein Moratorium über die Bank verhängen. Alle Konten sind dann eingefroren, für sechs Wochen kommen Sparer nicht an ihr Geld, auch nicht, wenn es eine täglich verfügbare Anlage ist (Sparbuch, Tagesgeld). Nach Ablauf des Moratoriums wird die BaFin den Entschädigungsfall ausrufen. Jetzt muss der Einlagensicherungsfonds der privaten Banken oder der Verbund der Sparkassen oder Raiffeisenbanken einspringen und Sie für Ihre Einlagen entschädigen. Verrechnen mit dem Kredit geht auch dann nicht, Sie müssen weiter tilgen. Nur für den Fall, dass Ihre Bank nicht im Einlagensicherungsfonds ist, können Sie Ihre Kreditschulden mit Ihren Geldeinlagen verrechnen.

Eigenmächtig sollten Sie die Tilgung eines Kredits nicht aussetzen. Im Insolvenzfall wird ein Insolvenzverwalter Ihren Kredit wahrscheinlich verkaufen. Damit der neue Besitzer keinen Ärger macht, ist es ratsam, nicht mit den Raten in Rückstand zu geraten. Sonst könnte der Kreditkäufer den Kredit kündigen und sofort fällig stellen.

Bei Lehman Brothers verloren 12.000 deutsche Privatanleger mit Zertifikaten ihr Geld. Muss ich jetzt alle meine Zertifikate verkaufen?

Nein, das müssen Sie nicht – aber Sie sollten prüfen, ob Sie nicht doch durch einen Verkauf oder einen Wechsel in andere Papiere Sicherheit gewinnen. Zertifikate sind, wie Unternehmensanleihen auch, Inhaberschuldverschreibungen. Sie sind nur dann sicher, wenn der Herausgeber des Zertifikats, der Emittent, das Papier spätestens am Ende der Laufzeit wieder zurückkaufen kann. Erster Checkpunkt also: Wie sicher ist der Schuldner, der hinter Ihren Papieren steckt? Der Fall Lehman zeigt, dass klassische Ratings hier versagen. Zuverlässiger zeigen die Prämien für Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps), wie sicher am Markt ein Emittent eingeschätzt wird: Je niedriger die Versicherungsprämie ist, desto geringer schätzen Investoren die Gefahr ein, dass ein Emittent pleitegeht. Täglich aktuelle CDS-Werte aller Zertifikatebanken finden Sie unter deutscher-derivate-verband.de.

Die Finanzkrise offenbarte zudem, dass viele Zertifikate nicht das halten, was sich Anleger von ihnen versprochen hatten. Vor allem erwischte es sogenannte Barriere-Papiere (Bonuszertifikate, Expresszertifikate). Deren Rendite hängt davon ab, dass der Basiswert (zum Beispiel Dax, Euro Stoxx) nicht unter ein bestimmtes Niveau sinkt. Aus Sicherheitsgründen kann ein Verkauf lohnen. Denn sollten die Aktienmärkte noch einmal kräftig nachgeben, dürften auch die letzten Barrieren gerissen werden. Zudem besteht die Gefahr, dass der Emittent Papiere von sich aus kündigt – was er laut Prospekt meist darf. Lieber vorher den Verkaufszeitpunkt selbst bestimmten.

Banken bieten für Schatzbriefe höhere Zinsen als der Bund für seine. Kann ich auch einen Bank-Schatzbrief kaufen?

 Nur wenn Sie bereit sind, ein höheres Risiko als bei Bundespapieren einzugehen. Bei Bundesschatzbriefen steht der deutsche Staat für Zinszahlungen und die Rückzahlung gerade. Inzwischen vermarkten aber auch private Finanzinstitute das nicht geschützte Erfolgslabel „Schatzbrief“, übrigens sehr zum Ärger der Finanzagentur des Bundes. Solche von Banken ausgegebene Schatzbriefe sind juristisch Bankschuldverschreibungen, die bei Fälligkeit in drei oder mehr Jahren von einer Bank oder auch von ihrer ausländischen Mutter zurückgezahlt werden sollen. Keine private Bank aber ist so solide wie der Bund. Eine Einlagensicherung, die bei Ausfall der Bank-Schatzbriefe haftet, gibt es nicht. So viel Unsicherheit wird mit gut fünf Prozent Zins im ersten Jahr in der Regel schlecht bezahlt.

Kann ich noch Pfandbriefe kaufen?

Ja. Der Handel mit diesen Papieren ist zwar seit rund einem Jahr gestört, neue Papiere werden kaum noch ausgegeben. Die Marktstörungen treffen aber vor allem Großanleger wie Versicherer, die gern auch mal 100 Millionen Euro in ein Papier stecken. Für Privatanleger, die nur kleinere Stückzahlen kaufen und nicht auf einen extrem liquiden Handel angewiesen sind, bietet die Krise jedoch Chancen. Denn Pfandbriefe bieten eine große Sicherheit – und das seit über 200 Jahren. Einem Hypothekenpfandbrief unterliegen erstrangige Grundbuchforderungen gegenüber Immobilienbesitzern. Selbst ein Wertverlust der Sicherheiten, der Immobilien also, von 40 Prozent wäre verkraftbar, da sich die erstrangigen Grundschulden nur auf 60 Prozent eines Objektwertes beziehen. Die zweite gängige Variante sind Pfandbriefe, denen Staatsfinanzierungen gegenüberstehen. Anleger halten mit ihnen also Forderungen gegen die öffentliche Hand. Mit Pfandbriefen lassen sich derzeit leicht 4,5 Prozent Rendite erzielen. Das ist etwa ein knapper Prozentpunkt mehr als Bundesanleihen mit ähnlicher Sicherheit bringen.

Soll ich nach dem starken Kursrutsch der letzten Wochen jetzt schon wieder Aktien kaufen?

An der Börse zahlen Anleger für den künftigen Gewinn der Firmen. Zwar erscheint das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) vieler Aktien derzeit historisch günstig. Doch wegen der Wirtschaftskrise weiß niemand, wie viel die Unternehmen 2009 verdienen werden, also auch nicht, wo der wahre Preis der Aktien steht. Einerseits ist unbestritten, dass die Wirtschaft sich weltweit stark verlangsamt und die Unternehmensgewinne daher weiter einbrechen. Andererseits fallen die Aktien schon seit über einem Jahr, viele Kurse haben sich mehr als halbiert, und weil Aktien – anders als etwa 2000 – schon davor nicht überteuert waren, nehmen die Kurse auf dem jetzigen Niveau bereits eine recht heftige Rezession vorweg. Helfen kann der Blick auf frühere schwere Krisen. Er zeigt, dass die Kurse stets schon lange vor Beginn einer Rezession fallen, sich aber auch längst wieder erholt haben, wenn Ministerien und Wirtschaftsforscher offiziell die Rezession für beendet erklären. Wo stehen wir heute? Eine schwere Rezession wie 1982 und 1975, wenn nicht gar schlimmer, ist leider nicht unwahrscheinlich. In diesem Szenario dürften die Aktien ihren Boden noch nicht gefunden haben. Spätestens bei Kursen unter 4000 Punkten im Dax sollten Sie Qualitätsaktien mit guter Marktstellung und solider Bilanz kaufen. Mutige Anleger können nach drastischen Einbrüchen wie zuletzt im Oktober auch auf kurze, aber heftige technische Zwischenerholungen setzen – doch hier den richtigen Zeitpunkt für Ein- und Ausstieg zu finden ist Glückssache.

Soll ich nach dem Börsencrash meine Aktienfonds jetzt noch verkaufen?

Wenn Sie sich europäisch oder international investierende Aktienfonds zur Altersvorsorge ins Depot gelegt haben und noch zehn oder mehr Jahre bis zum Ruhestand haben, sollten Sie diese halten. Noch bleibt genügend Zeit, zwischenzeitliche Verluste wieder wettzumachen. Nur Portfolios, die dauerhaft schlechter als ihr Vergleichsindex sind, sollten Sie abstoßen.

Anleger, denen nur noch wenige Jahre bis zum Ausstieg aus dem Berufsleben bleiben, sollten ohnehin rechtzeitig in risikoärmere, festverzinsliche Kapitalanlagen umschichten. Liegt bei ihnen der Aktienfondsanteil über einem Drittel, ist ein teilweiser Verkauf – vor allem der leistungsschwächeren Fonds – ratsam.

Bei Fonds, die nur auf deutsche Aktien setzen, hat sich gezeigt, dass kaum ein Fondsmanager die Krise besser als der Markt insgesamt bewältigt. Hier kann es sich lohnen, in Erholungsphasen zu verkaufen und auf kostengünstigere Indexprodukte umzusteigen. Aktienfonds, die in einzelne Branchen oder Themen wie zum Beispiel Solar oder Schwellenländer investieren, erwischt es in Krisenzeiten am heftigsten. Die Krise ist aber noch nicht vorbei, also lieber raus mit diesen Spezial-Portfolios.

Ich besitze einen Garantiefonds. Kann meine Fondsgesellschaft mir die Garantiesumme noch zurückzahlen?

Normalerweise dürfte hier nichts anbrennen. Die Garantie wird aus einem Anleiheportfolio gezahlt, das der Fonds für Sie angelegt hat. Zum Laufzeitende wird das verkauft, und Sie bekommen Ihre Garantie. Von den Turbulenzen an den Finanzmärkten bleiben allerdings auch Anleihen nicht verschont – auch variabel verzinste Anleihen und sogar sichere Pfandbriefe sind derzeit illiquide. Das ist aber nicht Ihr Problem: Das Garantieversprechen gilt, Sie können es einklagen.

Aktien sind mir zu riskant. Aber manche Unternehmensanleihen bringen bis zu sieben Prozent. Kann man die kaufen?

Dumm wäre das nicht. Wenn Sie Ihr Geld für vier oder fünf Jahre investieren wollen, sind Anleihen von finanzstarken Konzernen eine gute Alternative zum Aktienmarkt. Zwar verpassen Sie so mögliche Erholungsrallys bei Aktien, doch dafür sind Sie, anders als Aktionäre, gegen Rückschläge gewappnet. Denn am Ende der Laufzeit bekommen Sie Ihr Geld mit großer Wahrscheinlichkeit komplett zurück. Sogar Aktienfonds-Experten raten inzwischen hinter vorgehaltener Hand zu festverzinslichen Papieren. Der Grund: Die Kurse sind so stark gefallen, dass selbst Anleihen erstklassiger Emittenten knapp sieben Prozent bringen – das ist die Rendite, auf die Anleger im langjährigen Schnitt am Aktienmarkt hoffen können. Firmen-Bonds sind allerdings nichts für Anleger, die jedes Risiko meiden wollen.

Wenn Sie fürchten, dass BMW oder Thyssen in den kommenden fünf Jahren zahlungsunfähig werden, sollten Sie Ihr Geld lieber auf ein von der Merkel-Garantie geschütztes Tagesgeldkonto legen. Auch wenn Sie in wenigen Monaten an Ihr Geld herankommen wollen, sollten Sie die Finger von Firmenanleihen lassen. Bei BMW zum Beispiel könnte auch der Anleihekurs weiter fallen, weil der Autohersteller unter der Wirtschaftsflaute leidet. Doch auch nach der Herabstufung von BMW um eine Stufe vom Ratingniveau „A1“ auf „A2“ durch die Agentur Moody’s hat der Konzern noch immer die sechstbeste Bonitätsnote. Die Verschuldung der Münchner ist vertretbar. Viel riskanter sind sogenannte Hochzins- oder Ramschanleihen von Firmen mit schlechter Bonität. Hier locken zwar zweistellige Renditen – doch wird der Konjunkturabschwung viele in die Pleite treiben. Bis zu 20 Prozent der Unternehmen, die europäische Hochzinsanleihen herausgaben, könnte es treffen, warnt die Bank UniCredit.

Wie wichtig ist die von 2009 an geltende Abgeltungsteuer für meine jetzigen Anlageentscheidungen?

Die Aussicht auf Steuervorteile sollte niemals ausschlaggebend für eine Anlageentscheidung sein. Wer nicht mehr ruhig schlafen kann, wenn er jetzt Aktien kauft, sollte lieber auf mögliche Vorteile verzichten und sein Geld auf Sparkonten packen – egal, was der Bankberater sagt. Richtig ist aber auch: Wenn Sie sich entschlossen haben, Aktien zu kaufen, haben Sie einen Vorteil, wenn Sie es noch dieses Jahr tun. Denn dann können Sie die 25-prozentige Abgeltungsteuer, die vom 1. Januar an für Kapitalerträge gilt, noch umgehen. Für Aktien, Fonds und Anleihen, die vor dem Steuerstichtag im Depot liegen, gilt eine lukrative Übergangsfrist: Spätere Kursgewinne sind noch steuerfrei, sobald die einjährige Haltefrist abgelaufen ist. Bei Wertpapieren, die ab 2009 gekauft werden, unterliegen Kursgewinne dagegen in jedem Fall der 25-prozentigen Abgeltungsteuer – egal, wie lang das Papier im Depot lag. Wichtig: Da an der Börse weitere Rückschläge drohen, sollten Sie nur Geld einsetzen, auf das Sie für mehrere Jahre verzichten können. Vorsichtige Anleger können zu Anleihen greifen, die unter ihrem Nennwert notieren – mit solchen Papieren wahren Anleger ebenfalls die letzte Chance auf steuerfreie Gewinne.

Kann ich Verluste mit Aktien, die ich in der Finanzkrise gemacht habe, steuerlich geltend machen?

Anleger dürfen Verluste in der Steuererklärung mit Aktiengewinnen verrechnen, wenn zum Zeitpunkt des Verkaufs die einjährige Spekulationsfrist noch nicht abgelaufen war. Aber keine Sorge: Wenn Sie dieses Jahr keine verrechenbaren Gewinne mehr erwirtschaften, verfällt Ihr Verlust nicht ungenutzt. Laut der Übergangsregelung zur Abgeltungsteuer dürfen Anleger sogenannte „Altverluste“ noch bis 2013 von Spekulationsgewinnen abziehen.

Ich bin momentan knapp bei Kasse und traue den Finanzinstituten nicht mehr. Kann ich die Sparraten für meine Lebensversicherung, den Riester- oder Bauspar-Vertrag aussetzen oder meinen Vertrag kündigen?

Besser nicht. Sparen für die Altersvorsorge bleibt auch in Krisenzeiten wichtig. Bei der Lebensversicherung drohen Stornokosten und deutliche Abschläge auf den Zeitwert des Vertrags. Besser ist es, den Versicherer um ein Policendarlehen zu bitten, die Beitragszahlungen für eine Weile auszusetzen oder den Vertrag auf dem Zweitmarkt für Lebensversicherungsverträge zu verkaufen. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn an einen Lebens- oder Rentenversicherungsvertrag noch ein Berufsunfähigkeitsschutz gekoppelt ist. Dann sollte der Vertrag in der Regel weiter bespart werden, um den Schutz nicht zu verlieren. Auch als Riester-Sparer oder Bausparer sollten Sie nur kündigen, wenn Sie Ihr Guthaben unbedingt brauchen, denn neben Renditeeinbußen müssten Sie noch die Rückzahlung einer möglichen staatlichen Förderung in Kauf nehmen. Besser auch hier: Vertrag ruhen lassen und so finanziellen Spielraum gewinnen.

Wird meine Betriebsrente wegen der Krise geringer ausfallen?

Vermutlich schon. In Deutschland sind die Betriebsrenten, anders als in den USA, im Krisenfall aber nicht als Ganzes bedroht. Gefährdet sind nur die nicht garantierten Bestandteile. Auf der sicheren Seite stehen Sie, wenn Ihr Arbeitgeber Ihnen eine Rente in fester Höhe zugesagt hat. Egal, wie die Börse sich entwickelt – der Chef muss zu seinem Versprechen stehen. Brenzlig wird es nur, wenn das Unternehmen Pleite macht. Zwar garantiert der deutsche Pensionssicherungsverein die Auszahlung der Renten für langjährig Beschäftigte. Hat der Arbeitgeber Ihnen die Betriebsrente allerdings weniger als fünf Jahre vor seiner Insolvenz zugesagt, bekommen Sie nichts. Bei Pensionskassen, die ihr Geld ähnlich wie Lebensversicherungen anlegen, ist dem Betriebsrentner zumindest die garantierte Verzinsung von derzeit 2,25 Prozent sicher. Hauptleidtragende der Finanzkrise werden Beschäftigte sein, bei denen nur die eingezahlten Beiträge garantiert sind. Das ist bei Pensionsfonds der Fall, die mehr als die für Pensionskassen erlaubten 35 Prozent in Aktien und andere riskante Kapitalanlagen investieren dürfen. Die Kursverluste der Börse werden Arbeitnehmer daher am deutlichsten bei Pensionsfonds spüren.

Bietet eine Lebensversicherung jetzt mehr Sicherheit als andere Kapitalanlagen?

Lebensversicherungen gehören in der Tat zu den sichersten Kapitalanlagen. Sie müssen per Gesetz eine konservative Anlagepolitik betreiben, dürfen maximal 35 Prozent des Kapitals in Aktien investieren. Tatsächlich liegen sie derzeit im Schnitt bei unter zehn Prozent Aktienanteil. Geht dennoch eine Versicherung pleite, übernimmt die mit rund 500 Millionen Euro ausgestattete Protektor AG das Geschäft. So geschehen bei der Mannheimer Versicherung 2001. Deren Kunden erlitten damals kaum Verluste: Der Garantiezins blieb erhalten, nur die Überschussbeteiligung wurde gekürzt. Kanzlerin Merkel hat ihren milliardenschweren Rettungsschirm zudem auch über den Versicherungen aufgespannt.

Die hohe Sicherheit und steuerliche Wohl-Behandlung bezahlen Versicherte mit einer relativ geringen Rendite: Lebensversicherungen bringen im Schnitt nur rund 4,3 Prozent pro Jahr; nur 2,25 Prozent werden derzeit bei Neuverträgen garantiert. Ob die Versicherungen die restlichen rund zwei Prozentpunkte in den kommenden Jahren und Jahrzehnten schaffen, hängt von den Kapitalmärkten ab; in einer Wirtschaftskrise werden sie sich schwertun.

Soll ich eine private Rentenversicherung abschließen? Die sind sicher, oder?

Rentenversicherungen funktionieren wie Lebensversicherungen und sind genauso sicher. Jahrelang zahlt der Versicherte ein, im Rentenalter kassiert er. Sie bekommen das Geld aber nicht auf einmal ausbezahlt, sondern als monatliche Rente – lebenslang. Die Rentenversicherung lohnt sich also umso mehr, je älter Sie werden.

Der Wermutstropfen sind die hohen Kosten und die geringe Rendite. Auch Rentenversicherungen garantieren für neue Verträge nur 2,25 Prozent pro Jahr. In guten Zeiten bekommen die Versicherten zwar noch eine Überschussbeteiligung. Doch durch die Finanzkrise geraten auch die Versicherer und ihre Kapitalanlagen unter Druck. Wenn Sie bei der Geldanlage flexibel bleiben wollen, die Grundversorgung im Alter schon anderweitig gesichert haben und Ihre Rente nicht von der Inflation aufgefressen werden soll, fahren Sie mit einem Anlagemix aus festverzinslichen Wertpapieren, Bargeld, Edelmetallen, Immobilien und Aktien oder breit aufgestellten Investmentfonds mit hoher Wahrscheinlichkeit besser.

Bringt es jetzt nicht mehr Rendite, eine kleine Eigentumswohnung zu kaufen und zu vermieten? Wohnraum wird auch in der Krise gebraucht...

Zwei Argumente sprechen dafür: Die Hypothekenzinsen sind noch immer niedrig, und viele andere Anlageklassen werden immer unattraktiver. Wer 30.000 bis 50.000 Euro übrig hat, kann in kleine Apartments investieren, die sich etwa in Studentenstädten lohnen können. Jährliche Nettorenditen von drei bis vier Prozent sind dabei durchaus drin. Wer dabei kein Eigenkapital einsetzt, sondern voll mit Bankkredit finanziert, hebelt seine Rendite noch, da die jährlichen Zinszahlungen steuerlich absetzbar sind. Im Beispielfall würde die Wohnung 5,8 Prozent Nettorendite abwerfen – mögliche Wertsteigerungen nicht eingerechnet.

Es folgt ein „aber“: Über viele Jahre zuverlässig zahlende und die Wohnung schonende Mieter sind gerade im Kleinst-Segment Mangelware. Vieles kann schiefgehen: Ein Leerstand wirft die Renditeberechnung über den Haufen, wer in den vergangenen Jahren zwei Prozent Gewinn im Jahr mit einer vermieteten Immobilie gemacht hat, liegt schon über dem Bundesdurchschnitt. Viele kleinere Apartments sind zwar preiswert, stehen aber oft leer, vor allem in Ostdeutschland. Eine Alternative zum Mini-Apartment sind etwas teurere, modern ausgestattete Zweiraumwohnungen mit 50 bis 60 Quadratmetern, die sich auch an junge Paare, berufstätige Singles und Rentner vermieten lassen.

Viele Offene Immobilienfonds sind schon geschlossen. Soll ich meinen jetzt verkaufen?

Sie können ihn über eine Fondsbörse verkaufen, in Hamburg ist der Handel immer noch möglich. Doch hier werden zurzeit nur Panik-Preise gezahlt, die Gefahr, dass Sie unter Wert verkaufen, ist groß. Akut sind die Portfolios nicht in Gefahr. Dass viele Großanleger in den vergangenen Wochen fluchtartig die Fonds verlassen haben, hat wenig mit den Perspektiven des Immobilienmarktes zu tun, sondern liegt daran, dass die Anleger liquide Mittel brauchten. Einige Fonds können deshalb das Versprechen, Anlegern täglich ihre Fondsanteile abzunehmen, nicht mehr erfüllen. Bei den betroffenen Fonds kommen Anleger zunächst drei Monate nicht an ihr Geld, verloren ist es aber nicht. Bei noch geöffneten Fonds sollten Sie ebenfalls nicht in Panik verkaufen. In Gefahr ist das Geld nicht. Gute Fonds sind gemischt aus einer Vielzahl von Immobilien, meist in verschiedenen Ländern, mit langfristigen Mietverträgen, unterschiedlichsten Nutzungsarten (Büro, Einzelhandel, Hotel, Lagerhallen). Das klappt nicht alles zusammen, weil an den Finanzmärkten die Angst regiert und Liquidität knapp ist. Aber die Anlageklasse verliert an Reiz: Erzielten die offenen Immobilienfonds im vergangenen Jahr noch Renditen von fünf bis sechs Prozent und waren damit attraktiver als Tagesgeldkonten, nähern sie sich im Krisenjahr 2008 wieder der Vier-Prozent-Marke. Da stellt sich schon die Frage, warum Sie für so niedrige Renditen noch die Gefahr auf sich nehmen sollten, wohlmöglich für Monate nicht an Ihr Geld zu kommen. Zumal die Aussichten auf dem Immobilienmärkten weltweit eher mau sind: Die Mieten für Büros und Gewerbeimmobilien werden in der Rezession sicher nicht steigen, für potenzielle Immobilienkäufer dürfte es zunehmend schwieriger werden, Finanzierungen auf die Beine zu stellen, die Preise der großen Gewerbeimmobilien werden in den kommenden Jahren eher fallen als steigen. Fazit: Nicht sofort und um jeden Preis raus, aber Bestände in Ruhe abbauen.

Ein Freund hat günstig Ackerland und Wald ersteigert. Er sagt, dies sei eine sichere Wertanlage in Krisenzeiten, außerdem rechnet er mit steigenden Erträgen, denn Essen und Heizen müssten die Leute immer. Leuchtet ein, oder?

Sind Sie Hobby-Förster oder haben Sie Spaß am Runkelrüben-Züchten? Sagt Ihnen eine Bonität von 45 Bodenpunkten etwas? Nein? Dann lassen Sie es lieber. Als Hobby mag ein Wäldchen Sinn ergeben, als Renditeobjekt oder Wertanlage kaum. Denn ein Waldgrundstück hat für den unerfahrenen Städter weit mehr Nachteile als Vorteile. Sturm, Schneebruch, Borkenkäfer, Feuer können den Wert stark mindern. Zudem machen die Behörden strenge Auflagen, sobald man ein Grundstück besitzt, das offiziell als Wald gilt. Was Waldbesitzer schlagen dürfen und was wieder aufforsten, bestimmen sie nicht allein. Die Holzpreise fallen zudem seit Jahren. Die meisten Waldgrundstücke, die bei Zwangsversteigerungen oder auf dem freien Markt erworben werden können, sind zu klein oder zu weit verstreut, als dass Profis sie rentabel bewirtschaften könnten und Ihnen deshalb eine angemessene Pacht bezahlten. Ähnlich verhält es sich mit Ackerland und Wiesen: Sofern keine Chance besteht, dass irgendwann Bauland oder wenigstens Bauerwartungsland daraus wird, eignen sie sich kaum als Geldanlage. Für Agrarland bringt die Pacht meist nur die Kosten für Versicherung, Steuer und Abwassergebühren rein.

Macht es jetzt noch Sinn, Gold zu kaufen?

Ja. Der Goldpreis läuft zwar schon seit Jahren nach oben, für den Kauf ist es aber nicht zu spät. Ausufernde Staatsdefizite und die Ausweitung der Papiergeldmengen drohen über kurz oder lang das Vertrauen in die Stabilität ungedeckter Papierwährungen zu zerstören. Dagegen ist Gold einer der wenigen Vermögenswerte, der an kein Zahlungsversprechen einer Regierung oder eines Unternehmens gebunden ist. Während etwa die Rückzahlung einer Anleihe oder eines Zertifikats von der Kreditwürdigkeit des Emittenten abhängt, stehen Gold keine Schulden gegenüber. Gold trägt somit kein Kreditrisiko. Im Gegensatz zu Papiergeld lässt sich Gold zudem nicht beliebig vermehren und in Umlauf bringen. Als Notfallreserve gehört Gold daher ins Depot. 10 bis 20 Prozent seines liquiden Vermögens in Gold zu bunkern, ist nicht verkehrt.

Barren und Münzen sind fast ausverkauft. Wo bekomme ich Gold, wo packe ich es hin?

Wer am Bankschalter derzeit Gold kaufen möchte, schaut tatsächlich meist in die Röhre. Die Münzprägestätten sind ausverkauft, bestellt werden kann nur mit langen Lieferzeiten. Anleger müssen jetzt aber nicht in Kaufpanik verfallen und übertrieben hohe Aufgelder bezahlen. Besser ist es, sich auf die Lauer zu legen, denn die Versorgungslage dürfte sich zumindest bei den Barren bald etwas entspannen.

Wohin mit Barren und Münzen? Bankschließfächer sind nicht teuer. So kostet ein kleines Fach mit 3,5 Litern Fassungsvermögen bei der Hamburger Sparkasse 25,60 Euro Jahresmiete. Es bietet Platz für 48 Kilobarren Gold im Wert von fast einer Million Euro. Allerdings haftet die Bank nur bis zu 20.000 Euro je Fach. Anleger sollten sich bei ihrer Hausbank über den Versicherungsschutz informieren und wenn nötig höher versichern. Goldbesitzer, die Barren und Münzen daheim im Tresor aufbewahren, müssen die Hausratversicherung anpassen.

Einzig vertretbare Alternative zum physischen Gold ist der Gold-ETF der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Im Unterschied zu anderen mit physischen Beständen unterlegten Goldfonds ist das Papier der ZKB keine Inhaberschuldverschreibung, sondern wird als Anlagefonds dem Sondervermögen zugerechnet, das im Pleitefall geschützt sein sollte. Die ZKB gehört dem Kanton Zürich und genießt Staatsgarantie.

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