Flexi-Rente So planen Sie Ihren Ruhestand richtig

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Schon im Arbeitsleben gegensteuern

Die in diesem Jahr in Kraft tretende Flexibilisierung der Übergangsphase vom Erwerbsleben in die Rente bietet Möglichkeiten, dem Ruhestand mit massiv eingeschränkter Finanzkraft und zunehmender Tristesse etwas entgegenzusetzen. Die im Volksmund als Flexi-Rente bezeichnete Gesetzesänderung erleichtert sowohl den vorzeitigen Bezug einer Teilrente bei gleichzeitiger Teilzeitarbeit, als auch das Teilzeitarbeiten über die Regelaltersgrenze für Neurentner hinaus. Der Bezug der vollen Rente bei fortgesetzter Einzahlung in die Rentenkasse sind dabei weiter möglich.

Flexibel in Rente, flexibel weiterarbeiten

Derzeit sind reguläre Neurentner im Jahr 1952 geboren. Im Jahr 2017 liegt die Regelaltersgrenze für Neurentner bei 65 Jahren und fünf Monaten, nach den Rentenanpassungen zum 1. Juli 2017 sind es 65 Jahre und sechs Monate. Wer vor Erreichen dieses Alters in Rente geht, muss Abzüge bei der monatlichen Rente hinnehmen, wer länger arbeitet, stockt seine Rentenansprüche weiter auf. Diese Möglichkeiten bestanden schon lange, waren aufgrund der Rentenabzüge aber denkbar unattraktiv.

Mit der Flexi-Rente haben Arbeitnehmer viel bessere Möglichkeiten, für ihr Alter zu planen – sowohl was ihr Einkommen, als auch was ihre Teilhabe an der Arbeitswelt und ihre Freizeit angeht. Interessant für die Ruhestandsplanung sind vor allem die neuen Regeln zu Hinzuverdiensten, die sowohl Teilrentner als die sogenannten Vollrentner betreffen, die trotz Bezug ihrer vollen Rente noch etwas hinzuverdienen möchten.

Die Rentenversprechen - Was die Parteien vorhaben

Wann vorzeitige Rente plus Teilzeitarbeit lohnt

Eine Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung gibt es frühestens mit 63 Jahren. Wer noch keine 45 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt hat, bekommt für jeden Monat, den er oder sie früher in Rente geht, 0,3 Prozent von seinen Rentenansprüchen abgezogen. Wer also regulär bis zum Alter von 65 Jahren und sechs Monaten arbeiten müsste und mit 63 Jahren, also 30 Monate früher, seine volle Rente beansprucht, erhält neun Prozent weniger Rente als bei Erreichen des Regelalters.

Jetzt kommt die Flexi-Rente ins Spiel. Denn wer seine Rente schon mit 63 bezieht, aber noch ein paar Jahre Teilzeitarbeit machen kann und will, muss nun nicht mehr wie in der Vergangenheit mit massiven Rentenkürzungen rechnen.

Grundsätzlich darf er zwar wie zuvor maximal 6300 Euro im Jahr hinzuverdienen, ohne dass die Rente gekürzt wird. Aber anders als bislang jeder verdiente Euro, der über diese Grenze hinausgeht, nur zu 40 Prozent auf die Rente angerechnet. Bisher hatte ein höherer Hinzuverdienst harsche, pauschale Rentenkürzungen von einem Drittel, der Hälfte, zwei Dritteln oder gar eine Nullrente zur Folge.

So viel Rente bekommen Sie
DurchschnittsrentenLaut den aktuellen Zahlen der Deutschen Rentenversicherung bezogen Männer Ende 2014 eine Durchschnittsrente von 1013 Euro. Frauen müssen inklusive Hinterbliebenenrente mit durchschnittlich 762 Euro pro Monat auskommen. Quellen: Deutsche Rentenversicherung; dbb, Stand: April 2016 Quelle: dpa
Ost-Berlin mit den höchsten, West-Berlin mit den niedrigsten RentenDie Höhe der Rente schwankt zwischen den Bundesländern. Männer in Ostberlin können sich mit 1147 Euro Euro über die höchste Durchschnittsrente freuen. In Westberlin liegt sie dagegen mit 980 Euro am niedrigsten. Aktuell bekommen männliche Rentner: in Baden-Württemberg durchschnittlich 1107 Euro pro Monat in Bayern durchschnittlich 1031 Euro pro Monat in Berlin (West) durchschnittlich 980 Euro pro Monat in Berlin (Ost) durchschnittlich 1147 Euro pro Monat in Brandenburg durchschnittlich 1078 Euro pro Monat in Bremen durchschnittlich 1040 Euro pro Monat in Hamburg durchschnittlich 1071 Euro pro Monat in Hessen durchschnittlich 1084 Euro pro Monat in Mecklenburg-Vorpommern durchschnittlich 1027 Euro pro Monat in Niedersachsen durchschnittlich 1051 Euro pro Monat in Nordrhein-Westfalen durchschnittlich 1127 Euro pro Monat im Saarland durchschnittlich 1115 Euro pro Monat in Sachsen-Anhalt durchschnittlich 1069 Euro pro Monat in Sachsen durchschnittlich 1098 Euro pro Monat in Schleswig-Holstein durchschnittlich 1061 Euro pro Monat in Thüringen durchschnittlich 1064 Euro pro Monat Quelle: AP
Frauen mit deutlich weniger RenteFrauen im Ruhestand bekommen gut ein Drittel weniger als Männer. Auch sie bekommen in Ostberlin mit durchschnittlich 1051 Euro die höchsten Bezüge. Am wenigsten bekommen sie mit 696 Euro in Rheinland-Pfalz. Laut Deutscher Rentenversicherungen beziehen Frauen inklusive Hinterbliebenenrente: in Baden-Württemberg durchschnittlich 772 Euro pro Monat in Bayern durchschnittlich 736 Euro pro Monat in Berlin (West) durchschnittlich 861 Euro pro Monat in Berlin (Ost) durchschnittlich 1051 Euro pro Monat in Brandenburg durchschnittlich 975 Euro pro Monat in Bremen durchschnittlich 771 Euro pro Monat in Hamburg durchschnittlich 848 Euro pro Monat in Hessen durchschnittlich 760 Euro pro Monat in Mecklenburg-Vorpommern durchschnittlich 950 Euro pro Monat in Niedersachsen durchschnittlich 727 Euro pro Monat in Nordrhein-Westfalen durchschnittlich 749 Euro pro Monat im Saarland durchschnittlich 699 Euro pro Monat in Sachsen-Anhalt durchschnittlich 964 Euro pro Monat in Sachsen durchschnittlich 983 Euro pro Monat in Schleswig-Holstein durchschnittlich 744 Euro pro Monat in Thüringen durchschnittlich 968 Euro pro Monat Quelle: dpa
Beamtenpensionen deutlich höherStaatsdienern geht es im Alter deutlich besser. Sie erhalten in Deutschland aktuell eine Pension von durchschnittlich 2730 Euro brutto. Im Vergleich zum Jahr 2000 ist das ein Zuwachs von knapp 27 Prozent. Zwischen den Bundesländern schwankt die Pensionshöhe allerdings. Während 2015 ein hessischer Staatsdiener im Ruhestand im Durchschnitt 3150 Euro ausgezahlt bekam, waren es in Sachsen-Anhalt lediglich 1940 Euro. Im Vergleich zu Bundesbeamten geht es den Landesdienern dennoch gut. Im Durchschnitt kommen sie aktuell auf eine Pension von 2970 Euro. Im Bund sind es nur 2340 Euro. Quelle: dpa
RentenerhöhungIm Vergleich zu den Pensionen stiegen die normalen Renten zwischen 2000 und 2014 deutlich geringer an. Sie wuchsen lediglich um 15,3 Prozent. Quelle: dpa
Reserven der RentenkasseDabei verfügt die deutsche Rentenversicherung über ein sattes Finanzpolster. Nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung betrug die sogenannte Nachhaltigkeitsrücklage Ende 2014 genau 35 Milliarden Euro. Das sind rund drei Milliarden Euro mehr als ein Jahr zuvor. Rechnerisch reicht das Finanzpolster aus, um fast zwei Monatsausgaben zu bezahlen. Nachfolgend ein Überblick, mit welcher Rente die Deutschen im aktuell im Durchschnitt rechnen können: Quelle: dpa
Abweichungen vom StandardrentnerWer 45 Jahre in den alten Bundesländern gearbeitet hat und dabei den Durchschnittslohn verdiente, bekommt pro Monat 1314 Euro ausgezahlt. Bei 40 Arbeitsjahren verringert sich die monatliche Auszahlung auf 1168 Euro. Wer nur 35 Jahre im Job war, bekommt 1022 Euro. Quelle: Fotolia

Ein Rechenbeispiel: Die Rente mit 63 Jahren liegt nach Rentenabschlägen bei 1000 Euro monatlich. Eine halbe Stelle bringt zusätzliches Einkommen von 1500 Euro brutto, also 18.000 Euro im Jahr. Nach Abzug der Hinzuverdienstgrenze bleiben 11.700 Euro, die zu 40 Prozent auf die Rente angerechnet werden. Diese 4680 Euro entsprechen monatlich 390 Euro. Unter dem Strich wird die Rente also auf 610 Euro gekürzt. Mit seinem Einkommen bleiben dem arbeitenden Rentner dann 2110 Euro brutto. Hatte er als Vollzeitbeschäftigter brutto 3000 Euro im Monat, kommt er nun mit einer halben Stelle also auf 70 Prozent seines bisherigen Gehalts. Davon sind natürlich neben Steuern und Krankenversicherungsbeiträgen auch noch Rentenbeiträge zu zahlen, die aber als Zuschläge die laufende Rente wirkungsvoll erhöhen.

Einen kleinen Haken gibt es allerdings: Wer die gekürzte Rente bezieht und mit seinem Hinzuverdienst über seinem bisherigen Bruttoeinkommen liegt, profitiert nicht von der 40-Prozent-Regel. Dann wird sein Zusatzverdienst voll auf die Rente angerechnet.

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