Fluchtwährungen Rettung für Euro-Anleger

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Hohe „Aussie“-Zinsen

Eisenerzgrube in Australien Quelle: LAIF/Redux/The New York Times

Bei globaler Inflation sind rohstoffreiche Staaten im Vorteil: „Wenn die Preise steigen, profitieren deren Devisen“, sagt Apelt. Der australische Dollar gilt als Rohstoffwährung. Damit hängt das Wohl und Weh des „Aussie“-Dollar auch an der Konjunktur. Schwächt sich das Wachstum ab, braucht die Welt weniger Rohstoffe, die Preise sinken, der Dollar kommt unter Druck. Wer in Australien anlegt, muss Schwankungen aushalten. So rauschte der Dollar während des Börsencrashs binnen kurzer Zeit sieben Prozent nach unten.

Attraktiv wie gefährlich ist der relativ hohe Zins. Im Vergleich zu Bunds gibt es über zwei Prozentpunkte mehr auf zehnjährige Staatsanleihen. „Amerika stellt dank Null-Zinsen gratis Geld zur Verfügung, was für Investoren den Austral-Dollar relativ interessant macht“, sagt Stephan von der Deutschen Bank. Investoren verschulden sich billig in US-Dollar und legen in Australien an, die Nachfrage dieser „Carry Trader“ treibt den Aussie-Kurs. Die Trader sind aber auch schnell wieder weg „und die an sich gesunde australische Währung ist geschwächt“, sagt Ott.

Als Rohstoffwährung gilt auch der kanadische Dollar. Kanada profitiert von seinen Ölsandvorkommen. „Fundamental wäre eine weitere Aufwertung der Währung eindeutig gerechtfertigt“, meint DZ-Bank-Strategin Sonja Marten. Problem: Kanada exportiert 75 Prozent in die USA. „Die USA und Kanada sind wie ein großer und kleiner Bruder – wer keine gute Meinung zum US-Dollar hat, sollte auch den kanadischen nicht kaufen“, warnt Stephan.

Asien ruft

„Der Singapur-Dollar entwickelt sich zum Schweizer Franken Asiens“, sagt Apelt. Der Stadtstaat verbucht seit Jahren einen Leistungsbilanzüberschuss. Im Zuge der Krisen in Europa und Amerika bereiten sich Fondsmanager in Singapur auf noch stärkere Kapitalzuflüsse vor. Das dürfte den Singapur-Dollar weiter aufwerten lassen. Wermutstropfen: „Kein anderer asiatischer Staat ist so abhängig von der Entwicklung der Weltwirtschaft wie Singapur“, sagt Stephan. Fundamental aber hat Singapur gesunde Finanzen. Die beiden Staatsfonds verwalten mehr als 250 Milliarden Euro.

Allerdings ist es schwierig, Staatsanleihen zu kaufen, selbst über große Banken mit internationalem Geschäft. Anleger müssen warten, bis ein Handelspartner gefunden ist. HSBC Trinkaus etwa richtet vermögenden Kunden auf Wunsch ein Konto in Singapur-Dollar ein. Auch Fonds haben viele Singapur-Dollar im Portfolio (siehe Tabelle rechts). Schwieriger ist eine Anlage in chinesischen Yuan. Auf mittlere Sicht peilt Peking eine jährliche Aufwertung von fünf Prozent an. Chinas Herrscher wissen: Wollen sie ihre Wirtschaft reformieren, den privaten Konsum ankurbeln und ihre Abhängigkeit von den US-Schuldenmachern verringern, müssen sie die Wechselkursbindung an den Dollar langfristig aufgeben und den Yuan konvertierbar machen.

Hongkongs Offshore-Renminbi

Chinas Kapitalverkehrskontrollen werden löchriger. So dürfen chinesische Unternehmen seit Anfang des Jahres Auslandsinvestitionen in Yuan vornehmen. Seit Januar bietet die Bank of China in New York Kunden Yuan-Konten an. Bis zu 4000 US-Dollar am Tag dürfen sie umtauschen.

Zum neuen Offshore-Zentrum für den Handel in Yuan entwickelt sich Hongkong. Mehr als 370 Milliarden Yuan, etwa 56 Milliarden US-Dollar, liegen auf Hongkonger Konten – fast fünf Prozent der Einlagen der Stadt. Ende des Jahres könnten es 1000 Milliarden Yuan sein. Unternehmen wie McDonald’s begeben in der Finanzmetropole Anleihen in chinesischer Währung, um damit ihre Expansion in China zu finanzieren. Allerdings notieren Anleihen dort in Offshore-Renminbi. „Der Offshore-Renminbi, der für die Ausländer erfunden wurde, hat nicht zwangsläufig denselben Kurs wie der inländische Yuan. Derzeit aber ist er praktisch identisch“, sagt Commerzbanker Ott. Die chinesische Notenbank könne den Kurs manipulieren. „Trotzdem ist der Offshore-Renminbi fast eine sichere Wette auf eine Aufwertung gegen den US-Dollar“, sagt Ott.

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