Fondsgebundene Rentenversicherungen Nur die Guten gehören ins Töpfchen

Die Versicherungs-Ratingagentur Assekurata hat für das Handelsblatt das Fondsangebot bei privaten Rentenversicherungen analysiert. Ergebnis: Es gibt große Qualitätsunterschiede.

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Vor Abschluss einer Rentenversicherung muss Vieles bedacht werden. Quelle: dpa

Frankfurt Wer einen langfristigen Vertrag unterschreibt, sollte genau prüfen, auf was er sich einlässt. Das gilt auch für Fonds-Rentenversicherungen, die als Produkt der privaten Altersvorsorge in der Beliebtheit steigen. Ihr Sparkapital fließt in Fonds und bietet je nach Aktiengewicht in Zeiten rekordtiefer Zinsen größere Renditechancen am Kapitalmarkt, als das etwa bei klassischen Versicherungen der Fall ist. Diese setzen auf Anleihen.

Wer eine Fondspolice abschließen will, muss dennoch auf das Fondsangebot des Versicherers achten. Dieses unterscheidet sich bei Topanbietern deutlich in der Qualität und Breite, wie die Versicherungs-Ratingagentur Assekurata in einer Auswertung für das Handelsblatt feststellt. Achten muss ein Interessent aber auch auf die Kosten der Fonds und des Versicherungsmantels.

„Enorme Unterschiede in der Qualität und im Umfang des Fondsangebots“, erkennt Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse bei Assekurata, bei namhaften Versicherungen. Assekurata hat das Fondsangebot von 28 Versicherungen am Beispiel eines Tarifs für eine private Rentenversicherung mit Fonds bewertet. Diese Unternehmen decken, gemessen am Beitragsvolumen, rund zwei Drittel des deutschen Markts für Kapital-Lebens- und Rentenversicherungen ab.

Fondsgebundene Rentenversicherungen gehören zu den wenigen Sparten unter den Lebens- und Rentenversicherungen, deren Bestand an Verträgen zugenommen hat. Insgesamt zählte der deutsche Versicherungsverband GDV Ende vergangenen Jahres mehr als zehn Millionen fondsgebundene Rentenversicherungen. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Plus von knapp vier Prozent.

Sieben Versicherungen erhalten von Assekurata für ihr gesamtes Fondsangebot die Note „sehr gut“ (siehe Tabelle Rentenversicherungen: Qualität der von den Versicherern angebotenen Fonds). Die Ratingagentur bewertet hier die Qualität der angebotenen Fonds im jeweiligen Tarif. Dabei beurteilen die Analysten für jeden Fonds die längerfristige risikogewichtete Rendite – wenn möglich über die vergangenen zehn Jahre –, das Reaktionsvermögen des Fondsmanagers auf Entwicklungen am Kapitalmarkt und die Kosten eines Fonds.

Einzelauswertungen nach Anlageklassen

Acht weitere Auswertungen geben einen Überblick über die Qualität des Fondsangebotes der Versicherer in den wichtigsten Anlageklassen (siehe folgende Tabellen): für weltweit anlegende Aktienfonds, europäische und deutsche Aktienfonds, Fonds mit Aktien aus Schwellenländern, für ausgewogene Mischfonds, die also rund je zur Hälfte in Aktien und Anleihen anlegen, ertragsorientierte Mischfonds, die vor allem in Aktien investieren, flexible Mischfonds, in denen der Fondsmanager die Strategie frei bestimmt und europäische Rentenfonds. In die Bewertung aufgenommen wurden jeweils Versicherer, die mindestens zwei Fonds in einer Kategorie anbieten.

Interessant im Gesamtvergleich: Mit dem Direktversicherer Cosmos Direkt, aber auch Anbietern mit Vertrieb durch Versicherungsvermittler wie Iduna oder Ergo stehen Häuser mit unterschiedlichem Konzept ganz oben. Dabei variieren die Zahl der angebotenen Fonds wie auch der Fondstypen. So stehen Aktien-, Anleihe-, Geldmarkt-, Rohstofffonds und aus verschiedenen Wertpapierarten gemischte Fonds mit oder ohne Kapitalgarantie zur Auswahl. Meist kann sich der Versicherte bei den getesteten Policen bis zu zehn Fonds aussuchen. In anderen Tarifen stellt der Anbieter Fonds zusammen.


Kunden bekommen Hilfestellung bei der Fondsauswahl

Punktsieger Iduna bietet 28 Fonds für die getestete Versicherung an, vor allem europäische und globale Aktienfonds sowie einen Mischfonds. Die Police der Iduna biete hohe Garantien, erklärt Heermann. Es stünden vor allem Aktienfonds zur Fondsauswahl, um dem Versicherten Renditechancen zu ermöglichen.

Die zweitplatzierte Ergo hat 61 Produkte in der Palette, verschiedenste Aktien-, Anleihe- und Mischfonds. Hier kann der Kunde entscheiden, ob er sein Kapital eher offensiver oder defensiver anlegen will, wie Heermann sagt. Cosmos Direkt dagegen bietet insgesamt 4.000 Fonds verschiedenen Typs an.

Assekurata bewertet jeweils bis zu 150 Fonds, die im Neugeschäft das meiste Kapital eingesammelt haben und die mindestens drei Jahre am Markt sind. Cosmos richte sich an aktive Kunden, die unter vielen Fonds auswählen wollten. Online gibt der Anbieter aber Tipps und Informationen für die Auswahl. Die Auswertung zeige, dass Cosmos dann dafür sorge, dass Kunden sich gute Fonds aussuchten, resümiert Heermann.


Umfang und Breite des Fondsangebots sind wichtig

Als Richtwert für ein hinreichend großes Angebot nennt der Experte 50 Fonds. Vor allem sollte es „ausreichend differenzierte Fonds geben, die für Rendite stehen“, sagt Heermann. Fünf Fonds seien da zu wenig, meint er. Ganz unten in der Rangliste steht LVM, die sieben Aktien-, Anleihe- und Geldmarktfonds anbieten. Nach Analyse von Assekurata schneiden drei Produkte schwach und eines mittelmäßig ab, der Rest besser.

„Anleger müssen bei den Produkten im Prinzip entscheiden, in welche Wertpapiere sie investieren wollen“, sagt Heermann. Wer das nicht wolle, könne gute gemischte Fonds nehmen. Interessant ist, dass rund 70 Prozent der insgesamt rund 1.000 von Assekurata betrachteten Fonds jeweils nur bei einem Versicherer angeboten werden. Gerade zwölf Fonds sind bei mehr als zehn Versicherern zu bekommen, ganze zwei Fonds bei mehr als 20 Anbietern.

Diese „hohe Individualität des Fondsangebots“ erschwere den Vergleich erheblich, meint Heermann. Daher sei es hilfreich zu wissen, welche Anbieter renditestarke, nicht zu teure Produkte anböten. Assekurata geht bei ihrem Bewertungsverfahren davon aus, dass Fonds, die in der Vergangenheit gut bewertet wurden, mit hoher Wahrscheinlichkeit auch künftig überdurchschnittlich abschneiden.

Wichtig für die Höhe der späteren Rente sind auch die Kosten des Versicherungsmantels. Experten schätzen diese auf bis zu 20 Prozent der gezahlten Beiträge. Sie variieren stark: Direktversicherer ohne aufwendiges Vertriebsnetz gelten als relativ günstig, bieten aber dafür weniger Betreuung. Die Kosten einer Police können die Fondsrendite im Durchschnitt in jedem Jahr um bis zu 0,8 Prozentpunkte mindern, schätzt Assekurata.


Verbraucherschützer sind kritisch gegenüber Fonds-Policen

Verbraucherschützer zeigen sich denn auch vielfach kritisch gegenüber Fonds-Policen, da Kosten zweifach anfallen – für die Fonds und die Versicherungshülle. So hat die Verbraucherzentrale Bremen errechnet, dass ein Sparplan mit einem Aktienfonds eine höhere Rendite erbringt als Policen mit demselben Fonds, obwohl die Erträge in Policen geringer versteuert werden müssen.

Beim Bund der Versicherten moniert man zudem die geringe Flexibilität der Policen: Versicherte kämen nur unter deutlichen Einbußen aus ihrem Vertrag heraus.

Versicherer sind nach Ansicht von Assekurata-Mann Heermann „in der Pflicht, ein qualitativ vernünftiges Angebot zu stellen“. Das befreie den Versicherten aber nicht, mit oder ohne Hilfe eines Beraters die Fonds zu finden, die zu seinem Risikoempfinden passen.

Die Versicherung müsse zudem regelmäßig über die Entwicklung der Fondsrendite informieren. „Wenn ein Fonds enttäuscht, kann der Versicherte kostenlos und ohne Steuernachteil wechseln. Das wird bisher viel zu wenig in Anspruch genommen“, meint Heermann. Angebote müssen auch bei Versicherungen genau geprüft werden.

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