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Geldanlage Analysten taugen kaum als Tippgeber

Eine aktuelle Auswertung von mehr als 6700 Bank-Studien beweist: Die meisten Analysten taugen nicht als Tippgeber. Einige wenige Banken machen es besser.

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Bescheidene Vorstellung

Nie waren sie so wertlos wie heute. Dass Analysten mit ihren Kaufempfehlungen mitunter danebenliegen, wissen Anleger spätestens seit den Pleiten von Enron, WorldCom oder Parmalat. Doch wer glaubt, die Banker hätten aus ihren Debakeln der Jahre 2000 bis 2002 gelernt, täuscht sich. Dem Börsendienst Bloomberg zufolge lagen die rund 1800 Analysten an der Wall Street als Gruppe noch nie so weit daneben wie zuletzt: Um gut 35 Prozent schätzten sie die Gewinne der von ihnen analysierten Firmen im vierten Quartal 2007 zu hoch ein. Ein Ausrutscher, weil Rezession und Finanzkrise die Wall-Street-Banker kalt erwischt haben?

Kaum: Auch weltweit und über den deutlich längeren Zeitraum von 18 Monaten ergibt sich kein besseres Bild. Wer jeder Analysten-Empfehlung folgt, kann genauso gut würfeln. Das geht aus einer aktuellen Untersuchung des Finanz-Community Sharewise hervor, die der WirtschaftsWoche vorab vorliegt. In der wurden rund 6700 Aktienempfehlungen von 35 Banken ausgewertet.

Das Ergebnis ist ernüchternd: Ziemlich genau die Hälfte der Empfehlungen war aus heutiger Sicht falsch. So wurden Aktien wie Aixtron zu Beginn ihrer Rally mit „strong sell“ eingestuft; andere, wie Thielert, hartnäckig zum Kauf empfohlen, obwohl die Probleme des Motorenbauers längst bekannt waren; und beim anhaltenden Desaster der IKB brauchten manche Institute wie das Bankhaus Lampe fast ein halbes Jahr, bis sie sich endlich zu einer Verkaufsempfehlung für den siechen Branchenkollegen durchrangen.

Es geht aber auch anders. Einige Banken liefern durch die Bank gute bis sehr gute Studien ab. Die Untersuchung fördert enorme Unterschiede in der Prognose-Qualität der Institute zutage. Während etwa die Analysten der gerade selbst in Schieflage geratenen US-Investmentbank Bear Stearns mit 70 Prozent ihrer Empfehlungen danebenliegen, treffen andere, wie die der BHF-Bank, ebenso oft ins Schwarze.

In das Ranking gelangten nur klare Aufforderungen zum Kauf oder Verkauf einer Aktie, die allen Anlegern öffentlich zugänglich waren; sie mussten über Nachrichtenagenturen wie dpa-afx verbreitet werden. Neutrale Studien wie „halten“ wurden nicht berücksichtigt. Die Analyse ist zudem weder regional noch auf einzelne Branchen beschränkt. Empfehlungen zu italienischen Nebenwerten zählen genauso wie solche zu Dax- oder Nasdaq-Aktien.

Jeweils sechs Monate nach der Veröffentlichung der Studien zogen die Tester Bilanz: Eine positive Empfehlung wie „strong buy“, oder „accumulate“ wurde als Treffer gewertet, wenn die Aktie nach sechs Monaten mindestens fünf Prozent höher notierte – oder das in der Studie genannte Kursziel erreicht wurde; eine „Verkaufen“-Studie galt hingegen als richtig, wenn die Aktie nach sechs Monaten um mindestens fünf Prozent gefallen war oder das (negative) Kursziel erreicht hatte.

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