Geldanlage Inflationsangst sorgt für Run auf Silberzehner

Silbermünzen des Bundes sind das einzige gesetzliche Zahlungsmittel mit eingebautem Inflationsschutz. Leider gibt es zu wenig.

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Silbermünzen: Beliebtheit bei Anlegern nimmt zu

Der 84-Jährige mit dem grauen Regenschirm lässt die Zentrale des Bankenrettungsfonds Soffin rechts liegen und betritt die pompöse Glashalle der Bundesbank-Filiale in der Frankfurter Taunusanlage. Geschafft. Erster. Um 7.45 Uhr, eine halbe Stunde vor Öffnung, steht er am Schalter. Sein Blick fällt auf ein verblichenes Plakat: „Der Euro – unser Geld“, steht über Fotos von vielen bunten Scheinen. Der Mann zuckt die Schultern. An Scheinen ist er heute nicht interessiert.

Er will, wie alle, die sich an diesem Junimorgen hinter ihm in die Schlange einreihen, Scheine gegen Silber tauschen. Zehn Euro Papiergeld gegen Silberzehner. Sechsmal im Jahr gibt der Bund Silber-Gedenkmünzen aus, heute zum 100. Geburtstag des Computer-Pioniers Konrad Zuse. Der Charme der Silberlinge: Die Münzen bestehen aus 18 Gramm Sterlingsilber (925er-Silber). Darin sind 16,65 Gramm reines Feinsilber. Der Rest ist Kupfer. Bei einem Silberpreis von 15 Euro pro Unze ist das Silber in der Münze schon heute rund acht Euro wert. Hinzu kommt: Gedenkmünzen des Bundes sind gesetzliches Zahlungsmittel, genau so gut wie Bargeld. „Es beruhigt, neben dem Geld- auch Materialwert zu haben“, sagt ein 28-jähriger Student aus Darmstadt.

Der Mann liegt richtig: Zehn Euro Nennwert der Münze sichern ihn gegen sinkende Silberpreise ab. Geld verlieren kann er nicht – solange keine Währungsreform kommt. Zugleich schützt ihn die Münze vor Inflation. Sinkt die Kaufkraft seiner 10-Euro-Münze, könnte der Silberpreis schnell über zehn Euro klettern.

Rationierte Ausgabe

Schade nur, dass der Kassierer am Bundesbank-Schalter jedem Interessenten lediglich zehn Münzen zuteilt. Insgesamt kann er 8000 Stück unters Volk bringen, gebührenfrei und, anders als Silberbarren, ohne Mehrwertsteuer.

So knapp dürften die Stücke eigentlich nicht sein: Laut Bundesgesetzblatt hat die Zuse Münze „maximal“ eine Auflage von 1,9 Millionen, darunter bis zu 200 000 im Spiegelglanz. Letztere sind fünf Euro teurer – etwas für Münzliebhaber. Wie viele Münzen in den 57 Bundesbankfilialen und über Banken tatsächlich auf den Markt kommen, hält der Finanzminister geheim. Millionen dürften es kaum sein, bei acht Euro Silber- und zehn Euro Nennwert lohnt sich das Geschäft für den Bund kaum noch.

Preis vervierfacht

Das von gläsernen Schaltern eingerahmte Rondell der Frankfurter Filiale füllt sich mit Menschen: Mütter mit Kindern – auch die bekommen zehn Stück –, Rentner und auch Mitarbeiter der Bundesbank stehen Schlange. Bei Schalterschluss um 13 Uhr sind 4000 Münzen verkauft.

Rolf Armbruster verstaut seine in einem Tütchen. Der 76-Jährige besitzt alle 10-Euro-Gedenkmünzen. „Für mich ist das eine Geldanlage, aber der Silberpreis ist uninteressant, weil er noch unter dem Nennwert der Münze liegt“, sagt er.

Stimmt, aber ob das so bleibt? Seit dem Tief im Juni 2003 von 3,78 Euro pro Unze hat sich der Silberpreis vervierfacht. Inflationsangst und Sorge vor einer Währungsreform treiben Anleger in Edelmetalle. Sobald der Silberwert den Nennwert, übersteigt, würden neue Gedenkmünzen nur mit höherem Nennwert oder geringerem Silberanteil aufgelegt. Oder Silber verschwände ganz, so wie in der Silberhausse 1979/80, als der Staat eine 5-Mark-Serie wieder einschmolz. Bis 1987 enthielten Gedenkmünzen viel Kupfer und Nickel.

Nicht alle in Frankfurt können sich mit der Rationierung anfreunden. Sie stellen sich mehrmals an oder beschweren sich: „Andere Filialen geben ganze Rollen aus.“ Auch der Student aus Darmstadt steht eine halbe Stunde später wieder am Schalter. „Wenn ich schon mal hier bin“, sagt er.

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