Geldanlage Welche Rendite nachhaltige Fonds abwerfen

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Securvita-Vorstandschef Thomas Martens Quelle: Klaus Weddig für WirtschaftsWoche

So schmierten viele klassische Umweltfonds mit Schwerpunkten bei erneuerbaren Energien oder Clean Tech massiv ab – vor allem, weil viele auf Solaraktien setzten, die sich zuletzt als Wertvernichter entpuppten. 

"Die Grundidee eines Fonds – die Risikostreuung – wird durch eine begrenzte Auswahl konterkariert", warnt Andreas Zittlau, Geschäftsführer der Vermögensberatung Privacon in Bonn. Wenn Fondsmanager nur in wenigen Branchen investieren dürften, bildeten sich Klumpen‧risiken. "Geht es dann in einer dieser Branchen abwärts, trifft das den Fonds mit voller Wucht", so Zittlau. 

Ein weiteres Problem: Bei einem engen Branchenfokus müssen Fondsmanager zwangsläufig auch auf Aktien kleinerer Unternehmen setzen, die stärker schwanken als Dax-Werte. Zittlau: "Wer bei überschaubarem Risiko stabile Renditen erzielen will, ist deshalb bei breiter aufgestellten Fonds besser aufgehoben."

Deckmantel der Nachhaltigkeit

Allerdings investieren diese Fonds allzu oft auch in Unternehmen, die alles andere als Öko-Musterknaben sind. So stellten Tausende öko-affine Anleger nach der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko 2010 entgeistert fest, dass ihr Fonds Aktien des Verursachers BP hielt. Die Sparte Erneuerbare Energien hatte die Briten in etliche Fonds katapultiert, die nach dem "best-in-class"-Ansatz in die jeweils nachhaltigsten Unternehmen einer Branche investieren – und damit auch in Öl-, Auto- und Chemiekonzerne.

Das Atomdesaster in Fukushima im März warf erneut kritische Fragen auf,da einige deutsche Nachhaltigkeitsfonds in Energieversorger wie E.On und RWE investiert hatten. Atomkraft ist schließlich klimafreundlich, was vor Fukushima vielen wichtiger erschien als das Katastrophenrisiko. Im "Climate Change Fund" der britischen HSBC steckten gar Aktien von Tepco, dem Betreiber des japanischen Unglücksreaktors. 

"Unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit werden durchaus zweifelhafte Finanzprodukte verkauft, ausgerechnet an umweltbewusste Sparer, die ihr Geld ökologisch sauber anlegen wollen", kritisiert Thomas Martens, Vorstandschef der Versicherungsgesellschaft Securvita. 

Martens beschäftigt sich seit vielen Jahren mit nachhaltigen Geldanlagen und hat 2001 den Natur-Aktien-Index ins Leben gerufen, der die Wertentwicklung von 30 Unternehmen aus Umweltbranchen abbildet. Darunter sind zum Beispiel der dänische Windradhersteller Vestas, die East Japan Railway Corporation und die US-Firma Ecolab, ein Hersteller umweltfreundlicher Reinigungsmittel.

Doch auch wenn mancher breit aufgestellte grüne Fonds an der Grenze zum Etikettenschwindel wandelt: Pauschale Kritik an dem Prinzip, auch in Unternehmen aus wenig umweltfreundlichen Sektoren zu investieren, ist fehl am Platz. 

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