Geldanlage Welche Rendite nachhaltige Fonds abwerfen

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Das sind keine leeren Worte: Bereits auf der RWE-Hauptversammlung 2009 – lange vor Fukushima – übte Speich scharfe Kritik an zwei Kraftwerksprojekten des Konzerns in erdbebengefährdeten Regionen Bulgariens und Rumäniens. Mit Erfolg: Da ihn weitere Investoren unterstützten, blies der Konzern beide Projekte ab. 

Neben seinen öffentlichen Auftritten führt Speich zahlreiche Hintergrundgespräche mit Top-Managern, um die von den Vorzügen einer nachhaltigen Strategie zu überzeugen. "Inzwischen gilt man als Vertreter eines nachhaltigen Fonds nicht mehr als Exot, sondern findet immer öfter Gehör", sagt er. 

Ebenfalls vertrauensbildend wirkt die Kooperation von Union Investment mit den beiden Kircheninstituten Liga- und Pax-Bank. Für liberal angehauchte Ökoinvestoren ist Speichs Fonds dadurch ‧allerdings ungeeignet, weil mit dem katholischen Einfluss – wie auch bei den franziskanischen terrAssisi-Fonds – konservative Kriterien ins Spiel kommen. Tabu sind etwa Geschäfte mit der Empfängnisverhütung. Speich musste im vergangenen Jahr Reckitt Benckiser rauswerfen, nachdem der Konsumgüterkonzern den Kondomhersteller SSL (Durex) übernommen hatte. Immer wieder sei "aktives Eingreifen" erforderlich, sagt er. 

Prinzipientreue kein Absolut

Allerdings stellt sich immer wieder die Frage, wo die Grenze ist. In den britischen Einzelhändler Tesco etwa hat Speich investiert, obwohl dort auch Kondome verkauft werden. Die Einnahmen seien – verglichen mit dem Gesamtumsatz – allerdings verschwindend gering. 

Ein weiteres Beispiel, das verdeutlicht: Absolute Prinzipientreue ist bei nachhaltigen Investments unmöglich. Gefragt sind Fonds, die pragmatisch vorgehen, ohne die ökologischen, sozialen und katholischen Kriterien zu sehr aufzuweichen. Und die selbstverständlich vernünftige Renditen erzielen. Eine Kombination, die in den vergangenen Jahren nur wenigen gelungen ist. 

Neben dem "Liga-Pax-Cattolico" und dem "terrAssisi"-Aktienfonds hat zum Beispiel der Fonds "Global Warming" der Landesbank Baden-Württemberg eine gute Balance zwischen gutem Gewissen und guten Renditen gefunden. Mit Unternehmen wie Siemens, dem Gase-Konzern Linde oder dem Solarzulieferer Wacker Chemie schnitt Porfolio-Manager Christoph Keidel in den vergangenen zwölf Monaten im Vergleich zur Konkurrenz besonders gut ab.

Als stabil – gerade auf lange Sicht – hat sich auch der "Sarasin OekoSar Equity" erwiesen, der ebenfalls auf einen breiten Branchenmix setzt: Trotz des Einbruchs durch die Finanzkrise liegt der Fonds auf Fünfjahressicht inzwischen wieder 1,2 Prozent im Plus. Noch besser schnitt der "Prime Values Growth" von Hauck & Aufhäuser ab, der sogar 17,7 Prozent über dem Niveau von vor fünf Jahren liegt. Der Fonds investiert neben Aktien auch in festverzinsliche Anleihen und verringert auf diese Weise Wertschwankungen. Zudem profitierte er davon, dass viele Anleihen im Zuge der Finanzkrise kräftig zulegten. 

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