Geldanlagen von Allianz und Co. Wie Versicherer der Zinsfalle entkommen wollen

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Allianz und Co testen neue Anlagemethoden

Um den gefährlichen Abwärtstrend zumindest abzumildern, versuchen sich die Versicherer an einer Vielzahl neuer Anlageformen. Die Ergo baut die Vergabe von Darlehen kräftig aus, etwa zur Finanzierung von Immobilienprojekten, und vergibt mehr Kredite an Großunternehmen. Darüber hinaus kaufen die Düsseldorfer in jüngster Zeit verstärkt Büroimmobilien, aber auch Shopping- oder Logistikzentren. "Immobilien sind ein nennenswerter Teil unserer Anlagen", sagt Daniel von Borries, im Ergo-Vorstand zuständig für das Lebensversicherungsgeschäft.

Auch die Allianz baut ihr Darlehensgeschäft aus und will das Engagement bei erneuerbaren Energien steigern. Mehr als 1,3 Milliarden Euro haben die Münchner bis heute in Windenergieanlagen investiert, unter anderem in Deutschland, Schweden und Frankreich. Auch würde die Allianz gerne den niederländischen Stromnetzbetreiber Tennet beim Anschluss von Hochsee-Windparks finanziell unterstützen.

Lang laufende Kredite werden attraktiv

Bei Staatsanleihen schaut Allianz-Vorstand Zimmerer verstärkt auf Schwellenländer, hat aber vor allem den Bestand an Unternehmensanleihen ausgebaut, wo zum Teil Renditen von fünf Prozent winken. "Und da blicken wir verstärkt ins Ausland", sagt Zimmerer, "nach Europa, vor allem aber nach Amerika."

Als weiteren Ausweg aus der Zinsfalle werfen Versicherer zunehmend ein Auge auf Geschäfte, die traditionell eher von Banken gemacht werden. Besonders attraktiv sind für sie dabei lang laufende Kredite, etwa für Gewerbeimmobilien, Stromleitungen und Brückenbauten. Anders als bei Unternehmens- und Staatsanleihen lassen sich hier noch Renditen von um die vier Prozent erzielen – und das über Zeiträume von 10 oder 20 Jahren. Die Allianz etwa will mittelfristig Kredite über rund 25 Milliarden Euro vergeben.

An sich ergänzen sich die Interessen beider Finanzakteure ideal. So wollen Banken ihre Bilanzen verkleinern und sich aus langfristigen Finanzierungen verabschieden. Dennoch läuft der Transfer von Banken zu Versicherungen schleppend. Zumindest für Finanzierungsverträge aus der Zeit vor der Krise ist die Nachfrage gering. "Da sich die Bedingungen deutlich verändert haben, könnten Banken diese oft nur mit Verlusten abgeben", sagt Timo Reinschmidt, Direktor für Finanzinstitutionen bei der Royal Bank of Scotland in Frankfurt. Bei Finanzierungen aus der Niedrigzinsphase ab 2008 sieht es anders aus.

Kein Investment in notleidende Kredite

Dort kommen die Versicherer auf mehreren Wegen zum Zuge. So geben Banken einzelne Tranchen von großen Krediten an Versicherungen weiter. Diese steigen aber auch direkt in das Geschäft mit Projektfinanzierungen ein. "Sie bevorzugen Projekte wie Eisenbahnen, Energieversorger oder sogar Gefängnisse, bei denen der Staat im Hintergrund für ein sicheres Rating sorgt", sagt Banker Reinschmidt. In notleidende Kredite investieren Versicherer nicht.

Branchengrößen wie die Allianz haben für alternative Anlagen in Immobilien oder Infrastruktur Spezialteams aufgebaut. Kleineren Versicherern fehlt oft solche Expertise, und sie haben auch nicht die Ressourcen, um sie aufzubauen. Dennoch suchen auch sie nach Wegen, in das lukrative Geschäft einzusteigen. Eine Variante ist etwa, dass Banken einen Anteil von etwa 25 Prozent des Kredits in den eigenen Büchern behalten und das Risiko gegen entsprechende Gebühr überwachen.

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