Lebensversicherer dürfen auch ein negatives Kapitalergebnis mit anderen positiven Ergebnisquellen subventionieren. "Wir nehmen an, dass davon reger Gebrauch gemacht wird", sagt Kühl von Policen Direkt. Vor allem niedrige Verwaltungskosten würden zunehmend wichtig, um als Lebensversicherer überhaupt noch am Markt bestehen zu können. Die WirtschaftsWoche hatte jüngst berichtet, warum auch die Aufkäufer ganzer Versicherungsbestände – sogenannte Run-Off-Plattformen – den Fokus vor allem auf Kostensenkungen legen werden: Senken sie die Kosten, kann ihnen das hohe Renditen bringen. Mit den Beständen von Ergo und Generali Leben könnten bald rund zehn Millionen Verträge an solche Run-Off-Plattformen verkauft werden.
Policen Direkt bietet auf einer Website auch den Überblick zu den Ergebnissen einzelner Lebensversicherer: Hier können Kunden sehen, ob die aktuellen Kapitalerträge ihres Versicherers reichen, um die Verpflichtungen zu erfüllen. Während die Top-10, darunter auch Branchenführer Allianz, auf Finanzstärke-Quoten von über 100 Prozent kommen, liegen die Werte bei den schlechtesten Anbietern bei unter 80 Prozent. Hier reichen die aktuellen Kapitalerträge also nicht einmal, um 80 Prozent der Verpflichtungen abzudecken.
Der Vergleich zum Vorjahr und die Aufschlüsselung in einzelne Posten lässt Rückschlüsse auf die Aussagekraft der Daten zu. Denn, klar ist auch: "Eine einzelne Kennzahl kann ein umfassendes und qualifiziertes Rating sicherlich nicht ersetzen", wie Policen Direkt selbst mitteilt. Die WirtschaftsWoche ermittelt zum Beispiel jährlich eine Prognose für die künftige Leistungsfähigkeit der Lebensversicherer aus Kundensicht. Die aktuellen Ergebnisse finden Sie hier.
Angesichts des immer engeren Spielraums der Lebensversicherer sollten Versicherte die Lage im Blick behalten. Hoch verzinste Verträge aus früheren Jahren sollten aber auf keinen Fall ohne Not gekündigt oder verkauft werden. Einmalauszahlungen aus vor 2005 abgeschlossenen Policen sind sogar noch komplett steuerfrei – ein Grund mehr, an ihnen festzuhalten. Und bislang gilt die Devise: Die Lage der Lebensversicherer ist ernst. Zur Panik besteht aber kein Anlass.
