Gesetzlich oder Privat? Checkliste für die Krankenversicherung

Für wen es sich noch lohnt, in die private Krankenversicherung zu wechseln, was Familien mit Kindern beachten sollten, wie Sie die Vorzüge der beiden Systeme kombinieren. Eine Checkliste.

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Stethoskop auf verschiedenen Krankenkassenkarten und Geldscheinen Quelle: dpa

Gesetzliche Vorgaben

Wer als abhängig Beschäftigter mehr als 50.850 Euro brutto im Jahr verdient, kann sich privat versichern (Versicherungspflichtgrenze). Selbstständige müssen sich in der Regel privat versichern.

Gesundheit

Für Kassenpatienten mit Vorerkrankungen wird der Wechsel zu den Privaten teuer, weil Versicherer bis zu 30 Prozent Zuschläge auf die Prämie verlangen. Gravierend sind chronische Leiden wie Diabetes, Rückenbeschwerden oder psychische Erkrankungen, etwa Depressionen. Je gesünder der Versicherte ist, desto lohnender die PKV.

Entscheidungshilfe: Gesetzlich oder privat versichern?

Alter

Bei Versicherten jenseits der 40 wird es in der Regel unattraktiv, zu den Privaten zu gehen. Sie haben weniger Zeit, Alterungsrückstellungen aufzubauen, um den Anstieg der Prämien im Alter zu begrenzen. Zudem steigen sie zu deutlich höheren Prämien als jüngere Versicherte ein, weil sie nicht mehr so gesund sind.

Leistungen

Der entscheidende Vorteil der PKV ist, dass der Arzt mehr abrechnen darf als bei Kassenpatienten. Der am häufigsten abgerechnete 2,3-fache Gebührensatz in der PKV entspricht in etwa dem 2,5-fachen des GKV-Honorars. Privatpatienten bekommen deshalb schneller einen Termin als Kassenpatienten. Zudem verordnet der Arzt bei Privatpatienten eher neue, teurere Behandlungsmethoden, für die er in Einzelfällen sogar den 3,5-fachen Gebührensatz abrechnen darf. Ob diese Therapien in jedem Fall notwendig sind, steht auf einem anderen Blatt.

Teurer Wechsel mit Kindern

Karriere

In der PKV steigen die Prämien im Schnitt schneller als die Einkommen. Bis zur Rente hat sich die Prämie etwa verdreifacht. Berufseinsteiger mit Chance auf künftige Gehaltssprünge können das wegstecken.

Familie

In der GKV lassen sich Kinder bis zum 18. Lebensjahr beitragsfrei mitversichern. Wenn sie nicht arbeiten, liegt die Altersgrenze bei 23, wenn die Kinder weiter zur Schule gehen oder ein Studium aufnehmen, verlängert sich die beitragsfreie Familienversicherung sogar bis zum 25. Lebensjahr. Je mehr Kinder, desto teurer wird der Wechsel zu den Privaten, weil für den Nachwuchs zusätzlich Prämien anfallen. Bei Paaren ohne Kinder spricht mehr für die PKV.

Ehepartner

Bei den Privaten kosten sie, auch wenn sie nichts verdienen, bei der gesetzlichen Kasse lassen sie sich mitversichern, wenn sie nicht mehr als 375 Euro pro Monat verdienen (400 Euro bei geringfügiger Beschäftigung). Wenn also nur ein Elternteil arbeitet und alle in der GKV sind, zahlt die Familie maximal 313,15 Euro (siehe Tabelle), also den Arbeitnehmeranteil am GKV-Höchstbeitrag von 592,88 Euro pro Monat.

Vergleich: Privat oder gesetzlich? Die Kosten für eine Familienversicherung
Vater, Mutter: 35 Jahre alt, angestellt im Bürojob, Nichtraucher; Sohn: 3 Jahre; Tochter: 1 Jahr  
PKV-Tarif: Hallesche Primo Bonus Plus; GKV-Tarif: Techniker Krankenkasse
Alle in der PKV, beide Eltern arbeiten Vollzeit¹Alle in der GKV, Mutter ist Hausfrau² ³Alle in der GKV, Mutter arbeitet halbtags² ⁴ Vater und Kinder in der PKV, Mutter arbeitet halbtags und ist in der GKV⁵
Prämie pro Monat (Eigenanteil ohne Arbeitgeberbeitrag und Pflegeversicherung)
Mann 162,07313,65313,65162,07
Frau206,720,00146,00146,00
Sohn127,110,000,00127,11
Tochter127,110,000,00127,11
Gesamt622,94313,65459,65562,29

¹ beide verdienen mehr als 50.850 Euro brutto pro Jahr, um sich privat versichern zu können; ² Mann verdient mindestens 50.850 Euro brutto pro Jahr, ist freiwillig Kassenmitglied und zahlt Höchstbeitrag; ³ Mann zahlt GKV-Höchstbeitrag, Frau und Kinder sind beitragsfrei mitversichert; ⁴ Mann zahlt GKV-Höchstbeitrag, Kinder sind beitragsfrei mitversichert, Mutter verdient 24.000 Euro brutto pro Jahr; ⁵ Bruttoeinkommen pro Jahr: Vater mehr als 50.850 Euro, Mutter 24.000 Euro;

Quelle: Softfair, Techniker Krankenkasse

Grundpaket für alle

Die Silhouette eines Hochzeitspaares Quelle: dpa

Unverheiratete Eltern

Ist ein Elternteil bereits in der PKV, müssen die Kinder gegen Extraprämie privat versichert werden. Dies gilt allerdings nur, wenn Mutter und Vater verheiratet sind. Anders sieht es bei unverheirateten Paaren aus: Ist der Hauptverdiener in der PKV, darf das andere Elternteil in der GKV bleiben und kann die Kinder beitragsfrei mitversichern. So lassen sich die Vorzüge von PKV und GKV optimal kombinieren.

Streichpotenzial der Krankenkassen
Karten von Krankenversicherungen Quelle: AP
Ein Mund Quelle: Robert Kneschke - Fotolia.com
Bonusheft Quelle: dpa
Gymnastik Quelle: Robert Kneschke - Fotolia.com
Akupunktur Quelle: gms
Eine Impfdosis des Mittels Pandemrix gegen Schweinegrippe Quelle: dpa
Geschientes Bein Quelle: Peter Atkins - Fotolia.com

Prämien

Der statische Vergleich von Prämien in der GKV und der PKV hinkt. Während der GKV-Beitrag für alle Versicherten, ob jung oder alt, gleich hoch ist, steigt die individuelle PKV-Prämie mit zunehmendem Alter an. Zusatzausgaben in der GKV, von der Praxisgebühr über Rezeptzuzahlungen bis hin zum Eigenanteil beim Zahnersatz sollten in die Rechnung mit einfließen.

Flexibilität

Die GKV bietet ein Grundpaket für alle. Wer mehr will, kann private Zusatzversicherungen nutzen. Privat Versicherte haben es dagegen selbst in der Hand, wie viel Leistung sie sich einkaufen wollen: 80 Prozent Erstattung bei Zahnersatz statt 50 Prozent, Einbett- statt Mehrbettzimmer. Was der PKV-Tarif nicht abdeckt, muss aus aus eigener Tasche gezahlt werden, Selbstbeteiligung drückt den Beitrag.

Strategie

Familien, die sich für die PKV entscheiden, sollten einen Tarif mit einem breitem Leistungspaket wählen. Später in einen abgespeckten Tarif zu wechseln, weil die Prämie zu teuer wird, ist kein Problem. Nachträglich draufzusatteln ist dagegen schwierig und teuer, weil die Versicherungen bei Vorerkrankungen Risikozuschläge berechnen

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