Gesundheitssystem Krankenversicherte an der Schmerzgrenze

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Tipps für GKV-Versicherte

Logo der Deutschen Krankenversicherung Quelle: dpa/dpaweb

Versicherte sollten sich daher vor dem Arztbesuch informieren, wo in ihrem Fall das Limit liegt. „Bei teuren Behandlungen wie Zahnersatz macht es Sinn, den Kostenvoranschlag des Arztes vom Versicherer prüfen zu lassen“, sagt Verbraucherschützerin Mahlo. Sonst könnten sie auf einem Teil der Kosten sitzen bleiben.

Gesetzlich Versicherte können die Kasse wechseln, wenn sie genug von Zusatzbeiträgen haben oder sich über schlechten Service ärgern. Weiteren Leistungskürzungen können sie jedoch nicht entfliehen. So gibt es Forderungen, die beitragsfreie Mitversicherung von Kindern und Ehepartnern abzuschaffen.

Wer als Kassenmitglied weniger Beitrag zahlen will, kann einen Wahltarif mit Beitragsrückerstattung abschließen. Versicherten, die in einem Jahr außer Vorsorgeuntersuchungen keine Arzttermine haben, erstattet die Kasse einen Teil des Beitrags.

Private Zusatzpolice

Für mehr Leistungen können Kassenpatienten entweder eine private Zusatzpolice abschließen oder, wenn sie mehr als 50.850 Euro verdienen, ganz zu den Privaten wechseln. Privat lohnt sich vor allem für Singles und kinderlose Doppelverdiener sowie für gut ausgebildete Angestellte unter 40.

„Jeder, der in die PKV geht, muss sich darüber klar sein, dass sich die Prämie in der Restlebenszeit je nach Anbieter verdreifachen oder vervierfachen kann“, sagt Karsten George, Versicherungsberater aus Stuttgart. Versicherer, die mit Kampfpreisen werben, sparen häufig bei den Alterungsrückstellungen. Diese finanziellen Polster sorgen dafür, dass die Prämien im Alter weniger stark steigen.

Gestoppte Schnäppchenangebote

„Würden alle PKV-Anbieter ausreichend Alterungsrückstellungen bilden, müssten sie die Prämien vor allem für ältere Versicherte nicht so stark erhöhen“, sagt Hans-Peter Schwintowski, Rechtswissenschaftler an der Humboldt-Uni Berlin. Versicherer wie die Central haben gespart und Kunden mit Niedrigprämien geködert. Weil viele nun nach massiven Erhöhungen nicht mehr zahlen können, werden deren Prämienausfälle auf alle Versicherten umgelegt.

Inzwischen wirbt die Central keine neuen Kunden mehr mit den Billigtarifen an. Auch Ergo-Tochter DKV stoppte ihre Schnäppchenangebote. Den Versicherten in diesen Tarifen hilft das wenig. Sie müssen weiter mit saftigen Prämienerhöhungen rechnen.

Langfristig stabile Beiträge

Besser als Billiganbieter sind Versicherer mit langfristig stabilen Beiträgen auch für ältere Versicherte, etwa HanseMerkur, Debeka, Deutscher Ring oder Huk-Coburg.

Wer seinen Tarif wechselt, kann zwar die Prämie drücken, muss aber abgespeckte Leistungen, eine höhere Selbstbeteiligung oder, wenn der billigere Tarif Extras bietet, auch eine erneute Gesundheitsprüfung akzeptieren. Dennoch lohnt es sich, nach alternativen Tarifen mit vergleichbarem Leistungspaket zu fragen. So wechselte Thomas Ille, 41, in diesem Jahr bei der Central mithilfe des Bundes der Versicherten zu einem Tarif mit nahezu identischen Leistungen und spart dabei 6,6 Prozent.

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