Grauer Kapitalmarkt Die schlechteste Altersvorsorge der Welt

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Einst solide Altersvorsorge, Quelle: dpa-tmn

"Die große Masse der Anleger will Steuern sparen und etwas für ihr Alter zurücklegen", sagt Hauke Maack aus Recklinghausen, einer der vielen Anwälte, die für Geschädigte der Göttinger Gruppe retten wollen, was noch zu retten ist. Die Göttinger Gruppe war ein Schneeballsystem, in das Anleger über stille Beteiligungen Mitte der neunziger Jahre mehr als eine Milliarde Euro gesteckt haben sollen. Allein in geschlossene Fonds wie Sabine Krügers Schloss Westhusen haben Anleger laut Feri 200 Milliarden Euro gesteckt.

Die Finanzkrise spielt den Anbietern in die Hände

 Die Finanzkrise und die Furcht vor einem Zusammenbruch des Euros spielen derzeit den Anbietern in die Hände. Die Vertriebsgesellschaft Carpediem etwa, die Fonds von Cis Deutschland vertreibt, wettert gegen Banken und Versicherungen und fordert potenzielle Neukunden auf, ihre Lebensversicherungen aufzulösen: "Verkaufen Sie uns Ihre Verträge, wir treiben Ihr Geld ein. Wir holen Ihnen mehr als einen lächerlichen Rückkaufswert", heißt es in einem Faltblatt des Vertriebs. Das Geld soll in einen sogenannten Blind Pool fließen: ein Sammelbecken für Anlegermittel, bei dem noch nicht feststeht, wo genau investiert werden soll.

Immobilienfonds sind der Renner

Häufig bezahlt der Anleger bei geschlossenen Fonds Ausgabeaufschläge und andere Kosten, die in der Branche "Weichkosten" genannt werden. Diese Weichkosten, die oft 20 Prozent oder mehr des Einsatzes ausmachen, fließen an den Fondsinitiator, den Vertrieb und weitere Dienstleister. Sie werden also nicht investiert und können so auch kein Geld für den Anleger verdienen.

Fachleute schätzen, dass nur rund 30 Prozent aller geschlossenen Immobilienfonds die Erwartungen der Anleger erfüllen. Mit Schiffsfonds haben Investoren über Jahre hohe Renditen erzielt, auch dank üppiger Steuergeschenke. Die meisten Fonds können allerdings nicht so viel auszahlen wie versprochen - oder sie sind gleich ganz pleitegegangen. Auch Filmfonds floppten reihenweise.

Doch die vielen Reinfälle haben Sparer auch im vergangenen Jahr nicht abgeschreckt. Nach Angaben des Verbands Geschlossene Fonds haben sie im vergangenen Jahr 5,8 Milliarden Euro in geschlossene Fonds investiert - ein Plus von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders beliebt waren Immobilienfonds mit 1,6 Milliarden Euro, ein Zuwachs von 46 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

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