Handelsblatt-Umfrage Banken erwarten steigenden Dax

Die Mehrheit der in- und ausländischen Banken sowie Investmenthäuser starten mit verhaltenen Erwartungen in das neue Börsenjahr. Ihrer Ansicht nach wird der Deutsche Aktienindex (Dax) in den nächsten zwölf Monaten leicht zulegen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Quelle: handelsblatt.com

FRANKFURT. Die Zinsseite stellt eine kleine Belastung dar, da die Analysten und Volkswirte mit etwas anziehenden Renditen rechnen. Der Dollar als ein wichtiger Maßstab für die exportlastige deutsche Wirtschaft dürfte dagegen wenig verändert an den Märkten notieren, wenn die Schätzungen zutreffen. Das ist das Ergebnis der traditionellen Umfrage des Handelsblatts unter insgesamt 36 Instituten.

Im Durchschnitt der Prognosen wird der Dax Ende des nächsten Jahres bei 7 027 Punkten gesehen. Das entspräche einem Kursgewinn von gut sechs Prozent gegenüber dem aktuellen Stand.

Die erwartete Entwicklung der Zinsen kann nicht der Grund für die vorsichtige Dax-Prognose sein. Die Verzinsung zehnjähriger Bundesanleihen, sie gelten als Stimmungsbarometer für den Euro-Rentenmarkt, wird Ende 2007 bei 4,05 Prozent gesehen. Das entspricht aus heutiger Sicht einem Anstieg um 0,10 Prozentpunkte. Den Kurs des Euros sehen die Analysten und Volkswirte bei 1,31 Dollar und somit um einen halben Cent niedriger als im Augenblick. Trifft das ein, dann müssen die heimischen Unternehmen nicht mit einem zusätzlichen Druck auf die Erträge durch die Währungsseite rechnen. Für einen Dollar sollen zudem 110 Yen bezahlt werden. Das wären knapp neun Yen weniger als heute.

Im laufenden Jahr lagen die befragten Institute mit ihrer Dax-Prognose zum zweiten Mal hintereinander deutlich daneben. Denn nach überstandener Baisse schließt das vierte Börsenjahr in Folge 2006 mit einem ordentlichen Kursplus. Für Ende dieses Jahres wurde ein Stand von 5 717 Punkten vorhergesagt, da ist der Abstand zu den aktuell 6 611 Zählern ziemlich groß. Mitte des Jahres hatte es noch anders ausgesehen, aber ab Mitte September ging es kräftig aufwärts mit dem Aktienindex.

Dabei hatten die Märkte einiges zu verdauen. Angefangen von rasant anziehenden Rohstoff- und Ölpreisen bis hin zu den kräftig steigenden Leitzinsen. Doch ein kräftiges Wirtschaftswachstum und eine breite Welle an Fusionen und Übernahmen wie die Übernahme des Pharmaherstellers Schering durch den Konkurrenten Bayer oder der Kauf der britischen BOC durch den Gasehersteller Linde stützten die Aktienmärkte. Mit geschätzten 6 100 Zählern im Dax zum Ende 2006 kamen Credit Suisse, Dekabank und National-Bank der Realität noch am nächsten. Dagegen vergaloppierte sich JP Morgan Chase mit befürchteten 5 000 Punkten.

Die mutigsten Prognosen für das nächste Jahr wagen mit der Bank Julius Bär und der Privatbank Syz & Co zwei Schweizer Institute. Beide gehen von einem Dax-Stand von 7 500 Punkten zum Jahresende 2007 aus. Das entspräche einem satten Plus von knapp 14 Prozent. Nicht weit davon entfernt folgt die amerikanische Investmentbank Lehman Brothers, die mit ihrer Prognose 2007 lediglich um 50 Punkte unter den beiden Schweizern liegt. Mut zeigen auch die Commerzbank und die Postbank.

Die Bank Julius Bär erwartet, dass die Risikobereitschaft der Anleger in jüngster Zeit insgesamt gestiegen ist und auch weiterhin hoch bleibt. Finanzmarktinnovationen und Deregulierung erlaubten ein besseres Management von Vermögen und Verbindlichkeiten. Zudem erlaube der "erhöhte Grad an Risikodiversifizierung es dem einzelnen Investor, höhere Einzelrisiken einzugehen", urteilt die Bank.

Gleichzeitig dürften Fusionen und Übernahmen, profitable Investitionen und umfangreiche Aktienrückkäufe die Aktienmärkte weiterhin stützen. Für die Privatbank Syz & Co. zeichnet sich ab, dass die deutsche Wirtschaft nicht mehr so stark von der Entwicklung in den USA abhängig sei, wie es die Märkte annähmen. Damit belaste die derzeitige konjunkturelle Schwäche der amerikanischen Wirtschaft die deutsche Börse nicht so stark. Ohnehin bestünden gute Chancen, dass Deutschland im nächsten Jahr positiv überrasche, da die "europäischen Unternehmen gut positioniert sind, um voll von einem soliden Wachstum weltweit zu profitieren". Zusätzlich sollten der heimische Konsum und die Wohnungswirtschaft zulegen, so die Bank.

Die Commerzbank beobachtet eine im historischen Vergleich noch immer ausgesprochen günstige Bewertung auf der Basis der Gewinne 2007. Für das nächste und das darauf folgende Jahr rechnet das Institut mit einem Ertragswachstum von jeweils rund zehn Prozent.

Die Postbank geht in den nächsten Monaten erst einmal von einer ausgeprägten Konsolidierung an den Aktienmärkten aus. Kursrückgänge von bis zu zehn Prozent im Vergleich zu den jüngst erreichten Jahreshöchstständen will das Institut im Verlauf der Konsolidierung nicht ausschließen. Im Sommerhalbjahr würden die Märkte die Unsicherheit über die konjunkturelle Entwicklung in Übersee jedoch abschütteln und dann realisieren, dass es sich nur um eine konjunkturelle Schwäche gehandelt habe. "Dies sollte der Startschuss für einen neuerlichen Kursanstieg an den Börsen sein", urteilt die Postbank.

Diesen Optimismus teilen die "Bären" unter den befragten Instituten nicht, die von der Landesbank Hessen-Thüringen, Helaba und der US-Investmentbank JP Morgan Chase repräsentiert werden. Die Landesbank erwartet nur für einen Schlussstand von 6 000 Punkten. Zurzeit sei der Aktienmarkt zwar noch in einer guten Verfassung. Das gelte aber nur so lange, bis die US-Notenbank Fed ihre härteren Kurs im Zinserhöhungszyklus wieder aufnehme. Da die Fed die geldpolitischen Zügel nach Ansicht der Helaba voraussichtlich im zweiten Quartal wieder strafft, erreiche der Aktienmarkt seinen Höhepunkt bereits im ersten Quartal des kommenden Jahres. JP Morgan Chase (Dax-Prognose am Jahresende: 6 100 Zähler) hat Angst vor einem zu hohen Bewertungsniveau: "Die Bewertungsmultiplikatoren stehen auf Grund von steigenden Preisen, rückläufigen Gewinnen und hoher Inflation unter Druck."

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%