Immobilienfonds Adlon-Fonds-Initiator erzürnt Investoren

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Verhandlungen zwischen Vater und Sohn

Für besonderen Unmut unter den Anlegern sorgt die Tatsache, dass ihr Geschäftsführer den Pachtverzicht zunächst allein durchziehen wollte. Erst auf Initiative von Verwaltungsrat Weber wurde die von Jagdfeld verhandelte Pachtverzichtsvereinbarung zwischen der AH und dem Fonds juristisch geprüft. Der damit beauftragte neutrale Anwalt sei zu dem Schluss gekommen, dass der Vertrag der „Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmanns“ nicht genüge, berichtet Weber.

Inzwischen ist die von Jagdfeld vorgelegte Vertragsversion, die laut Weber „sehr pauschal“ formuliert war, auf Druck des Verwaltungsrats überarbeitet worden. Die AH hat sich jetzt verpflichtet, die ausgefallene Pacht nachzuzahlen, sobald sie wieder Gewinne macht. Aber das reicht Weber nicht. Der kernige Bayer aus Altötting will verhindern, dass Jagdfeld weiter nach Gutsherrenart über die Geschicke des Fonds entscheidet. Er hat im Juni die Schutzgemeinschaft der Adlon-Anleger ins Leben gerufen, der sich seither 70 Gesellschafter angeschlossen haben. Die Rebellen wollen wissen, wie intensiv Fondsgeschäftsführer Jagdfeld tatsächlich über den Pachtverzicht verhandelt hat.

Staatsanwälte sind alarmiert

Ihr Rechtsanwalt Thomas Fritsch von der Kanzlei Probandt & Partner in Berlin hat deshalb im Auftrag der Anleger eine Auskunftsklage beim Amtsgericht Düren – der offizielle Sitz der Fondsgesellschaft ist im benachbarten Vettweiß – eingereicht. Der Jurist will sämtliche Dokumente und den Schriftverkehr einsehen, die es im Zusammenhang mit dem Pachtverzicht gibt. Mit einer Entscheidung des Gerichts sei „im November“ zu rechnen, sagt Fritsch.

Wenn sich herausstellen sollte, dass Jagdfeld voreilig zum Pachtverzicht bereit war, könnte ihm das großen juristischen Ärger bescheren. Denn als Fondsgeschäftsführer ist der Multi-Unternehmer laut Gesetz verpflichtet, die Interessen des Fonds zu vertreten.

Ein Adlon-Anleger hat Jagdfeld bereits wegen des Verdachts auf Untreue bei der Staatsanwaltschaft Aachen angezeigt. Die Aachener Ermittler haben den Fall vor einigen Wochen an die Kollegen von der Schwerpunktabteilung Wirtschaftskriminalität in Köln abgegeben. „Wir prüfen die Vorwürfe gerade“, sagt Staatsanwalt Tino Seesko.

Keine Mehrheiten gegen Jagdfeld

Auch an einer weiteren Front hat Jagdfeld juristischen Ärger. Anwalt Fritsch will ihn gerichtlich zwingen, die Liste mit den Namen und Adressen der Fondsanleger herauszurücken. Denn die Schutzgemeinschaft hat ein Problem: Sie kann auf Gesellschafterversammlungen keine Mehrheiten gegen Jagdfeld organisieren, weil – wie auch an diesem Mittwoch – stets nur einige Hundert Anleger persönlich erscheinen. Die große Mehrheit bleibt zu Hause und überlässt das Stimmrecht dem Treuhänder des Fonds – und das ist die familieneigene Gesellschaft Jagdfeld & Partner, die naturgemäß im Sinne des Patriarchen stimmt.

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