Investment Fonds locken Anleger in den Wald

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Probleme machen vor allem nervende Forstbehörden, Schädlinge wie der Borkenkäfer und Umweltbelastungen, die den Bestand gefährden – forstwirtschaftliches Spezialwissen ist gefragt. Und Geduld, wenn es deutsche Hölzer sein sollen. „Hierzulande sind Rotationszeiten von 80 Jahren und länger notwendig, um profitable Stammholzware auf den Markt zu bringen“, warnt Forstexpertin Gryselka. Während sich eine deutsche Eiche bis zu 200 Jahre Zeit lässt, bis sie ihre volle Pracht entfaltet, reichen in den Tropen 20 bis 30 Jahre von der Pflanzung bis zur Ernte tropischer Werthölzer.

Oh wie schön ist Panama. In dem mittelamerikanischen Land zwischen Pazifik und Karibik können sich Anleger über das Bonner Unternehmen Forest Finance bereits seit Mitte der Neunzigerjahre an ökologischen Edelholzaufforstungen beteiligen. Tue Gutes und verdiene daran – Kunden der ersten Stunde sind zufrieden. 2007 erhielten sie nach zehn Jahren die erste Auszahlungen aus ihrem Investment. Diese übertrafen deutlich die Erwartungen: „Statt der prognostizierten 80 US-Dollar pro Kubikmeter nichtverarbeitetem Rundholz konnten wir auf dem Markt sogar 200 US-Dollar erzielen“, berichtet Forest-Finance-Geschäftsführer Harry Assenmacher. Forest Finance verwaltet inzwischen mehr als 1200 Hektar Forstfläche für 4600 Kunden. Sie vertrauten Assenmacher bisher zwölf Millionen Euro an. Die Produktpalette der Bonner reicht vom Kleinsparerprodukt „Baumsparvertrag“ für monatlich 30 Euro, über das „Waldsparbuch“ mit einer Mindestanlage von 2600 Euro bis zum „WoodStockInvest“ für 25.000 Euro.

Vor dem Investment gut überlegen

Baum- und Waldsparer pachten eine vorher definierte Fläche für 25 Jahre und beauftragen die Forest-Finance-Tochter vor Ort per Forstdienstleistungsvertrag mit der Aufforstung, Pflege und Ernte der erzeugten Hölzer. Jährliche Renditen von mehr als acht Prozent stellt ihnen Assenmacher in Aussicht. Gar elf Prozent sollen für WoodStock-Investoren drin sein. Sie pachten nicht, sondern erwerben gleich einen Hektar Land, das grundbuchlich eingetragen wird. Somit profitierten Anleger auch von weiteren Bodenpreissteigerungen in Pana-ma. Bei seriösen Anbietern wie Forest Finance bietet der Ansatz, mit nachhaltiger Forstwirtschaft und wertvollen Baumarten eine Nischenstrategie zu verfolgen, also durchaus Chancen.

Dennoch sollten Anleger genau überlegen, ob sie ihr Geld über Jahre und Jahrzehnte in verhältnismäßig kleine Projekte fern der Heimat stecken wollen. Politische Lage, illegaler Raubbau, Naturkatastrophen, Schädlingsbefall oder einfach nur ein schlampiges Forstmanagement hebeln die schönsten Renditerechnungen aus. Nicht so gut lief es zum Beispiel für Anleger, die ihr Geld dem Schweizer Anbieter Prime Forestry anvertraut hatten. Der lockte Kunden mit überzogenen Renditeerwartungen für Teakholz-Plantagen nach Panama. Als Einstandspreis zahlten sie rund 36.000 US-Dollar für einen Hektar frisch gepflanzter Teak-Bäume. Viel zu viel, der Preis wäre fair für die gleiche Fläche mit einem rund 20 Jahre gewachsenen Bestand. Die Eidgenössische Bankenkommission verhängte im Mai 2006 den Konkurs über das Unternehmen. Prime Forestry war nicht der erste Fall, bei dem Investoren mit unrealistischen Gewinnannahmen über den Tisch gezogen wurden – und wird vermutlich auch nicht der letzte gewesen sein.

Zum Modethema entwickelt haben sich Waldinvestments bei den Entwicklern von geschlossenen Fonds. Hier rennt plötzlich eine ganze Branche in den Wald. Ob das bei jedem Anbieter immer ganz freiwillig passiert, ist fraglich. Gut möglich, dass man sich mal was Neues einfallen lassen musste, weil der Absatz der anderen Produkte stockt. Mit dem x-ten Immobilien-, Schiffs- und Flugzeugfonds lockt man aktuell keinen Investor mehr hinterm Ofen hervor.

Mit dabei ist auch die Deutsche-Bank-Fondstochter DWS. Sie legte mit ihrem Holz-Produkt erstmals überhaupt einen geschlossenen Fonds auf. Nur investiert dieser nicht in Wald, sondern in Zertifikate einer Luxemburger Tochter mit 31.000 Euro Eigenkapital. Rein rechtlich handelt es sich dabei um Schuldverschreibungen. De facto seien die Papiere aber wie Sondervermögen zu werten, versichert die DWS. Die Zertifikate bilden die Wertentwicklung des aktuell 380 Millionen Dollar schweren Phaunus Timber Funds ab. Dieser an der Börse in London notierte geschlossene Fonds investiert breit gestreut über Regionen, Holzarten und Wachstumsphasen.

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