IW-Studie Deutsche haben Angst um ihre Altersvorsorge

Jeder dritte Deutsche hat Angst vor Altersarmut Quelle: imago images

Das Kölner IW hat die Deutschen zu ihren Ängsten befragt. Die Antwort: Sie fürchten nicht etwa um Gesundheit oder ihren Arbeitsplatz. Sondern um ihre Alterssicherung.

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Es ist eine Studie, die stutzig macht. Wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln jüngst veröffentlicht hat, sorgen sich die Deutschen vor allem um ihre finanzielle Situation im Alter. Wie kann das sein, angesichts von Coronapandemie und Krieg in der Ukraine?

Die Antwort ist einfach: Die Daten stammen aus dem Jahr 2019, also kurz bevor das Coronavirus die Nachrichtenlage bestimmte. Dennoch bieten sie einen interessanten Einblick.

Etwa jeder Dritte sorgte sich demnach damals um seine finanzielle Absicherung im Alter. Angst um die Gesundheit hatten – freilich vor der Coronapandemie – nur etwa halb so viele Menschen. Um den Arbeitsplatz fürchteten gar nur fünf Prozent der Befragten. Es wäre interessant zu sehen, wie diese Werte heute aussähen, ob es der Bundesregierung also wirklich gelungen ist, zumindest den Corona-Schock abzumildern.

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Bei der Rente scheint es ihr bislang nicht zu gelingen, den Menschen die Sorgen zu nehmen, allen Rentenreförmchen, Mütterrente und höherer Grundsicherung zum Trotz. Den Studienautoren zufolge könnte das daran liegen, dass Zukunftssorgen generell größer seien als Gegenwartssorgen. Zudem haben schon ältere Studien gezeigt, dass die Menschen Altersarmut tendenziell zu hoch einschätzen.

Es könnte aber auch daran liegen, dass viele Menschen finanziell tatsächlich schwach aufgestellt sein werden im Alter und dass sie diese Situation durchaus realistisch einschätzen. Das zeigt sich auch daran, wie unterschiedlich unterschiedliche Gruppen ihre Altersabsicherung einschätzen.

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Am meisten Sorgen machen sich demnach Menschen aus dem untersten Einkommensdrittel und da wiederum vor allem die Älteren. 35 Prozent der über-35- bis 64-jährigen Geringverdiener haben Angst vor Altersarmut. Jene Menschen also, die ihre finanzielle Situation im Alter schon ganz gut absehen können.

Jüngere Geringverdiener gehen hingegen deutlich blauäugiger mit ihrer Altersvorsorge um: Nur etwas mehr als jeder vierte Geringverdiener sorgt sich hier ums Alter. Studien-Autorin Ruth Schüler formuliert vorsichtig: „Möglicherweise wird die Notwendigkeit zur Vorsorge bei Personen mit niedrigem Einkommen zu spät erkannt.“

Bei Besserverdienenden ist die Situation genau andersherum: Je jünger die Menschen sind, desto mehr Sorgen machen sie sich, wahrscheinlich zu Recht, schließlich erhalten Gutverdiener, die sich bald in den Ruhestand verabschieden, noch eine relativ komfortable gesetzliche Rente. Auch der Korridor ist hier deutlich kleiner: Nur zehn (Ältere) bis 17 (Jüngere) Prozent der Besserverdienenden machen sich überhaupt Sorgen ums Alter.

Auch andere Rahmenbedingungen beeinflussen, wie viel Angst die Menschen haben. Als sogenannte soziodemografische Merkmale, wie sie es nennen, machen die Forscher etwa das Geschlecht fest (Frauen haben mehr Angst als Männer), die Lebenssituation (Geschiedene sorgen sich mehr als Ledige) oder die Wohnsituation (Mieter sorgen sich mehr als Hausbesitzer). Regionale Unterschiede zwischen Ost und West gibt es hingegen kaum.

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Auch einen Ausweg aus der Angst (und der Altersarmut) zeigen Schüler und Kollegen auf: Um den Menschen die Sorgen zu nehmen, sollte die betriebliche Altersvorsorge (bAV) gestärkt werden. Das sollte allerdings auf einer neuen gesetzlichen Grundlage geschehen, etwa als Opt-Out-Modell. Dabei würde bei Jobantritt automatisch eine bAV abgeschlossen, es sei denn, man entscheidet sich aktiv dagegen.

Auf freiwilliger Basis gebe es hingegen ein Problem, sagt Schüler: „Gerade bei Personen mit großen Sorgen um ihre Altersabsicherung – nämlich denjenigen mit geringerem Einkommen – sind private und betriebliche Altersvorsorge nur unterdurchschnittlich verbreitet.“

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