Kapitaldeckung für die Rente Rettet die Aktienrente!

Christian Lindner denkt angeblich darüber nach, die Post-Beteiligung des Bundes für die Aktienrente einzusetzen. Quelle: imago, Montage

Angeblich soll die Zehn-Milliarden-Staatsbeteiligung an der Post für die Aktienrente herhalten. Geht's noch? Der Plan einer Kapitalkomponente in der gesetzlichen Rente droht vor dem Start zu scheitern. Ein Kommentar.

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Kennen Sie die alte Anlegerregel, man solle alle Eier in einen Korb legen? Nein? Ich auch nicht. Doch bei der neu geplanten Aktienrente – einer Ergänzung der umlagefinanzierten gesetzlichen Rente durch eine Kapitalkomponente – werden nun tatsächlich Ideen diskutiert, die genau darauf hinauslaufen würden. So soll Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) intensiv darüber nachdenken, die bislang über die KfW gehaltene Post-Beteiligung des Bundes für die Aktienrente einzusetzen.

So berichtet es aktuell der Nachrichtendienst Table.Media. Das Bundesfinanzministerium nennt den Bericht zwar offiziell nur „gegenstandslose Spekulation“. Doch schon vorher waren Pläne laut geworden, Staatsbeteiligungen für das FDP-Vorzeigevorhaben zu nutzen.

Geht's noch? Nur weil die Aktienrente politisch bei angespannter Haushaltslage schwer durchsetzbar ist und von SPD und Grünen bestenfalls halbherzig unterstützt wird, wird die Idee nun bis zur Unbrauchbarkeit verwässert?

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Gerne als Vorbilder genannte Länder machen es vor: etwa Schweden mit seinem als Rentenergänzung genutzten AP7-Fonds. Der investiert zu 60 Prozent in Nordamerika, zu 19 Prozent in Asien, zu 16 Prozent in Europa („AP7 Aktiefond“). Die größten Positionen sind Apple und Microsoft, genau wie im weltweiten Aktienindex MSCI World. Zu 100 Prozent in die schwedische Post zu investieren, darüber würde man in Schweden wohl nicht einmal lachen – viel zu abwegig!

Die demografiebedingt zunehmend unter Druck gesetzte Rentenkasse kann Entlastung gebrauchen. Ein Mix aus Umlage- und Kapitaldeckung ist hier ein Ansatz (auch, wenn er reichlich spät in Betracht gezogen wird). Doch dieser Ansatz muss kostengünstig und durchdacht verfolgt werden. 

Hoffentlich entpuppt sich die Meldung daher wirklich noch als reines Gedankenspiel. Doch leider deutet wenig darauf hin: Die Post-Staatsbeteiligung entspricht zum aktuellen Marktwert rund zehn Milliarden Euro und damit exakt der Summe, die zum Start für die nun Generationenkapital genannte Aktienrente aufgebracht werden soll. Wie praktisch! Außerdem könnte die FDP wie nebenbei ihrem Ziel einer geringeren Staatsquote näherkommen, wenn eine Staatsbeteiligung in den Kapitalstock der Aktienrente verschoben würde. Wie doppelt praktisch!

Die Aktienrente droht zum Rohrkrepierer zu werden, noch bevor sie überhaupt startet. Denn die zehn Milliarden Euro können allenfalls ein kleiner erster Schritt sein. Um wie erhofft gegen Ende der 2030er-Jahre spürbare Erträge für die gesetzliche Rente einsetzen zu können, braucht es einen Kapitalstock in dreistelliger Milliardenhöhe. 

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Kaum absehbar, wie das gelingen soll, wenn schon beim Start wirklich nur Post-Aktien herhalten sollen. Laut Koalitionsvertrag sollte das Generationenkapital als „dauerhafter Fonds von einer unabhängigen öffentlich-rechtlichen Stelle professionell verwaltet werden und global“ angelegt werden. Von einem Abladeplatz für ungewollte Staatsbeteiligungen ist dort nicht die Rede. Wenigstens diese Festlegung macht Hoffnung, dass die Post-Aktien nicht Anfang und Ende der Aktienrente werden.

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