Kein Kavaliersdelikt Volkssport Versicherungsbetrug lohnt sich nicht

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Überwiegend Gelegenheitsbetrüger

Meist handelt es sich um Gelegenheitstäter. Nach den Erkenntnissen der Versicherer liegt einem Betrugsversuch in fast zwei Drittel der Fälle ein tatsächlicher Schaden zugrunde. Dabei wird der vorhandene Schaden benutzt, um alte Schäden ebenfalls geltend zu machen - oder um den vorhandenen Schaden aufzubauschen. Seltener sind die Vortäuschung eines Versicherungsschadens oder die absichtliche Herbeiführung eines Schadens.

Letztere haben nach Aussagen der Versicherer immer wieder Saison. „Der schnelle Fortschritt in Technik und Unterhaltungselektronik weckt bei einigen Kunden den Wunsch, stets das neueste Smartphone, Tablet oder den Flachbildfernseher zu besitzen“, sagte Ergo-Vorstand Engel bereits im Januar. „So wird voraussichtlich auch die Fußball WM 2014 in Brasilien, die erstmalig in 3D ausgestrahlt werden soll, ein Großereignis, das zu einem deutlichen Anstieg der gemeldeten Schäden an Fernsehgeräten führen wird.“

Vorsicht vor" Autobumsern"

Einem Bericht der „Westdeutsche Allgemeinen Zeitung“ zufolge berichten Sachverständige von einem sprunghaften Anstieg der Fallzahlen in den vergangenen Wochen.

Ähnliche Häufungen registriert der Versicherungsverband GDV bei Smartphones, Digitalkameras oder Tablet-Computern, wenn Nachfolgemodelle auf den Markt kommen. Dann häufen sich die gemeldeten Schadenfälle. Laut GDV ergab eine Überprüfung innerhalb der Versicherungsbranche, dass von 2000 gemeldeten Smartphone-Schäden mehr als die Hälfte zweifelhaft ist. Die Beschreibung der Versicherten, wie es zur Beschädigung des Gerätes gekommen ist, passte nicht zum tatsächlichen Schaden am Smartphone.

Diese Versicherungen können Sie sich schenken
Platz zehn: Die GlasbruchversicherungEine Glasbruchversicherung lohnt sich eigentlich nur, wenn Sie einen Wintergarten besitzen oder ihr gesamtes Haus verglast ist – womöglich noch mit verspiegeltem Spezialglas. Andernfalls ist es deutlich günstiger, wenn Sie eine kaputte Scheibe selber bezahlen, als jeden Monat ein paar Euro dafür zu zahlen, dass Sie vielleicht einmal eine Scheibe ruinieren. Quelle: Bund der Versicherten e.V. Quelle: dpa
Platz neun: Die BrillenversicherungWer eine Brillenversicherung abschließt, bekommt den Wert seiner Brille im Schadensfall nicht vollständig ersetzt. Die Versicherung zahlt ein neues Gestell, wenn die Brille zerbrochen oder beschädigt oder mindestens zwei Jahre alt ist. Einfache Gläser gibt es nur bei Beschädigung oder einer deutlichen Sehstärkenveränderung (mindestens 0,5 Dioptrien). Wer spezielle Gläser oder eine schicke Fassung statt des Kassenmodells will, zahlt kräftig dazu. Also ganz so, wie beim Brillenkauf an sich auch. Quelle: dpa
Platz acht: Die KrankenhaustagegeldversicherungOb die Krankenhaustagegeldversicherung die finanzielle Grundlage fürs tägliche Obst oder für das Fernsehgerät im Krankenhaus sein muss, ist mehr als fraglich. Mit diesem Argument bieten jedenfalls Versicherer solche Policen an. Quelle: dpa
Platz sieben: Die ReisegepäckversicherungWer sein Reisegepäck gegen Diebstahl und Schaden versichern will, muss es trotzdem hüten, wie seinen Augapfel. Sonst zahlt die Versicherung nämlich nicht. Koffer dürfen nicht unbeaufsichtigt sein, Wertgegenstände sind in der Regel nur unzureichend mitversichert. Grundsätzlich werfen die Versicherer ihren Kunden gerne vor, grob fahrlässig mit dem Gepäck umgegangen zu sein. Der Geschädigte muss das Gegenteil beweisen können. Quelle: dapd
Platz sechs: Die Handyversicherung Wer ein Handy versichern möchte, sollte wissen, dass er bei Verlust oder Diebstahl nur den aktuellen Wert, nicht aber den Kaufpreis zurückerstattet bekommt – und den auch nicht vollständig. Ein neues Handy zu kaufen, dürfte nervenschonender sein. Quelle: AP
Platz fünf: Die Hochzeits-Rücktrittskostenversicherung Wenn eine Hochzeit platzt, ist das für alle Beteiligten schon unschön genug. Eine Versicherung, die die Stornokosten für Partylocation, Hochzeitstorte und Kleid anteilig übernimmt, macht es auch nicht besser. Schon gar nicht, wenn sie nur dann greift, wenn Braut oder Bräutigam schwer erkranken oder die Wohnung des Brautpaares am Hochzeitsmorgen in Flammen steht. Quelle: dpa
Platz vier: Die Versicherung gegen „häusliche Notfälle“ Sie haben sich ausgesperrt? Ihre Heizung ist ausgefallen? In solchen und anderen Fällen werden Sie vermutlich einen Notdienst rufen. Zwar kostet das mehr als der Handwerker üblicherweise, aber in finanzielle Not geraten Sie damit sicherlich nicht. Deshalb wird sich eine Versicherung gegen „häusliche Notfälle“ kaum für Sie auszahlen. Denn die träte auch nur begrenzt ein. Mieter müssen ohnehin nicht für Schäden an Mietsachen aufkommen, die sie nicht selbst verursacht haben. Quelle: dpa

Organisierte Banden

Seltener, dafür aber umso dramatischer, sind organisierte Betrügerbanden. Vor allem sogenannte „Autobumser-Banden“ treiben ein gefährliches Spiel. Sie provozieren an geeigneten Verkehrspunkten Autounfälle – und riskieren dabei durchaus auch Personenschäden.

Die Versicherungsbranche geht davon aus, dass jeder achte bis zehnte Verkehrsunfall in Deutschland nach Manipulation riecht. Der GDV schätzt, dass allein durch Betrug der Kfz-Versicherung ein Schaden von jährlich zwei Milliarden Euro entsteht. Der Großteil davon soll auf vorsätzlich herbeigeführte Unfälle entfallen.

Deshalb haben die Assekuranzen in ihren Abteilungen zur Betrugsbekämpfung aufgerüstet - und sie kennen alle Tricks der Versicherungsbetrüger. Wer auffliegt, bleibt nicht nur auf dem Schaden sitzen, sondern muss auch die Ermittlungskosten wie den beauftragten Gutachter und die Arbeit der Versicherungsdetektive bezahlen. Zudem kann ihm die Versicherung kündigen und Strafanzeige stellen.

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