Meist handelt es sich um Gelegenheitstäter. Nach den Erkenntnissen der Versicherer liegt einem Betrugsversuch in fast zwei Drittel der Fälle ein tatsächlicher Schaden zugrunde. Dabei wird der vorhandene Schaden benutzt, um alte Schäden ebenfalls geltend zu machen - oder um den vorhandenen Schaden aufzubauschen. Seltener sind die Vortäuschung eines Versicherungsschadens oder die absichtliche Herbeiführung eines Schadens.
Letztere haben nach Aussagen der Versicherer immer wieder Saison. „Der schnelle Fortschritt in Technik und Unterhaltungselektronik weckt bei einigen Kunden den Wunsch, stets das neueste Smartphone, Tablet oder den Flachbildfernseher zu besitzen“, sagte Ergo-Vorstand Engel bereits im Januar. „So wird voraussichtlich auch die Fußball WM 2014 in Brasilien, die erstmalig in 3D ausgestrahlt werden soll, ein Großereignis, das zu einem deutlichen Anstieg der gemeldeten Schäden an Fernsehgeräten führen wird.“
Vorsicht vor" Autobumsern"
Der Betrüger tritt als Geschädigter auf, nachdem er einen Unfall mit einem anderen Verkehrsteilnehmer bewusst provoziert hat. In der Regel nutzen diese Täter besonders geeignete Verkehrspunkte, geben anderen Autofahrern irreführende Handzeichen und forcieren dann Unfälle mit unerfahrenen, älteren oder ortsunkundigen Autofahrern.
Dieser Versicherungsbetrug wird überwiegend von professionellen Autobumser-Banden betrieben. Bei einem gestellten Unfall kennen sich die Beteiligten, zum die Fahrer verschiedener Fahrzeuge und vermeintliche Zeugen. Sie führen bewusst eine Autokollision nach vorheriger Absprache herbei und machen ihre Schäden bei der Versicherung des Unfallgegners geltend.
Hat der Unfallgegner kurz vor der Kollision nach Handzeichen gegeben, die Geschwindigkeit deutlich erhöht oder verringert oder plötzlich Fahrtrichtung und Fahrspur gewechselt. Das können Anzeichen für eine betrügerischen Absicht sein.
Unfallopfer sollten argwöhnisch werden, wenn der Beteiligte trotz der Stresssituation auffällig routinierte auftritt und agiert.
Tauchen nach einem Autounfall plötzlich Zeugen auf, die die Version des Unfallgegners zum Hergang bestätigen und zusätzlichen Druck ausüben, könnte eine Betrügerbande hinter dem Unfall stecken. Vor allem wenn zu einem Schuldeingeständnis gedrängt wird.
Sind am Auto des Unfallgegners Vorschäden erkennbar, sollte der Betroffene diese genauer unter die Lupe nehmen. Zum einen kann es ein Hinweis auf vorangegangene Betrugsversuche sein, zum anderen könnte der Gegner versuchen, auch die Vorschäden dem aktuellen Vorfall zuzuordnen, um so eine höhere Schadensumme gezahlt zu bekommen.
Lassen Sie sich nie zu einem Schuldeingeständnis drängen - schon gar nicht vor Ort und erst recht nicht auf Druck von Zeugen oder Unfallgegner. Holen Sie unbedingt die Polizei. Und dokumentieren sie mit Fotos Unfallort, beteiligte Fahrzeuge, Bremsspuren und insbesondere die Schäden möglichst mit Fotos an Ort und Stelle. Fotografieren Sie die Fahrzeuge von allen Seiten. Informieren Sie umgehend ihre Versicherung und machen Sie möglichst präzise Angaben zu auffälligen Fahrverhalten und der Frage, ob ausreichend Platz und Zeit zum Bremsen oder Ausweichen vorhanden war.
Einem Bericht der „Westdeutsche Allgemeinen Zeitung“ zufolge berichten Sachverständige von einem sprunghaften Anstieg der Fallzahlen in den vergangenen Wochen.
Ähnliche Häufungen registriert der Versicherungsverband GDV bei Smartphones, Digitalkameras oder Tablet-Computern, wenn Nachfolgemodelle auf den Markt kommen. Dann häufen sich die gemeldeten Schadenfälle. Laut GDV ergab eine Überprüfung innerhalb der Versicherungsbranche, dass von 2000 gemeldeten Smartphone-Schäden mehr als die Hälfte zweifelhaft ist. Die Beschreibung der Versicherten, wie es zur Beschädigung des Gerätes gekommen ist, passte nicht zum tatsächlichen Schaden am Smartphone.
Organisierte Banden
Seltener, dafür aber umso dramatischer, sind organisierte Betrügerbanden. Vor allem sogenannte „Autobumser-Banden“ treiben ein gefährliches Spiel. Sie provozieren an geeigneten Verkehrspunkten Autounfälle – und riskieren dabei durchaus auch Personenschäden.
Die Versicherungsbranche geht davon aus, dass jeder achte bis zehnte Verkehrsunfall in Deutschland nach Manipulation riecht. Der GDV schätzt, dass allein durch Betrug der Kfz-Versicherung ein Schaden von jährlich zwei Milliarden Euro entsteht. Der Großteil davon soll auf vorsätzlich herbeigeführte Unfälle entfallen.
Deshalb haben die Assekuranzen in ihren Abteilungen zur Betrugsbekämpfung aufgerüstet - und sie kennen alle Tricks der Versicherungsbetrüger. Wer auffliegt, bleibt nicht nur auf dem Schaden sitzen, sondern muss auch die Ermittlungskosten wie den beauftragten Gutachter und die Arbeit der Versicherungsdetektive bezahlen. Zudem kann ihm die Versicherung kündigen und Strafanzeige stellen.