Es ist wieder Wechselsaison: Bis zum 30. November haben Autofahrer Gelegenheit, sich eine andere Kfz-Versicherung für das kommende Jahr zu suchen. Da die allermeisten Policen bis zum Jahresende laufen, müssen Kunden bis zum 30. November ihre alte Versicherung gekündigt haben, um ab 2017 in den Genuss eines besseren Versicherungstarifs zu gelangen.
Durch einen Versicherungswechsel können Autofahrer sehr viel Geld sparen. Je nach Kunden- und Fahrzeugprofil, Versicherungsanbieter und den gewählten Leistungs- und Rabattmerkmalen des Tarifs differieren die Versicherungskosten ohne weiteres um drei- bis vierstellige Beträge im Jahr.
Das Vergleichsportal Check24 hat etwa für einen Musterfall errechnet, das bei Optimierung von nur neun Tarifmerkmalen – abgefragt werden üblicherweise 50 und mehr Merkmale - rechnerisch eine Ersparnis von 1304 Euro möglich ist, wenn der Autofahrer vom teuersten zum günstigsten Anbieter wechselt.
WiWo-Ranking der 16 größten Kfz-Versicherer
Der jährliche Versicherungsvergleich und –wechsel kann sich also durchaus lohnen. Wie viel der Versicherte dabei sparen kann, ist aber stark vom Einzelfall abhängig. Orientierung bietet da das Kfz-Versicherungs-Ranking der WirtschaftsWoche. Das Deutsche Kundeninstitut (DKI) hat dafür die günstigsten Tarife von 16 der größten überregionalen Kfz-Versicherer für jeweils vier Fahrerprofile und vier Fahrzeugklassen miteinander verglichen. Dabei wurde nicht nach klassischen Versicherungen mit Geschäftsstellen, Direktversicherern oder Online-Versicherern unterschieden. Sieben Versicherer wollten nicht am Vergleich teilnehmen. Im Vergleich galten für jeden der vier Fahrertypen jeweils ein großstädtischer und ein ländlicher Wohnort sowie in jeder Fahrzeugklasse zwei verschiedene Automodelle gegenübergestellt. Die genauen Musterfallvorgaben sind der Tabelle zur Methodik zu entnehmen. So haben Leser eine gute Orientierung über die Preisstruktur der Anbieter, auch wenn sie nicht genau das genannte Auto fahren oder in der genannten Stadt wohnen.
Versicherungsvergleich im Überblick
Das DKI hat die Kfz-Versicherungen unter einer Vielzahl von Kriterien durchleuchtet. Dazu wurden nicht nur die Leistungen und der Preis verschiedener Versicherungsfälle abgefragt, sondern auch der Kundenservice mithilfe von verdeckten Testanrufen und E-Mails getestet, sowie Informationsgehalt und Nutzerfreundlichkeit der Internetangebote des Versicherers unter die Lupe genommen.
Zehn nützliche Tipps zur Autoversicherung
Bei einem BMW ist die Diebstahlrate deutlich höher als bei einem Familienvan, ein VW-Golf ist häufiger in Unfälle verwickelt als ein Fiat Panda. Fahrzeugtyp und Klasse sind entscheidend, wenn es um die Beitragshöhe geht. Mehr Informationen über die Typklassen gibt es beim Gesamtverband der Versicherungswirtschaft.
Quelle: knip.de
In Großstädten wie Berlin ist sowohl das Diebstahlrisiko als auch die Unfallgefahr größer, was die Versicherung teuerer macht als in der Kleinstadt. Wer sein Auto hingegen in einer ländlichen Gegend anmeldet, verringert das Risiko und kann somit auch Geld sparen. Mehr Informationen zu den Regionalklassen gibt es beim Gesamtverband der Versicherungswirtschaft.
Bei verheirateten Paaren mit Kindern geht man eher von einem vorsichtigen Fahrstil und somit einem geringen Unfallrisiko aus - dementsprechend sind auch die Beiträge für Familienmitglieder geringer.
Fahranfänger haben anfangs noch keinen Schadenfreiheitsrabatt, können aber sparen: einfach von der Zweitwagenregelung Gebrauch machen und das Fahrzeug zum Beispiel bei den Eltern mitversichern. Schon wird der Anfänger nicht mehr als solcher eingestuft.
Kaputte Schläuche durch Marderbisse sind häufig durch die Versicherung abgedeckt. Folgeschäden jedoch nicht. Für den Fall, dass der Schaden aber eine Weile unentdeckt bleibt, sollten diese mitversichert werden.
"Haarwild", das sind Wildschweine, Rehe und Hasen. Unfälle mit Haarwild sind meist abgedeckt. Vögel und Nutztiere, wie zum Beispiel Kühe oder Schafe, gehören jedoch nicht dazu, sollten aber bestenfalls eingeschlossen werden.
Mit einer Werkstattbindung fällt der Versicherungsbeitrag niedriger aus. Insgesamt können die Reparaturkosten aber steigen, weil Vertragswerkstätten der Versicherer teurer sein können.
Versicherungsnehmer sollten ihre Beiträge jährlich statt monatlich zahlen - das ist billiger.
Schäden durch Sturm, Hagel, herabfallende Äste oder Vandalismus sind meist in der Teilkaskoversicherung inbegriffen. Wohnt man allerdings in risikoreichen Gebieten, die zum Beispiel häufig von Überschwemmungen betroffen sind, sollten diese Risiken in den Versicherungstarif mit aufgenommen werden.
Pro schadenfreiem Jahr sinkt der Beitrag für die Versicherung. Bei Unfällen steigen hingegen die Beitragssummen. Bei kleinen Sachschäden sollte man auf jeden Fall gegenrechnen und den Schaden selbst bezahlen. Dann wird die Versicherung im nächsten Jahr nicht teurer. Die Versicherungen berechnen auf Wunsch, bis zu welchem Betrag sich das lohnt.
Das Hauptaugenmerk des Vergleichstests liegt dabei auf den Preisen, sprich den monatlichen Beiträgen für vergleichbare Leistungen. Die Kosten für den Verbraucher machen 50 Prozent der Gesamtnote aus. Die Tester fragten die Versicherer stets nach dem günstigsten Angebot für den jeweiligen Fahrzeugtyp und das damit verbundene Kundenprofil. Je umfangreicher und kundenfreundlicher die Versicherungsleistungen, umso besser. Die Versicherer mussten dazu die Abfrage von mehr als 270 Einzelkriterien über sich ergehen lassen. Die Note für das Leistungsangebot ist in der Gesamtnote mit 30 Prozent gewichtet. Schließlich fließt noch der mit insgesamt 240 Kundenkontakten getestete Kundenservice mit 20 Prozent in die Gesamtnote ein.
Kundenmerkmale wie Schadenfreiheitsrabatt (SF 10), Stellplatz (Garage), Erstwagen oder die jährlich gefahrenen Kilometer (15.000 km) wurden in allen Testfällen gleich gehalten. Weil die Beitragshöhe auch vom Wohnort und der dortigen Unfallhäufigkeit abhängig ist, wurde für jede Fahrzeugklasse je ein Fahrzeugtyp in der Großstadt versichert, der zweite Fahrzeugtyp im ländlichen Raum, also einer Kleinstadt oder Gemeinde im Einzugsgebiet einer Großstadt.
Die genannten Tarife beziehen sich dabei immer auf den Stichtag 2. November 2016. Aktionsangebote haben wir im Vergleich nicht berücksichtigt, so dass die von den Versicherern genannten Tarife die aktuellen Konditionen für das kommende Versicherungsjahr abbilden.
Bester Kfz-Versicherer 2016: Methodik
Getestet wurden die 16 größten überregionalen Kfz-Versicherer:
Allianz
AXA
CosmosDirekt
DA Direkt
DEVK
ERGO
ERGO Direkt
EUROPA
Hannoversche
HDI
HUK24
HUK-COBURG
R+V
R+R24
Sparkassen DirektVersicherung
VHV
Quelle: Deutsche Kundeninstitut
Den Versicherern wurden vier Musterprofile mit je zwei Automodellen und zwei Wohnorten vorgelegt:
Profil 1: Kleinwagen
(BMW MINI ONE 1.6 / VW Polo 1.2 TSI Comfortline); Teilkasko mit 150 Euro Selbstbeteiligung (SB); Fahrer: 31 Jahre
Wohnorte: Berlin (B) sowie das ca. 110 km von Berlin entfernte Pritzwalk (PR)
Profil 2: Kompakt-/Mittelklasse
(Audi A4 Avant 2.0 TDI Ambition / Mercedes C 200 T BT Avantgarde); Teilkasko mit 150 Euro SB; Vollkasko mit 300 Euro SB; Fahrer: 41 Jahre
Wohnorte: Köln (K) sowie das ca. 70 km von Köln entfernte Waldbröl (GM)
Profil 3: Oberklasse
(BMW 750 i xDrive / Mercedes S 500 L); Teilkasko mit 150 Euro SB; Vollkasko mit 300 Euro SB; Fahrer: 48 Jahre, selbstgenutztes Wohneigentum
Wohnort: München (M) sowie das ca. 100 km von München entfernte Aham (LA)
Profil 4: Geländewagen/SUV
(Porsche Macan S Diesel 3.0 / Opel Mokka 1.6 CTTI Innovation); Teilkasko mit 150 Euro SB; Vollkasko mit 300 Euro SB; Neuwagen; Fahrer: 56 Jahre, selbstgenutztes Wohneigentum
Wohnorte: Frankfurt (F) sowie das ca. 70 km von Frankfurt entfernte Weinbach (WEL)
Kategorie 1: Leistungsangebot (Gewichtung: 30%)
Auszug aus dem Kriterienkatalog:
Auswahlmöglichkeiten bzgl. der Deckungssumme
Auswahlmöglichkeiten bzgl. der Selbstbeteiligung
Leistungen in Teilkasko ohne und mit Mehrkosten
Leistungen in Vollkasko ohne und mit Mehrkosten
Versicherte Leistungen wie Mallorcapolice, Maderschäden inkl. Folgeschäden, Kfz-Schutzbrief etc.
Kategorie 2: Konditionen (Gewichtung: 50%)
Auszug aus dem Kriterienkatalog:
Bruttojahresbeiträge (keine Aktionskonditionen) für die Versicherungstarife des jeweils kostengünstigsten Tarifs für eine Kfz-Haftpflichtversicherung inklusive der vorgegebenen Kaskoversicherung, der die in den Musterfällen genannten Anforderungen erfüllt. Die Angaben beziehen sich auf den Stichtag Mittwoch, den 2. November 2016, und sind damit für das Jahr 2017 aktuell.
Zahlungsweise
Kostengünstigere Einstufungen für bestimmte Kundengruppen, wie beispielsweise Fahranfänger.
Kategorie 3: Kundenservice (Gewichtung: 20%)
Hotline (Wartezeit in der Hotline, Kompetenz der Hotline-Mitarbeiter, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der telefonischen Ansprechpartner
E-Mail (Reaktionsgeschwindigkeit auf E-Mail-Anfragen, Freundlichkeit der Service-Mitarbeiter der Versicherer, Qualität und Form der Antwort)
Internetseite (Übersichtlichkeit, Informationsgehalt)
Gesamtsieger HDI
Bester Kfz-Versicherer in unserem Test ist die HDI mit 89,5 von 100 erreichbaren Punkten – Note „sehr gut“. Kurz dahinter folgen die Sparkassen Direktversicherung (86,1 Punkte), die VHV (85,5 Punkte) und die Axa (85,2 Punkte).
Die HDI erreichte den Gesamtsieg im Vergleich vor allem in der Kategorie Konditionen. Für alle vier Fahrzeugklassen bietet die HDI die günstigsten Versicherungspolicen. Auch beim Leistungsangebot kann der Versicherer für alle Profile mit „sehr guten“ Versicherungsleistungen aufwarten, lediglich die drittplatzierte VHV übertrifft sie hier als bester Anbieter in allen vier Testfällen.