Kfz-Versicherung wechseln Schwierige Schnäppchenjagd für Autofahrer

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Prämienroulette bei Typ- und Regionalklassen

Ein weiterer Grund, warum die Kfz-Versicherung für einzelne Kunden auch beim anderen Anbieter teurer sein kann: Die Versicherer passen die Einstufungen von Fahrzeugen nach Typklassen und die Regionalklassen für den Wohnort des Fahrzeughalters regelmäßig entsprechend der registrierten Schadenfälle an. Wer nicht gleich das Fahrzeug wechselt, hat keine Chance, den Beitragserhöhungen zu entgehen, die sich aus der Änderung der Typklassen für die verschiedenen Automodelle sowie aus den neuen Regionalklassen ergeben.

Die neuen Typ- und Regionalklassen hat der GDV erst Anfang September präsentiert. Sie ergeben sich aus den Einstufungen der Versicherer und sind für diese unverbindlich. Allerdings weicht kein Anbieter deutlich von dieser Einstufung ab.

Das Vergleichsportal Check24 hat für WirtschaftsWoche Online mal die Extrembeispiele nachgerechnet. Demnach kann sich die Versicherung für einzelne Autotypen um bis zu 240 Euro verteuern - oder um 200 Euro pro Jahr billiger werden, selbst wenn alle anderen Versicherungsmerkmale wie etwa die Schadenfreiheitsrabatte oder die jährliche Fahrleistung in Kilometern unverändert bleiben (siehe Bildergalerie).

Welche Autos besonders teuer werden
Autos auf einer Autobahn Quelle: dpa
Toyota GT86 Quelle: Toyota
VW Golf Quelle: Volkswagen
Dacia Sandero Quelle: Dacia
BMW X5 Quelle: BMW
VW Beetle Quelle: Volkswagen
Ford Mondeo Quelle: M 93 Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Germany License

Die Änderungen beziehen sich aber immer nur auf bestimmte Modellvarianten der Hersteller, die sich abhängig von Baujahr, oder Motorisierung unterscheiden. Um es zum Beispiel in einem Online-Versicherungsvergleich ganz genau nachzuvollziehen, sind die Hersteller- und Typschlüsselnummern aus der Zulassungsbescheinigung unerlässlich.

Beruhigend: Für fast drei Viertel der Fahrzeugtypen ändert sich gegenüber 2013 nichts. Für das übrige Viertel wir der Fahrzeugtyp meist nur um eine Klasse teurer oder billiger. Auf- oder Abstufungen um drei oder vier Klassen kommen allerdings vor.

Kfz-HaftpflichtversicherungBeispiel: Verschlechterung der TypklasseBeispiel: Verbesserung der Typklasse
Toyota GT86 (ZN), 147 kW
(HSN/TSN: 5013/AHS)
VW Golf VII 2.0 TDI (AU), 110 kW
(HSN/TSN: 0603/BJJ)
alte TypklasseHP: 17487,95 EuroHP: 18533,45 Euro
neue TypklasseHP: 21 (+4)638,97 EuroHP: 15 (-3)434,62 Euro
Differenz durch neue Typklasse

151,02 Euro

-98,83 Euro

HP = Haftpflicht, TK = Teilkasko, VK = Vollkasko; HSN = Herstellerschlüsselnr.; TSN = Typschlüsselnr.; Angegeben ist jeweils der Jahrespreis der Kfz-Versicherung; Quelle: Check24; Stand der Berechnungen: 12.09.2014; alle Angaben ohne Gewähr

Regional große Unterschiede

Weit unübersichtlicher ist die Auswirkung der neuen Regionalklassen. Sie ordnen den verschiedenen Zulassungsbezirken ein Schadenrisiko zu. Ihre Bedeutung in der Praxis nimmt jedoch zusehends ab, weil immer mehr Versicherer in ihrer Risikoklassifizierung sich an Postleitzahlengebieten orientieren. Dadurch teilen sie die Landkarte in weit mehr Risikogebiete ein, als dies nur nach Zulassungsbezirken möglich wäre.

Besonders niedrige Einstufungen für die Kfz-Haftpflichtversicherung ergeben sich laut GDV für Autofahrer in Brandenburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Hohe Regionalklassen in der Haftpflichtversicherung gelten vor allem in Großstädten sowie in Teilen Bayerns. Bei den Kaskoversicherungen ist insbesondere der Großraum um Tübingen von einer Verschlechterung der Regionalklassen betroffen, da es dort im vergangenen Jahr gehäuft zu Unwettern mit Sturm- und Hagelschäden gekommen war. Besonders günstig können Autofahrer aus Niedersachsen eine Teil- oder Vollkaskoversicherung abschließen.

In der Regel wird jedoch kein Autofahrer den Wohnort zugunsten einer niedrigeren Regionalklasse ändern. Vielmehr muss er eine Änderung in der Risikoeinstufung seines Wohnorts hinnehmen. Sollte es für ihn deutlich teurer werden, hat er nur zwei praktikable Optionen: Er kann zu einer günstigeren Versicherung wechseln oder einige Versicherungsmerkmale in seinem bestehenden Vertrag ändern, um die Mehrausgaben an anderer Stelle wieder hereinzuholen.

Beispielsweise könnte er auf eine freie Werkstattwahl verzichten, was die Prämie durchaus um 20 Prozent senken kann. Dann darf er sein Auto nach einem Versicherungsschaden allerdings nur noch in einer Werkstatt reparieren lassen, die mit seiner Assekuranz kooperiert.

VollkaskoversicherungBeispiel Verschlechterung der TypklasseBeispiel Verbesserung der Typklasse
VW Beetle 1.2 TSI (16), 77 kW
(HSN/TSN: 0603/BFI)
Ford Mondeo FLH 1.6 (BA7), 92 kW
(HSN/TSN: 85667/ALK)
alte TypklasseHP: 13, VK: 18885,52 €HP: 16, VK: 211.165,45 €
neue TypklasseHP: 14, VK: 211.124,85 €HP: 15, VK: 191.020,81 €
Differenz durch neue Typklasse

239,33 Euro

-144,64 Euro

HP = Haftpflicht, TK = Teilkasko, VK = Vollkasko; HSN = Herstellerschlüsselnr.; TSN = Typschlüsselnr.; Angegeben ist jeweils der Jahrespreis der Kfz-Versicherung; Quelle: Check24; Stand der Berechnungen: 12.09.2014; alle Angaben ohne Gewähr

Auch bei den Regionalklassen gilt: Für drei Viertel der Autofahrer ändert sich nichts, der Rest ist jeweils zur Hälfte von ein höheren oder niedrigeren Einstufung betroffen. Check24 hat die größten Veränderungen für Autofahrer mit Haftpflicht-, Teilkasko- und Vollkaskoversicherungen nachgerechnet. Demnach kann ein Umzug von der günstigsten in die schlechteste Regionalklasse für den Fahrer eines Dacia Sandero mit Haftpflicht- und Teilkaskoversicherung einen Aufschlag von knapp 160 Euro bei der Jahresprämie ausmachen. Für einen Golf VII kann der Unterschied nur bei der Haftpflicht schon bei knapp 200 Euro liegen.

Berücksichtigt man die größten Änderungen bei Typ- und Regionalklassen gleichzeitig, ergibt sich für den neuen Versicherungsbeitrag eine Bandbreite zwischen knapp 270 Euro Ersparnis und 240 Euro Aufpreis.

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