Klimaschutz Allianz verschärft Regeln für Stromkonzerne - RWE unter Druck

Der Münchner Branchenriese verschärft seine Richtlinien so stark, dass der Kohleriese RWE nicht mehr versicherbar ist. Allerdings gibt es ein Schlupfloch.

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Den Umweltaktivisten von Urgewald zufolge kommt RWE auf einen Kohleanteil an der Stromerzeugung von 41 Prozent. Quelle: dpa

Die Allianz verschärft ihre Richtlinien für die Versicherung von Kohlekraftwerks-Betreibern und Kohlebergwerken. Von 2023 an will der Münchner Branchenriese keine Stromkonzerne mehr versichern, die mehr als 25 Prozent ihrer Energie oder insgesamt mehr als fünf Gigawatt Strom aus Kohle erzeugen. Dasselbe gelte für Unternehmen, die neue Kohlekraftwerke bauten, erklärte die Allianz am Montag, kurz vor der Hauptversammlung.

Bisher lag die Schwelle bei einem Kohle-Anteil von 30 Prozent. „Mit diesen Kriterien ist der Kohleriese RWE nun endlich nicht mehr versicherbar“, erklärte Energie-Aktivistin Regine Richter vom Umweltschutz-Verein Urgewald. Der Organisation zufolge kommt der Essener Konzern auf einen Kohleanteil an der Stromerzeugung von 41 Prozent und eine Kohlekraftwerks-Kapazität von 14,2 Gigawatt.

Der französische Versicherer AXA war einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge deswegen schon im März auf Distanz zu RWE gegangen. Kohle-Verstromung gilt als größter Faktor der weltweiten Klima-Erwärmung.

Die Allianz gibt Kunden aus der Kohlebranche aber eine Chance: Unternehmen, die einen glaubwürdigen Plan zum Kohleausstieg vorlegten, der im Einklang mit dem Ziel einer Klimaerwärmung um maximal 1,5 Grad Celsius stehe, könnten weiter versichert werden. Die Allianz könne dabei auch helfen.

„Entwickeln Unternehmen in absehbarer Zeit (...) keine belastbare Klimastrategie, ziehen wir uns in letzter Konsequenz aber auch zurück“, erklärte Line Hestvik, die bei der Allianz für Nachhaltigkeit zuständig ist. RWE will nach eigenen Angaben bis 2038 aus der Kohle aussteigen.

Allianz plant weitere Verschärfungen für 2025

Die Allianz hatte 2015 ihren Rückzug aus Kohle-Investments in der Kapitalanlage angekündigt und 2018 auch die Versicherung von Kohlekraftwerken und Kohleminen eingeschränkt. Nun erweitert sie die Ablehnung auf Dienstleister, die für Kohlekraftwerks-Betreiber arbeiten, und für Infrastruktur-Unternehmen wie Kohle-Häfen und -Bahnen. 2025 will sie die Daumenschrauben weiter anziehen: Dann sollen Unternehmen nicht mehr versichert werden, die mehr als 15 Prozent der Energie oder des Umsatzes mit Kohle erwirtschaften. Von 2029 sollen es maximal fünf Prozent sein – außer in Asien, wo eine Obergrenze von zehn Prozent gilt.

Urgewald begrüßte die verschärften Kriterien, kritisierte aber die Schlupflöcher: „Hier hat die Allianz eine Chance verpasst, ihren Kohleausstieg wasserdicht zu machen“, sagte Richter. Laut Urgewald will der Versicherer auch Ölsand-Förderer als Kunden ausschließen. Eine Allianz-Sprecherin erklärte, man arbeite an einer Richtlinie für die Industrie.

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