Krankengeld 2022 beantragen Höhe, Bezugsdauer und Berechnung im aktuellen Überblick

Krankengeld Quelle: dpa

Sobald eine Krankschreibung den Zeitraum von sechs Wochen überschreitet, zahlt die gesetzliche Krankenkasse Krankengeld. Doch wie viel Geld gibt es, wenn eine Arbeitsunfähigkeit besteht? Eine Übersicht über die Höhe, Bezugsdauer und Berechnung sowie eine Beispielrechnung.

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Wenn Sie als Arbeitnehmer durch eine Krankheit nicht arbeiten können, wird Ihr Lohn vom Arbeitgeber bei einer Krankschreibung fortgezahlt. Eine Erkältung oder Grippe ist in den meisten Fällen nach wenigen Tagen wieder auskuriert – doch wie ist das bei einem schweren Autounfall, Burn-out oder Krebs, bei dem sich die Heilung über mehrere Wochen oder gar Monate hinzieht? 

Der Arbeitgeber zahlt das Gehalt für sechs Wochen wie gewohnt weiter. Und danach? Nach diesem Zeitraum übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) und zahlt Krankengeld. Das ist in § 48 SGB V geregelt.

Krankengeld: Höhe, Bezugsdauer und Berechnung im aktuellen Überblick 2022

Wer bekommt 2022 Krankengeld?

Ein Anspruch auf Krankengeld besteht, wenn der Arbeitnehmer, Auszubildene oder Bezieher von Arbeitslosengeld zum Zeitpunkt der Krankheit ein Mitglied bei einer gesetzlichen Krankenkasse ist. In der Regel zahlt also zunächst der Arbeitgeber das Gehalt weiter. Ist man allerdings nach der sechsten Woche weiterhin krankgeschrieben beziehungsweise arbeitsunfähig, erhält der Beschäftigte Geld von der Krankenkasse. Das gilt auch für neu eingestellte Arbeitnehmer, die innerhalb der ersten vier Wochen in ihrem neuen Job keinen Anspruch auf Entgeltfortzahlung Ihres Arbeitsgebers im Krankheitsfall haben. Auch hier springt die gesetzliche Krankenversicherung ein und zahlt den entsprechenden Betrag.

Grundsätzlich gilt, dass es bei einem Arbeitsunfall oder einer berufsbedingten Krankheit kein Krankengeld gibt, weil hier entweder die Berufsgenossenschaft oder Unfallkasse einspringt.

Wer erhält keine Krankengeld-Zahlung im Krankheitsfall?

Bei Selbstständigen und Freiberuflern ist die Zahlung des Krankengeldes nicht immer garantiert. Zahlen Selbständige beispielsweise nur den ermäßigten Beitrag von 14 statt 14,6 Prozent, fällt das Krankengeld weg. Entspricht der Krankenkassenbeitrag allerdings dem höheren Beitragssatz, erhalten auch Selbstständige bei Beanspruchung das Geld. Bei eventuellen Wahltarifen hängt der Anspruch von der jeweiligen Festlegung ab.

Auch Studierende bekommen im Regelfall kein Krankengeld gezahlt, da sie – selbst wenn sie neben ihrem Studium einem Job nachgehen – beim Arbeitgeber versicherungsfrei angestellt sind. Das Studium gilt hier als Hauptbeschäftigung. Sollte allerdings der umgekehrte Fall eintreten, kann der Student ebenfalls Krankengeld bekommen.

Wie hoch ist das Krankgeld 2022? Höhe und Berechnung des Krankengeldes

Wie viel Krankengeld bekommen Sie nun? Die Höhe richtet sich nach dem Einkommen des Anspruchstellers. Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass es 70 Prozent vom Brutto- und höchstens 90 Prozent des Nettolohns beträgt. Der Höchstbeitrag des Krankengeldes ist dabei im Jahr 2022 auf 112,88 Euro täglich begrenzt.

Eine Beispielrechnung:

Das Krankengeld wird kalendertäglich für 30 Tage je Kalendermonat von der Versicherung gezahlt. Im folgenden Beispiel werden keine regelmäßigen Sonderzahlungen beachtet. Es dient ebenfalls als Grundlage für das Kinderpflege-Krankengeld, das gezahlt wird, wenn das eigene Kind über einen längeren Zeitraum hinweg betreut und gepflegt werden muss.

Im Beispiel nehmen wir an, dass eine Arbeitnehmerin ein monatliches Bruttogehalt von 3.600 Euro erhält. Dabei wird das entsprechende Krankengeld wie folgt berechnet:

  • Monatlicher Bruttolohn: 3600 Euro
  • 3600 Euro : 30 Kalendertage = 120 Euro
  • Davon 70 Prozent = 84 Euro
  • Monatliches Nettogehalt: 2400 Euro
  • 2400 Euro : 30 Kalendertage = 80 Euro
  • Davon 90 Prozent = 72 Euro
  • Abzüglich Sozialversicherungsbeiträge 12,025 Prozent für Krankengeldempfänger mit Kind = 64,27 Euro
  • Das tägliche Krankengeld beträgt bei dieser Beispielrechnung 64,27 kalendertäglich.

Gewählt wird der niedrigere Betrag – im Beispiel ist es der Nettolohn der Arbeitnehmerin. Urlaubs- sowie Weihnachtsgeld wird ebenfalls in die Berechnung hinzugefügt.

Ist Krankengeld steuerfrei?

Ja, das Krankengeld ist zunächst steuerfrei. Allerdings kann sich die allgemeine Steuerlast erhöhen durch den sogenannten Progressionsvorbehalt. Dabei können steuerfreie Einkünfte wie das Krankengeld den Steuersatz beim Einreichen einer Steuererklärung erhöhen beziehungsweise auch senken.

Bezugsdauer: Wie lange wird Krankengeld gezahlt?

Wichtig ist, dass sich das Krankengeld immer nur auf dieselbe Krankheit beziehen darf. Wenn ein Arbeitnehmer also Krankengeld bekommt, muss der Krankheitsfall identisch sein. Dann erhält er innerhalb von drei Jahren höchstens bis zu 78 Wochen Krankengeld. Kommt eine andere Krankheit dazu, wird die Zahlung laut §48 Abs.1 Satz 2 SGB V nicht automatisch verlängert. Die ersten sechs Wochen der Arbeitsunfähigkeit werden von den 78 Wochen abgezogen, sodass noch 72 verbleiben.

Das gilt laut § 23 Abs. 4, §§ 24, 40 Abs. 2 und § 41 SGB V auch für einen stationären Aufenthalt im Krankenhaus oder eine Reha der Krankenkasse sowie bei einer Erkrankung des Kindes. 

Was kommt nach dem Krankengeld?

Nach 78 Wochen gibt es kein weiteres Krankengeld mehr. Danach bekommen Betroffene das sogenannte Nahtlosigkeits-Arbeitslosengeld, das bei der Agentur für Arbeit beantragt werden muss. Diese Sonderregelung ermöglicht einen Übergang zwischen Krankengeld und zum Beispiel dem erneuten Einstieg in den Beruf oder einer Erwerbsminderungsrente.

Wie kann ich Krankengeld beantragen?

Um das Krankengeld auch wirklich zu erhalten, müssen ein gesonderter Antrag bei der Krankenkasse gestellt sowie die dazugehörigen Krankenscheine der ärztlichen Behandlungen eingereicht werden. Der Antrag muss natürlich der Wahrheit entsprechen und sollte vollständig ausgefüllt sein. 

Einige Arztpraxen übermitteln den Bescheid über die Arbeitsunfähigkeit mittlerweile digital. Sollte das nicht der Fall sein, reichen Sie den Krankenschein wie gewohnt bei Ihrer Krankenkasse ein. Viele Versicherungen verfügen mittlerweile über eigene Apps, in denen Unterlagen ganz einfach und problemlos hochgeladen werden können.

Krankengeld-Beantragung Schritt für Schritt erklärt

  • Ihre Krankenkasse schickt Ihnen Unterlagen, um das Krankengeld zu beantragen.
  • Einige Formulare müssen vom Arzt selbst ausgefüllt werden oder von Ihrem Vorgesetzten.
  • Die ausgefüllten Unterlagen müssen schließlich zurück an die Versicherung geschickt werden.
  • Es erfolgt eine Prüfung der gesetzlichen Krankenkasse.
  • Sobald der Kasse Informationen zu Ihrer Bankverbindung zur Verfügung stehen, kann das Geld auf Ihr Konto überwiesen werden.

Wann wird das Krankengeld ausgezahlt?

Wann genau die erste Zahlung bei Ihnen auf dem Konto eingeht, hängt von der jeweiligen Krankenkasse ab. Einige von ihnen zahlen Krankengeld am ersten Tag eines Montas, andere passen sich der individuellen Situation des Versicherten an. Fragen Sie am besten direkt bei Ihrer Krankenkasse nach.

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