




Das SPD-Konzept für eine Bürgerversicherung würde einer Studie zufolge mittlere und höhere Einkommen spürbar belasten. Bei einer verstärkten Steuerfinanzierung der Krankenkassen werde sich für Arbeitnehmer „bereits in mittleren Einkommensbereichen eine spürbare Erhöhung der Gesamtbelastung“ ergeben, heißt es in der Studie, die dem Magazin „Focus“ vorliegt. Für Gutverdiener würde die Belastung durch Steuern und Abgaben dadurch um bis zu fünf Prozentpunkte steigen und „die Schwelle von 40 Prozent des Bruttoeinkommens überschreiten“. Die Studie wurde vom Marktforschungsinstitut IGES im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung und des Bundesverbands der Verbraucherzentralen erhoben.
Wie Ärzte und Bürger das Gesundheitssystem bewerten
Die Studie zur Lage des Gesundheitswesens hat das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Finanz- und Vermögensberaters MLP erstellt. Für die diesjährige repräsentative Untersuchung führte Allensbach Interviews mit 512 Ärzten sowie 2100 Bürgern zu mehr als 80 Einzelfragen. Die Gespräche fanden im Oktober und November 2012 statt.
Quelle: MLP Gesundheitsreport 2012/2013 vom 23.1.2013
Das Gesundheitssystem und die Gesundheitsversorgung in Deutschland sind
laut Bevölkerung
gut oder sehr gut: 82 Prozent
weniger gut oder gar nicht gut: 16 Prozent
laut Ärzten
gut oder sehr gut: 93 Prozent
weniger gut oder gar nicht gut: 7 Prozent
Die Qualität der Gesundheitsversorgung hat sich in den letzten zwei, drei Jahren
laut Bevölkerung
verbessert: 9 Prozent
kaum verändert: 46 Prozent
verschlechtert: 39 Prozent
laut Ärzten
verbessert: 12 Prozent
kaum verändert: 45 Prozent
verschlechtert: 40 Prozent
Differenz zu 100 Prozent: unentschlossen
Es haben von der Gesundheitspolitik der Bundesregierung
keinen guten Eindruck: Bevölkerung: 42 Prozent; Ärzte: 71 Prozent
einen guten Eindruck: Bevölkerung 26 Prozent; Ärzte: 18 Prozent
Frage: Muss unser Gesundheitssystem umfassend reformiert werden oder ist das nicht notwendig?
Muss umfassend reformiert werden: 73 Prozent der Ärzte, 47 Prozent der Bevölkerung
Ist nicht notwendig: 24 Prozent der Ärzte, 27 Prozent der Bevölkerung
Frage an die Ärzte:
Was erwarten Sie: Wird es nach der nächsten Bundestagswahl zu grundlegenden Reformen im Gesundheitswesen kommen oder glauben Sie das nicht?
Erwarte grundlegende Reformen: 4 Prozent
Erwarte das nicht: 90 Prozent
Gefragt, was zur Sicherstellung einer leistungsfähigen Gesundheitsversorgung notwendig wäre, nannten die Ärzte am häufigsten (Mehrfachnennungen möglich):
Bürokratieabbau, Einsparungen bei Verwaltungskosten, Umbau und Vereinfachung der Kassenlandschaft (31 Prozent der Befragten)
Änderung und gerechtere Gestaltung des Honorar- und Vergütungssystems (15 Prozent)
Bessere Information der Patienten, um Eigenverantwortung und Kostenbewusstsein zu stärken (12 Prozent)
Wofür plädieren Sie? Angesichts der derzeitigen Überschüsse der gesetzlichen Krankenkassen sollte man
Rücklagen bilden: Bevölkerung 38 Prozent; Ärzte 59 Prozent
Beiträge zurückerstatten: Bevölkerung 37 Prozent; Ärzte: 17 Prozent
Beiträge generell senken: Bevölkerung 34 Prozent; Ärzte 36 Prozent
Zusatzleistungen anbieten: Bevölkerung: 23 Prozent; Ärzte 27 Prozent
Sollten die Krankenkassen die Beitragssätze wieder individuell festlegen?
Dafür: 39 Prozent
Dagegen: 49 Prozent
Unentschieden: 12 Prozent
Sollten auch Beamte, Selbständige und gut verdienende Angestellte in die gesetzliche Krankenversicherung?
56 Prozent der Befragten sagen ja. 33 Prozent sind gegen einen Versicherungszwang in der gesetzlichen Krankenkasse.
In einem von dem Institut berechneten Szenario, in dem ein Drittel der Gesundheitsausgaben durch Steuern finanziert wird, müsste ein Haushalt mit 36.000 Euro Jahresnettoeinkommen eine Mehrbelastung von 900 Euro pro Jahr verkraften. Höhere Haushaltseinkommen würden noch stärker belastet.
Vorsorge
Geringere Haushaltseinkommen unter 24.000 Euro netto pro Jahr würden dagegen durch eine wachsende Steuerfinanzierung des Gesundheitssystems entlastet. Auch Rentner würden durch das SPD-Konzept fast durchwegs entlastet, für Arbeitgeber sehen die Experten ebenfalls Entlastungsmöglichkeiten.
Auch das Bürgerversicherungskonzept der Grünen brächte laut Studie Belastungen für die Bürger mit sich, sie fielen aber geringer aus als die nach dem SPD-Konzept. Entlastet würden hier vor allem Arbeitnehmer. Rentner würden hingegen belastet.