Krankenversicherung Warum sich die PKV kaum noch lohnt

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Warum das Risiko in der PKV höher ist

Die Privaten Krankenversicherungen argumentieren nun, beide Systeme seien von Beitragssteigerungen betroffen und in ihrer Entwicklung vergleichbar, weil die Beitragsbemessungsgrenze regelmäßig angehoben und jede Gehaltserhöhung zu höheren Beiträgen führen würde.

Aber der Vergleich hinkt. Zum einen ist die Beitragsbemessungsgrenze in den vergangenen zehn Jahren nur um 19 Prozent gestiegen. Zum anderen sind die Beiträge bei Überschreiten dieser Grenze gedeckelt, die Einkommenshöhe spielt dann keine Rolle mehr. Es ist also recht wahrscheinlich, dass im Alter die PKV-Beiträge für den Versicherten deutlich höher sind als bei einer gesetzlichen Krankenkasse.

Laut PKV-Verband spricht auch die Bildung von Altersrückstellungen für eine private Krankenversicherung, da sie das Risiko von Beitragserhöhungen im Alter reduziert.

Was die Krankenkasse alles zahlt
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Auch dieses Argument ist schief – vor allem im Rentenalter. Zum einen entfällt dann der hälftige Arbeiteranteil. Vom dann fälligen vollen Beitrag entfallen lediglich zehn Prozent, die dem Aufbau von Altersrückstellungen gedient haben, sowie etwa fünf Prozent, die für eine – optional als Tarifmerkmal wählbare – Krankengeldversicherung fällig waren. Nur auf Antrag gewährt die gesetzliche Rentenversicherung einen Zuschuss zur privaten Krankenversicherung in Höhe von weiteren 7,3 Prozent der gesetzlichen Rente – maximal bis zur Hälfte der Beiträge. Angenommen der Gutverdiener bekommt 2500 Euro von der gesetzlichen Rentenkasse, müsste er dann noch immer 534 Euro monatlich an die PKV zahlen.

Der gesetzlich Versicherte zahlt auf seine Rente hingegen den üblichen Beitragssatz. Die Hälfte davon plus Zusatzbeitrag zahlt der Rentner, den Rest die Rentenversicherung. Nehmen wir an, der Beitragssatz steigt bis dahin auf 20 Prozent und der Zusatzbeitrag auf zwei Prozent. Bei gleicher Rente von 2500 Euro sind für den gesetzlich Versicherten somit nur schätzungsweise 300 Euro monatlich fällig.

Hohe Beiträge im Rentenalter

Nicht selten sind die PKV-Beiträge im Alter bereits immens hoch. Wer mit 35 Jahren mit einem Beitrag von 300 Euro gestartet ist, zahlt bei 3,5 Prozent durchschnittlicher jährlicher Erhöhung im Alter von 65 Jahren schon 842 Euro. Bei einer Beitragssteigerung von fünf Prozent wären es schon 1297 Euro. Und die Beiträge dürften auch dann noch weiter steigen. Mit 75 Jahren liegen die Beiträge bei 3,5-prozentiger Steigerungsrate bereits bei 1188 Euro, bei fünf Prozent Erhöhung pro Jahr sogar bei 2112 Euro. Selbst für Bezieher einer hohen Rente dürfte das zu viel sein.

Das Risiko, im Alter in die Beitragsfalle zu laufen, ist in der PKV deutlich größer – selbst wenn die Politik in Zukunft nicht umhinkommen wird, die Kosten für Gesundheitswesen und Sozialversicherung aufgrund der demografischen Entwicklung zunehmend den sozialversicherungspflichtig Beschäftigen aufzubürden. Erst jüngst sind die Zuschüsse des Bundes für die gesetzliche Krankenversicherung dauerhaft auf 14,5 Milliarden Euro gedeckelt worden. Aber wie immer gilt: Jede Regierung ist zunächst auf Wählerstimmen angewiesen und jede neue Regierung kann die Karten neu mischen.

Die Frage, ob sich die bisherigen Beitragssteigerungen für die Zukunft so fortschreiben lassen, ist natürlich nur mit Schätzungen zu beantworten. Aber die bevorstehenden Beitragserhöhungen in der PKV zeigen, dass die Abhängigkeit von den Bedingungen am Kapitalmarkt nicht in jedem Umfeld zu einer besseren Finanzierbarkeit der Kosten geeignet ist.

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