Kündigungsfrist bis zum 30. November Wie Sie beim Wechsel der Kfz-Versicherung sparen

Noch bis zum 30. November ist Zeit, die Kfz-Versicherung zu wechseln. Dabei lässt sich viel Geld sparen, im besten Fall bis zu 1.700 Euro. Was Verbraucher beim Wechsel beachten sollten.

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Bei der Kfz-Versicherung lässt sich einiges sparen, doch im Schadensfall muss auch die Leistung stimmen. Quelle: Imago

Frankfurt Bis zu 1.700 Euro verschenken deutsche Autofahrer Jahr für Jahr. So viel können Verbraucher im besten Fall sparen, indem sie ihre Kfz-Versicherung wechseln. Doch nur fünf Prozent der Versicherten machen das tatsächlich. Es gilt, schnell zu handeln, da am 30. November die Kündigungsfrist abläuft. Die Wahl der neuen Autoversicherung fällt schwer, weil Verbraucher sich durch einen Tarifdschungel arbeiten müssen: „Pay as you drive“-Tarife, die den Fahrern aufs Lenkrad schauen, konkurrieren mit traditionellen Versicherungen mit Schadenfreiheitsrabatten. „Die Kfz-Versicherung ist sehr nah am individuellen Risiko orientiert“, sagt Kathrin Jarosch vom GDV. Jahresbeiträge sind schwer vergleichbar. Anhaltspunkte bieten die Rechenbeispiele von Finanztest (siehe Grafik). Die wichtigsten Fragen zum Versicherungswechsel:

Wie kommen Versicherte an Informationen?

Viele Wechselwillige nutzen den Preisvergleich auf Portalen wie Verivox oder Check24. Eine Suchmaske sucht das passende Angebot für den individuellen Bedarf. Doch Achtung! Nicht jeder Kfz-Versicherer ist dort vertreten. So bezieht zum Beispiel Verivox die Huk-Coburg oder die Allianz, immerhin Marktführer, nicht in den Preisvergleich ein. „Verbraucher sollten darauf achten, welche und wie viele Versicherer auf der Seite gelistet sind,“ rät Beate-Kathrin Bextermöller von Finanztest. Neutral verhalten sich die Vergleichsportale nicht. Als Makler leben sie von den Provisionen der Firmen. Sie spülen vermeintliche „Preis-Leistungs-Sieger“ auf Platz eins der Rangliste. „Auch Voreinstellungen wie etwa eine Insassenunfallversicherung können das Suchergebnis verzerren“, sagt Bextermöller. Die Verbraucherseite Finanztip empfiehlt, die Vergleichsportale zu nutzen, aber nicht ausschließlich: Die Kunden sollten auch Angebote von Direktversicherern wie Huk24 einholen, die in den Portalen auf eigenen Wunsch nicht gelistet ist. Wer will, kann Finanztest die individuell günstigste Versicherung für sich heraussuchen lassen. Die Datenbank des Testers listet immerhin 72 der 90 Kfz-Versicherer, der Zugang für 13 Monate kostet 7,50 Euro.

Nach welchen Kriterien sollte man die Versicherung auswählen?

Geiz ist nicht geil, zumindest bei der Autoversicherung. „Nur auf das Preisschild zu schauen, rächt sich spätestens im Falle eines Schadens“, warnt der Bund der Versicherten (BdV). Neben der Prämie muss auch die Leistung stimmen: Schäden von 100 Millionen Euro sollte eine Kfz-Haftpflichtversicherung mindestens übernehmen. Eine Kaskoversicherung muss auch Schäden durch Marderbisse in Bremskabeln sowie deren Folgen enthalten. In Teilkaskotarifen sind Wildschäden zwar versichert, allerdings beschränkt auf Haarwild wie Rehe oder Wildschweine. Um bei Zusammenstößen mit Hunden oder Fasanen geschützt zu sein, sollte die Teilkasko sämtliche Wirbeltiere beinhalten, empfiehlt Finanztest. Auch eine sogenannte „Mallorca-Police“, die Fahrten mit dem Mietwagen im Ausland deckt, sollte in den Teil- oder Vollkaskoverträgen stecken. Der Vollkaskoschutz sollte den Neuwert eines Autos ersetzen, das innerhalb der ersten zwölf Monate nach Kauf zu Schrott gefahren wird, rät Finanztest. Direkt nach der Zulassung verliert ein Wagen schnell an Wert. Ein Vollkaskoversicherer sollte außerdem darauf verzichten, grobe Fahrlässigkeit zu bestrafen. Der Hintergrund: Versicherer dürfen ihre Leistung kürzen oder gar streichen, falls Kunden den Schaden durch ihre Unachtsamkeit verursacht haben. „Grob fahrlässig könnte es zum Beispiel sein, wenn Sie beim Linksabbiegen unachtsam sind und mit einem geradeaus fahrenden Auto der Gegenfahrbahn zusammenstoßen“, erklärt Finanztest-Expertin Bextermöller. Alkoholisiert zu fahren schließt das übrigens nicht ein.

Welche Vertragsbedingungen sorgen für satte Rabatte für den Versicherten?

In den sauren Apfel beißen sollten Versicherungsnehmer bei diesen Spezialbedingungen: „Akzeptieren die Kunden, dass der Versicherer die Werkstatt für eine Reparatur aussucht, bringt das bis zu 20 Prozent Rabatt“, sagt Finanztip-Expertin Annika Krempel. Eine Selbstbeteiligung von 150 Euro in der Teilkasko- und 300 bis 500 Euro in der Vollkaskoversicherung schont nicht nur den Geldbeutel. Sie reduziert auch die Gefahr, dass der Versicherer den Vertrag außerplanmäßig kündigt, da Kleinschäden so nicht auf dem Schreibtisch der Sachbearbeiter landen. Zudem sehen es Versicherer lieber, wenn nur wenige Personen das Fahrzeug lenken. Wer die Zahl der Fahrer eingrenzt, hält die Prämie niedrig.

Für wen sind Telematiktarife geeignet?

Wer seinen Fahrstil preisgibt, erhält einen Rabatt. Auf diese einfache Formel lassen sich die sogenannten Telematiktarife bringen, die auch „Pay as you drive“ genannt werden. Dabei sammeln Versicherer meist mit Hilfe einer Smartphone-App die Fahrdaten ihrer Kunden wie beispielsweise Geschwindigkeit oder Bremsverhalten. Für junge Fahrer lohnt sich das durchaus. „Bis zu 140 Euro könnte die Fahranfängerin aus unserem Beispiel durch die Telematik im Vergleich zum günstigsten Versicherer mit traditionellem Tarif sparen“, erklärt Finanztest-Mitarbeiterin Bextermöller. Doch Vorsicht ist auch hier geboten. „Den maximalen Rabatt erreichen bei ihrem Fahrstil die wenigsten“, sagt Finanztip-Expertin Krempel. „Dazu muss man nur häufiger in der Nacht fahren.“ Lenkrad-Rowdys und ältere Semester sollten lieber den konventionellen Kfz-Tarifen treu bleiben, sie drohen sonst draufzuzahlen. Zur Vorsicht rät zudem Bundesdatenschutzbeauftragte Andrea Voßhoff: „Aus datenschutzrechtlicher Sicht sind Telematiktarife kritisch zu sehen. Versicherungsnehmer sollten in jedem Fall darauf bedacht sein, dass nicht mehr Daten erhoben werden, als zur Zweckerfüllung erforderlich sind.“ So ließen sich aus GPS-Position und Zeitpunkten Bewegungsprofile erstellen, die über das Erfassen des individuellen Risikos hinausgehen.

Gibt es zusätzliche Spartricks?

„Wird der Beitrag per Lastschrift und für das Jahr auf einmal gezahlt, senkt das den Jahresbeitrag zusätzlich“, erklärt Finanztest-Expertin Bextermöller. Außerdem sollten Bahncard-Besitzer ihr Abonnement dem Versicherer melden, sie zahlen dann ebenfalls weniger. Nicht nur der Wechsel spart Geld, auch bei Verbleib im bisherigen Kfz-Tarif können die Kunden ihren Beitrag drücken. Dazu genüge häufig ein Anruf, bei dem der Kunde seine Kündigungsbereitschaft erwähne. Nicht tricksen sollten Kunden jedoch beim Ausfüllen des Vertrags: „Bei vorsätzlich falschen Angaben verhängen einige Versicherer sogar Vertragsstrafen“, sagt Expertin Krempel. Änderungen bei der Fahreranzahl oder bei den gefahrenen Kilometern ließen sich ohne große Folgen nachmelden. „Meist erheben die Versicherer den Fehlbetrag rückwirkend nach.“

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