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Lebensversicherung Propaganda-Schlacht um Bewertungsreserven

Kunden der Lebensversicherung sollen weiter an Bewertungsreserven beteiligt werden. Das sorgt für heftige Kritik in der Branche, ist aber gut so.

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Nach monatelangem Ringen sind die die Gesetzespläne, mit denen Versicherte künftig kaum noch an Bewertungsreserven beteiligt werden sollten, vom Tisch. Auch wenn die Versicherungslobby gern das Gegenteil verkündet, ist diese Entscheidung logisch und eine gute Nachricht für Versicherte. Quelle: gms

Die Debatte um die Bewertungsreserven der Lebensversicherer soll ein Ende haben. Diesmal wirklich. Am Dienstagabend fand sich im Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat keine Mehrheit für die Gesetzespläne, mit denen Versicherte künftig kaum noch an solchen Reserven beteiligt werden sollten. Nach monatelangem Ringen sind die Pläne vom Tisch. Auch wenn die Versicherungslobby gern das Gegenteil verkündet, ist diese Entscheidung logisch und eine gute Nachricht für Versicherte.

Diese Versicherer senken Überschussbeteiligungen
R+VDie Kunden der deutschen Lebensversicherer müssen sich auch im kommenden Jahr auf sinkende Renditen gefasst machen. Die R+V Leben senkt ihre Überschussbeteiligung auf 3,4 von 3,6 Prozent, wie der Versicherer der Volks- und Raiffeisenbanken mitteilte. Die R+V, die Nummer vier auf dem Markt, ist der erste große deutsche Lebensversicherer, der seine Verzinsung für 2014 festgelegt hat. In diesem Jahr hatte die R+V Leben im Marktdurchschnitt gelegen. Quelle: Presse
Neben einer Standmitteilung für eine Lebensversicherung liegen mehrere Euromünzen und Euroscheine Quelle: dpa
Hinter der nackten Frauenskulptur "Aurora" von Arno Breker im Ehrenhof in Düsseldorf ist die Zentrale der Ergo-Versicherung zu sehen Quelle: dpa
Der Schriftzug des Versicherungskonzerns Allianz AG Quelle: dapd
Die Alte Leipziger gehörte zu den ersten Unternehmen, die eine Senkung der Beteiligung für 2013 angekündigt haben. Für die Kunden gibt es 2013 nur noch 3,35 Prozent - das entspricht einem Minus 0,5 Prozentpunkten. Quelle: Presse
Auch die zur Ergo gehörende Victoriaversicherung dampfte die Beteiligungen für 2013 ein: Um 0,5 Prozentpunkte gigg es runter auf drei Prozent. Quelle: Presse
Bei der kleinen DEVK bekamen die Kunden nach der Absenkung für 2013 prozentual noch am meisten ausbezahlt: Die Versicherung kürzte die laufende Verzinsung nur um 0,1 Prozentpunkte auf vier Prozent. Quelle: Presse

Das Problem an der Debatte war und ist, dass kaum jemand versteht, worum es eigentlich geht. Das machte es Lobbyisten besonders leicht, lautstark ihre Argumente für eine Abschaffung der Kundenbeteiligung zu äußern.

Bewertungsreserven entstehen, wenn der Marktwert von Kapitalanlagen aktuell über dem Wert liegt, zu dem sie in der Bilanz stehen. Versicherer horten derzeit 75 Milliarden Euro Reserven aus Zinsanlagen. Diese Papiere haben, weil die Zinsen gefallen sind, kräftig an Wert gewonnen.

Beispiel: Investiere ich 1.000 Euro in eine Anleihe, die sich ein Jahr lang mit einem Prozent verzinst, bekomme ich in einem Jahr 1.010 Euro zurück. Fällt das allgemeine Zinsniveau aber kurz nach meinem Kauf von 1,0 auf 0,5 Prozent, würde mir ein anderer Anleger die Anleihe schon jetzt für 1.005 Euro abkaufen: Bei garantierten 1.010 Euro Rückzahlung in einem Jahr und einem Kaufpreis von 1.005 Euro würde sich seine Investition mit rund 0,5 Prozent verzinsen. Verkaufe ich die Anleihe aber nicht, sondern behalte sie, hätte ich 5 Euro Reserven auf meinen Kaufpreis aufgebaut. Denn ich habe ja nur 1.000 Euro bezahlt, könnte aber für 1.005 verkaufen.

Ranking der Lebensversicherer nach der Beitragsrendite

Genau dies ist bei den Lebensversicherern passiert. Sie haben Hunderte Milliarden in Anleihen gesteckt, deren Kurse mit den fallenden Zinsen massiv gestiegen sind - und so hohe Reserven aufgebaut. Seit 2008 müssen sie Kunden, wenn deren Verträge ausgezahlt werden, zur Hälfte an den mit ihren Beiträgen aufgebauten Reserven beteiligen. Das war die Folge eines Urteils vom Sommer 2005: Das Bundesverfassungsgericht hatte damals entschieden, dass Versicherer ihre Kunden angemessen an den mit ihren Beiträgen geschaffenen Vermögenswerten beteiligen müssen. Damals standen vor allem Reserven auf Immobilien und Aktien im Vordergrund. Doch die Regeln gelten genauso für Anleihen.

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