




Bernd Neumann ist in Shoppinglaune. Der Vorstand der Frankfurter Lebensversicherung will die Verträge deutscher Kunden von der Basler Leben Schweiz kaufen – 120 000 klassische Leben-Verträge inklusive 1,8 Milliarden Euro Kapitalanlagen der Kunden. Zudem sollen 85 Mitarbeiter der Basler zur Frankfurter wechseln. Eine Genehmigung der Aufsicht BaFin erwartet Neumann im Sommer.
Eigentümer der Frankfurter Leben ist der Fonds Taunus Insurance Opportunities SCS aus Luxemburg, dessen Geldgeber zu drei Vierteln das chinesische Unternehmen Fosun und zu einem Viertel die BHF-Bank sind. Für den Fonds soll Neumann weitere Lebensversicherer samt Kapitalanlagen kaufen. „In den kommenden fünf bis sechs Jahren wollen wir durch die Übernahme weiterer Leben-Bestände Kapitalanlagen in Höhe von 20 bis 30 Milliarden Euro aufbauen“, sagt Neumann.
In der Branche heißt es, dafür müsste er einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag zahlen. Neumann wollte das nicht kommentieren. Er hofft bald auf den nächsten Zukauf: „Derzeit sind Kundenbestände von mehreren kleinen und mittleren Versicherern auf dem Markt“, sagt Neumann.
Alternativen zur Lebensversicherung: breit gestreut sparen
Produkt: Indexfonds (MSCI World; über 1600 Aktien aus 23 Industrieländern)
ISIN: IE00B4L5Y983
Ratenanteil: 30
Kostenfreier Sparplan bei: Comdirect
Produkt: Indexfonds (Dax; 30 Aktien aus Deutschland)
ISIN: LU0274211480
Ratenanteil: 20
Kostenfreier Sparplan bei: Consorsbank, DAB, Maxblue
Produkt: Indexfonds (Euro-Unternehmensanleihen)
ISIN: DE0002511243
Ratenanteil: 20
Kostenfreier Sparplan bei: Comdirect
Produkt: am besten physisch (Anlagemünzen), alternativ Indexfonds
ISIN: DE000A1E0HR8
Ratenanteil: 20
Kostenfreier Sparplan bei: DAB
Produkt: zum Beispiel ING-Diba (0,8 Prozent Zins), alternativ Bonussparplan (siehe spätere KTG)
ISIN: keine
Ratenanteil: 10
Kostenfreier Sparplan bei: kostenloses Konto bei allen Anbietern
Einige wollten auch nur einen Teil ihrer Kundenbestände loswerden, etwa das aufwendige Riester-Geschäft. Manche sind schon sehr weit: Die Zahl der „laufenden Anträge wegen einer Übernahme von Leben-Beständen“ betrage „weniger als eine Handvoll“, so die Aufsicht BaFin. Dass Versicherer Bestände verkaufen wollen, hat Gründe: Viele sind aufgrund der niedrigen Zinsen unter Druck geraten. Hohe Garantiezinsen lassen sich immer schwieriger verdienen.
Regulierung trifft die Kleinen
Besonders kleine Unternehmen leiden unter der neuen Regulierung, die ihnen demnächst höhere Eigenmittel abfordert, etwa für zugesagte Garantiezinsen. Immer mehr Versicherer geben daher ihr Leben-Geschäft auf. 2007, vor der Finanzkrise, beaufsichtigte die BaFin noch 100 Lebensversicherer, aktuell ist die Zahl auf 84 aktive Lebensversicherer geschrumpft. Immer mehr Versicherer wollen außerdem keine oder so gut wie keine klassischen Policen mit garantierten Zinsen mehr verkaufen – so wie Zurich, Munich-Re-Tochter Ergo, Talanx oder Generali. Der klassische Kundenbestand befindet sich dann in einem „Run-off“: Es werden keine neuen Verträge mehr gemacht, bestehende aber fortgeführt.
Die nächste Stufe ist der Verkauf. Den Schritt gehen will derzeit die Auffanggesellschaft der Branche, Protektor. Die Sicherungseinrichtung der Lebensversicherer verwaltet seit 2003 die Verträge der in Schieflage geratenen Mannheimer Leben. Allein: Über die Zeit laufen Verträge aus oder werden gekündigt. Je weniger verwaltet werden, desto teurer wird es. So wie Protektor geht es nun vielen Versicherern. Erste Transaktionen gab es, Finanzinvestor Cinven und Rückversicherer Hannover Rück kauften die Heidelberger Leben, die übernahm auch Kunden der Skandia. Policen der Delta Lloyd Deutschland sind nun in Händen der Athene Holding, an der Private-Equity-Investor Apollo beteiligt ist.





Auch die Frankfurter Leben will weitere Bestände kaufen und zusammenlegen, um Verwaltungskosten zu sparen. Außerdem entfällt der teure Vertrieb, denn neues Geschäft soll Neumann nicht machen. Den Kostenvorteil heben jedoch oft Renditewünsche auf: Investoren von Lebensversicherungen erwarten acht bis zehn Prozent auf ihr eingesetztes Eigenkapital, einige gar das Doppelte – eine Traumrendite. Neumann tritt Sorgen entgegen, dass seine Kunden nur noch spärliche Überschüsse erwarten. „Wir planen, die Überschusspolitik fortzusetzen, das heißt, wir werden in Abhängigkeit von der Kapitalmarktsituation eine marktübliche Überschussbeteiligung zahlen“, verspricht er.
Rein rechtlich müssen Investoren Kunden mindestens 90 Prozent von dem gutschreiben, was der Versicherer mit den Kapitalanlagen verdient. Die meisten Versicherer teilten mehr zu, denn sie wollten neue Kunden mit attraktiven Überschüssen anlocken. Fonds, die nur abwickeln, müssen darauf keine Rücksicht nehmen.