Lebensversicherungen Auslaufmodell Lebensversicherung mit Garantie-Zins

Die Lebensversicherung mit garantierten Zinsen wird zum seltenen Angebot. Doch komplett ohne Sicherheiten kommen die Verträge nicht aus. Die Zukunft soll in der Mitte liegen.

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Diesen Lebensversicherern gehen die Kunden stiften
Den Lebensversicherungen laufen die Kunden weg. Mehr als 1,5 Millionen Verträge kündigten deutsche Anleger allein 2014. Das hat der jährlich erscheinende Map-Report der Versicherungsbranche ermittelt. Die Kunden kehren der Lebensversicherung nicht zuletzt wegen der anhaltenden Niedrigzinsen den Rücken. Wir zeigen die Unternehmen mit den höchsten Stornoquoten. Quelle: dapd
So auch der Ergo Direkt. Bei den Kapitalbildenden Lebensversicherungen musste der Versicherer im vergangenen Jahr eine Stornoquote von 4,44 Prozent einstecken. Dennoch führen die Düsseldorf mit knapp 887.000 Verträgen den sechstgrößten Bestand. Quelle: dpa
Unter Kundenschwund leiden auch die Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt, kurz ÖSA. 2014 lag ihre Stornoquote bei 4,75 Prozent. Mit nur knapp 68.000 Verträgen halten sie allerdings deutlich weniger als der Branchenprimus Allianz mit über 2,5 Millionen Verträgen. Quelle: dpa Picture-Alliance
Den achten Rang mit den - relativ zum Bestand gesehen - meisten Vertragsabgängen nimmt die Neue Bayerische Beamten ein. 4,79 Prozent ihrer Kapitalbildenden Lebensversicherungsverträge wurden im vergangenen Jahr storniert. Die Neue Bayerische Beamten ist die Lebensversicherungssparte der Bayerischen und zählt zu den kleinsten Versicherern dieser Art in Deutschland. Nur 8.467 Lebensversicherungen hatten Kunden bei ihnen abgeschlossen (Stand: Ende 2014). Quelle: PR
Auch im Saarland treten Anleger aus ihren Lebensversicherungen aus. Die Saarland-Versicherungen verloren im vergangenen Jahr zwar nur 766 Verträge bei den Lebensversicherungen. Mit einer Stornoquote von 4,83 Prozent gehört die Assekuranz, relativ zum Bestand gesehen, zu den meist-geschassten Lebensversicherern. Bei der Nettorendite gemessen am Jahresbestand der Kapitalanlagen läuft es besser: Dort liegen die Saarländer mit 4,13 Prozent im Mittelfeld der Versicherer. Quelle: PR
Die Lebensversicherungssparte der VHV-Gruppe gehört wahrlich nicht zum Kerngeschäft der VHV-Gruppe. Gerade einmal 1.493 Verträgen waren Ende 2014 dort abgeschlossen. Die Stornoquote von 4,85 Prozent trägt nicht dazu bei, dieses Segment aufzubauen. Die VHV-Gruppe ist vor allem für ihre Unfall-, Haftpflicht- oder Sachversicherungen bekannt. Insgesamt halten Kunden des Konzerns 9,12 Millionen Verträge, deren Beitragszahlungen sich auf 2,69 Milliarden Euro addierten. Quelle: dpa Picture-Alliance
Auch die Göttinger MyLife reiht sich in die Lebensversicherer mit den höchsten Stornoquoten ein - mit einer Quote von 6,0 Prozent. Immerhin: Mit einer Nettorendite von 4,88 Prozent aus seinen Kapitalanlagen gehört die MyLife zum oberen Viertel der effizientesten Assekuranzen in Deutschland. Quelle: dpa Picture-Alliance

Lebensversicherungen ohne fest garantierte Zinsen werden nach Einschätzung des Chefs der Allianz Leben in Zukunft den Großteil der Verträge bilden. „Der Anteil der neuen Angebote wird in Zukunft noch höher sein“, sagte Markus Faulhaber.

In 15 bis 20 Jahren werde der Anteil dieser Produkte - Berufsunfähigkeitsversicherungen eingerechnet - bei der Allianz bei „90 Prozent und mehr“ liegen, so der Chef des größten deutschen Lebensversicherers. Unter den Privatkunden machten diese Verträge im Neugeschäft bereits mehr als 80 Prozent aus, bei den Firmenkunden sei der Anteil niedriger.

Nach einer Studie Analysehauses Morgen & Morgen für das „Handelsblatt“ senken 47 von 51 untersuchten Versicherungsunternehmen im neuen Jahr die laufende Verzinsung ihrer Lebensversicherungen, vier wollen sie konstant halten. Die Spanne reiche von 2,25 Prozent bis 3,7 Prozent, der Schnitt sinke erstmals unter die Marke von drei Prozent. Hintergrund ist das andauernd niedrigere Zinsniveau, das die Europäische Zentralbank (EZB) durch ihre Geldpolitik maßgeblich mitbestimmt.

Die laufende Verzinsung setzt sich aus Garantiezins und Überschüssen zusammen und bezieht sich auf den Sparanteil der Beiträge. Die Allianz hatte den Wert im Dezember für 2016 auf 3,1 Prozent (2015: 3,4 Prozent) gesenkt. Wer einen alten Vertrag mit einem höheren Garantiezins hat, kann mit der dort genannten Verzinsung rechnen.

Vor zwei Jahren hatte die Allianz erstmals eine Lebensversicherung auf den Markt gebracht, in der nur die eingezahlten Beiträge garantiert sind - der sonst übliche Garantiezins wird nicht mehr versprochen. Dafür können die Kunden aber von höheren Gewinnen profitieren, wenn die Anlage gute Renditen abwirft. Immer mehr Versicherer hatten zuletzt eine Abkehr von klassischen Policen mit Garantiezins angekündigt.

„Im Grunde haben bei Rentenversicherungen nur der Name und das Versprechen eines lebenslangen Einkommens Bestand“, sagte Faulhaber weiter. Die Produkte hätten sich grundlegend verändert. Kunden wägten in ihrer Altersvorsorge zwischen Renditechancen und Sicherheit ab. „Die Hürde ist: Der Kunde muss das Konzept verstehen“, so Faulhaber.

„Aus Kundensicht ist ein reines Klassik-Produkt für die langfristige Altersvorsorge nicht mehr sinnvoll, daher wird die klassische Variante mehr und mehr aus dem Markt verschwinden“, sagte Faulhaber. Das Geschäft mit Verträgen, die überhaupt keine Sicherheit bieten, werde aber bei vier oder fünf Prozent bleiben. „Das hat sich in den letzten Jahren auch nicht verändert.“

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