Lotterie oder Versicherung Was taugt die Sofortrente?

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Lebenslang immer schwieriger

Die größten Lotto-Pannen
Im Mai 1984 versagte beim Mittwochslotto im ZDF die auf „mechanisch-pneumatischer Basis“ arbeitende Lostrommel. Der Glaskörper, durch den Zahlenbälle per Luftdruck geblasen werden, wollte einfach die sieben Kugeln nicht herauslassen. Das bedeutete Verschiebung der Ziehung, Verärgerung bei den Zuschauern, Stunden später die Einblendung der Zahlen ins laufende Programm und - für alle Zweifler - eine Aufzeichnung der letztlich doch gelungenen Ziehung nach der letzten heute-Sendung um 00.20 Uhr. Verantwortlich für die Panne war laut Hessischer Lottozentrale ein kurzfristiger Spannungsausfall. Deshalb habe sich beim ersten Mischvorgang der Schieber für den „Auslass“ der Kugeln nicht geöffnet. Ein Ersatzgerät musste her. (Im Bild: Karin Tietze-Ludwig, 30 Jahre lang Lottofee in der ARD) Quelle: AP
Im Februar 1999 zerbrach bei der Lotto-Ziehung zum „Spiel 77“ bei der letzten Ziffer noch im Mischbehälter die Kugel mit der "6“, kurz bevor die "9“ gezogen wurde. Deshalb musste die letzte Zahl in einer Ersatzmaschine neu gezogen werden. In der Nachziehung fiel dann die "8“ statt der "9“. Pech für Tipper, die die "9“ angekreuzt hatten: Sie gingen leer aus. "Das ist völlig rechtmäßig, das war sozusagen höhere Gewalt“, hieß es bei Lotto Hessen. Quelle: dpa
Im Juli 2002 musste eine Mittwochsziehung abgebrochen werden, weil die Lotto-Trommel kaputt ging. Die ersten drei Zahlen konnten noch gezogen werden, dann sei "die Maschine kaputt gegangen", sagte damals ein ZDF-Sprecher. Die missglückte Ziehung wurde ausgestrahlt. Unter Aufsicht wurde die Ziehung dann mit einer Ersatztrommel fortgesetzt. Quelle: tagesspiegel.de Quelle: dpa
Im Sommer 2002 fehlten bei der Ziehung der Nordwestdeutschen Klassenlotterie (NKL) vom 12. Juli bis 6. September gleich 20 von insgesamt 100 Kugeln in einer Lostrommel. Das Missgeschick passierte, nachdem die echten Kugeln aus der Trommel für einen Film gegen "schönere“ getauscht wurden. Nach den Dreharbeiten vergaßen NKL-Mitarbeiter aber beim Wiederbeladen der Trommel 20 Kugeln im Tresor. Der Fehler wurde erst Wochen später bemerkt. Laut NKL ist „keinem dadurch Leid entstanden.“ Die entsprechenden Gewinne seien öffentlich und unter staatlicher Aufsicht nachgezogen worden. Quelle: dpa
Gleich mehrere Pannen sorgten im Juli 2005 für eine Achterbahnfahrt der Gefühle bei Lottospielern: Erst verlas Lotto-Fee Franziska Reichenbacher bei der Ziehung der Glückszahlen in der ARD die falsche Zusatzzahl "8" anstatt "18" vor. In der anschließenden Tagesschau wurden die Zahlen nicht gesendet, weil man sich unsicher war, welche Zusatzzahl denn nun die richtige war. Und als wäre das alles noch nicht genug für die mittlerweile vermutlich schweißgebadeten Lotto-Spieler, wurden im "Heute Journal" des ZDF eineinhalb Stunden später dann auch die Lottozahlen aus der Vorwoche vorgelesen.Quelle: Merkur Online Quelle: dpa
Im Mai 2010 blieb schon einmal eine Kugel stecken. Alle Zahlen plumpsten brav aus der Maschine, doch als es zur Ziehung der Superzahl kommt, verschluckt sich das Gerät - die Superzahl will einfach nicht fallen. Zwar sieht man, wie die Kugel mit der "1" am Ausgang steckt, doch sie fällt nicht ins Glas. Der Ziehungsleiter entscheidet trotzdem, dass die "1" gültig ist - zwei glückliche Gewinner teilten sich den Jackpot von 21 Millionen Euro. Hier geht es zum Video der Ziehung auf Youtube Quelle: Screenshot
Eine Panne der anderen Art gab es im Juli 2012 in Nordrhein-Westfalen. Wer seinen Lotto-Schein in der Annahmestelle abgeben wollte, hatte zumeist Pech: Pünktlich zu Ferienbeginn war fast jede dritte Lottoannahmestelle in NRW wegen einer technischen Störung offline, so dass keine Spielscheine angenommen werden konnten. Laut einem Pressesprecher von WestLotto lag der Fehler damals aber nicht bei den Annahmestellen, sondern bei der Telekom. Bis zum Abend waren dann die schwersten Ausfälle behoben und die Lottospieler konnten wieder teilnehmen.Quelle: rp-online.de Quelle: dpa

Rechnerisch reicht der reine Kapitalstock bei einer 18-Jährigen daher gerade einmal etwas mehr als 23 Jahre. Dann ist die Gewinnerin 41 Jahre alt, hat also noch einen großen Teil ihres Lebens vor sich. Allerdings legt die Versicherung das Geld natürlich an, dank Zinsen fließt die Rente deutlich länger. Deswegen ist die lebenslängliche Zahlung der Sofortrente nach Auskunft der Staatlichen Lotterieverwaltung „unabhängig vom Alter ihres/r Gewinners/in garantiert“.

Eines steht dennoch fest: Angesichts der anhaltend niedrigen Zinsen dürfte es für die Versicherung Atlanticlux immer schwieriger werden, den Kapitalstock in Höhe von 2,1 Millionen Euro so anzulegen, dass er ein Leben lang reicht. Bei einer Verzinsung von 2,5 Prozent wäre bei einer monatlichen Auszahlung von 7500 Euro nach etwa 35 Jahren Schluss.

Dennoch bietet die monatliche Auszahlung Vorteile. Schließlich endete das Glück vieler Lotto-Glückspilze anders als erhofft. Entweder der Gewinn wurde schnell verprasst, oder der Freundeskreis hat sich innerhalb kurzer Zeit auf wundersame Weise verdoppelt. Oft tauchen auch vermeintliche Geldanlageberater auf, die den glücklichen Gewinnern angeblich lukrative, häufig aber hochriskante Anlageprodukte aufschwatzen wollen. Wer also zu exzessiven Investitionen und Shoppingtouren angesichts unerwartet hoher Kontostände neigt, sollte lieber die monatliche Rentenvariante wählen.

von Heike Schwerdtfeger, Martin Gerth, Niklas Hoyer

Gewinner, die mit Geldanlagethemen vertraut sind, fahren mit der Einmalzahlung möglicherweise sogar besser. Wer sein Geld in einem Mischdepot anlegt, ähnlich wie es die WirtschaftsWoche bereits mehrfach vorgestellt hat, umschifft selbst Krisen. Seit Anfang 2008 brachte ein solches Depot aus Aktien (30 Prozent), Anleihen (30 Prozent), Gold (25 Prozent) und Tagesgeld (15 Prozent) immerhin pro Jahr 6,2 Prozent Rendite ein. Wer die Einmalzahlung der Lottogesellschaft auf diese Weise anlegt, kann seinen Gewinn schon innerhalb von sechs Jahren auf über drei Millionen Euro steigern - vorausgesetzt, er spart nur an und verzichtet auf Auszahlungen.  

Träumerei nicht praxistauglich

Klingt zwar alles sehr verlockend – praxistauglich sind derartige Zahlenspielchen und Träumereien allerdings nicht. Einer der Gründe liegt auf der Hand: Glücksspiel bleibt Glücksspiel und kann süchtig machen. Darauf weisen auch die Lottogesellschaften hin. Zum anderen liegt beispielsweise bei der Glücksspirale die Gewinnwahrscheinlichkeit für die Sofortrente nach eigenen Angaben bei eins zu fünf Millionen. Nur jedes fünfmillionste Los öffnet demnach die Tür für eine lebenslange Sofortrente. Rein rechnerisch müssen insgesamt über 25 Millionen Euro investiert werden, bis ein Gewinn dabei rausspringt. Das es auch anders geht, bewies ein Spieler im Jahr 2010. Er spielte denselben Lottoschein zweimal und gewann auf die Weise zwei Sofortrenten mit einem Schein.

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